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06.03.2008 - Interview mit Olaf Janßen

Vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg II fand der Sportliche Leiter Olaf Janßen Zeit, um mit Jawattdenn.de über die aktuelle Lage an der Hafenstraße, über ehemalige Trainer und über die Jugendabteilung zu sprechen.


Teil I: "Die sportliche Situation"

Jawattdenn.de:
In der Winterpause wurden drei neue Spieler verpflichtet, es wurde davon gesprochen, dass man nach der Pause eine ganz andere Qualität in der Kabine sitzen haben würde und man die oberen Tabellenregionen anvisiert. Inzwischen ist man aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, im Niederrhein-Pokal mit Ach und Krach gegen einen Oberligisten weitergekommen und liegt in der Liga fünf Punkte hinter einem Quali-Platz für die eingleisige Dritte Liga.
Hatte man ein solches Szenario in der Winterpause überhaupt im Hinterkopf, oder trifft das die Verantwortlichen im Verein überraschend?

Olaf Janßen:
Es ist erstmal so, dass die Verletzten leider alle nicht so schnell fit geworden sind, wie wir uns das alle gewünscht hätten. Man muss erstmal feststellen, dass bis einschließlich des letzten Spiels gegen Dortmund vom ersten Spieltag an dem Trainer eigentlich immer ein Drittel seines Kaders nicht zur Verfügung stand. Es ist natürlich extrem schwer, so etwas zu kompensieren.

Wenn man dann sieht, wie wir in Ahlen wirklich unglücklich in Rückstand geraten, danach die Mannschaft aber nach vorne spielte, das bessere Team war und wir dann im Heimspiel gegen Borussia Dortmund auf eine Elf treffen, die im Prinzip nur ihr Tor verteidigen will und wir natürlich den Ball nicht im Kasten unterbringen, dann muss man sicherlich sagen, dass alles sehr unglücklich gelaufen ist.

Jetzt hat der Trainer aber fast den ganzen Kader zur Verfügung, und wenn man die Konstellation der Tabelle sieht, kann man die meiner Meinung nach jetzt auf Null zurückdrehen und die 14 verbleibenden Spiele zählen. Wenn man in den Spielen unter den beispielsweise besten sieben Mannschaften liegt, dann hat man sich für die Dritte Liga qualifiziert, weil die Punktabstände einfach so gering sind.
Und da unsere Spieler jetzt gesund werden bzw. gesund sind, haben wir die absolute Möglichkeit, diesen Bock jetzt umzustoßen. Damit sollten wir am Wochenende gegen Wolfsburg beginnen.


Jawattdenn.de:
Sind denn bei fünf Punkten Rückstand schon alle Spieler und Verantwortlichen im Abstiegskampf angekommen, oder wird teilweise auch noch auf den Aufstieg geschielt?

Olaf Janßen:
Es ist so, wie ich es gerade gesagt habe. Lassen sie uns die Tabelle auf Null zurückdrehen und uns auf die nächsten 14 Spiele konzentrieren. Und da zählen auch nicht nur die nächsten vier Spiele, sondern wirklich die nächsten 14 Spiele.
Union Berlin ist jetzt Tabellenführer und war vor zwei Spieltagen noch Neunter. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass sie zwei Spieltage später wieder auf dem neunten Platz stehen können. Sich jetzt in Sicherheit zu wiegen bringt genauso wenig, wie den Kopf in den Sand zu stecken.
Wenn ich unsere Mannschaft sehe, denke ich, dass sie dazu auf jeden Fall in der Lage ist. Gerade weil sie eine richtige Mannschaft ist, und so etwas erkennt man sicherlich besonders gut in einer so schwierigen Lage. Deswegen ist mir diesbezüglich nicht Bange.


Jawattdenn.de:
Der schlechte Rückrundenstart wird zum einen auf die vielen Verletzten und zum anderen auf die schlechte Chancenverwertung zurückgeführt. Sieht man darüber hinaus noch weitere Gründe für die derzeitige Misere?

Olaf Janßen:
Ich glaube, dass diese beiden Gründe die entscheidenden sind. Erstens: dem Trainer hat durch die Verletzungen nicht die Qualität zur Verfügung gestanden hat, die wir eigentlich haben. Zweitens haben wir in den entscheidenden Situationen den Ball nicht im Tor untergebracht haben. Ich glaube, man muss auch gar nicht weiter versuchen, noch andere Dinge zu erfinden, denn da gibt es nichts. Die Mannschaft ist zum Beispiel auch kein zerstrittener Haufen, in der es verschiedene Grüppchen gibt oder in der die Jungs sich nicht 100% einsetzen.
Also sind das schon die beiden entscheidenden Gründe. Man kann sich ja auch schon die beiden Rückrundenspiele vor der Winterpause anschauen. Gegen Düsseldorf haben wir 7:0 Torchancen und in Oberhausen verlieren wir das Spiel aufgrund einer Windböe, die uns eine Flanke reingehauen hat.

Im Fußball gibt es keine Haltungsnoten, sondern Tore und Punkte. Das sind die Kriterien, die zählen, und die brauchen wir jetzt.


Jawattdenn.de:
Glauben Sie denn, dass RWE ein Sturmproblem hat?

Olaf Janßen:
Wenn ich den im Winter dazugekommenen Paul Jans oder Spieler wie Kurth, Güvenisik und Guie-Mien sehe, dann ist das auch meiner Sicht für die Regionalliga schon gar nicht so schlecht. Wir haben etliche Standardsituationen, in denen wir den letzten Biss vermissen lassen. Wir schießen zu wenig aus der zweiten Reihe. Das verteilt sich auf viele Schultern.
Aufgrund unserer Quote haben wir sicherlich ein Sturmproblem, aufgrund der Qualität unserer Spieler eher weniger.


Jawattdenn.de:

Die Qualität ist also da und es müsste nur der Knoten platzen?

Olaf Janßen:
Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, und deswegen erwarte ich gegen Wolfsburg nicht nur einen Sieg. Jeder, der ins Stadion kommt, soll von der ersten Sekunde an spüren, dass die Mannschaft nicht nur drei Punkte, sondern auch diesen Torefluch besiegen will.
Das heißt, dass man nicht versucht, ein 1:0 60 Minuten lang über die Zeit zu retten, sondern nach dem Spiel der Willi Maler neue Netze in die Tore hängen muss.
Im übertragenen Sinne erwarte ich von der Mannschaft also, dass der Siegeswille in jeder Situation zu sehen ist.


Jawattdenn.de:
Eigentlich hieß es im Winter, man wolle sich im Sturm nicht weiter verstärken und würde mit Markus Kurth im Sturmzentrum planen. Trotzdem hat man Paul Jans verpflichtet. Hat man noch einmal umgedacht, oder war es so, dass mit Paul Jans plötzlich ein passender Spieler auf den Markt kam, der vorher nicht zu kriegen war?

Olaf Janßen:
Sowohl als auch. Markus Kurth hatte zum Ende der Hinrunde ja schon einen Faserriss, hatte aber in Oberhausen noch mal ein Spiel gemacht. Die Verletzung hat er sich dann während des Trainingslagers noch einmal zugezogen und fiel wieder drei Wochen aus.
Ein Grund war also, dass wir in dieser prekären Situation nicht abschätzen konnten, wie stark wir auf Markus setzen können.

Die andere Seite war, und das war sicherlich der Hauptgrund, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, Paul Jans zu verpflichten. Wir kennen ihn seit längerer Zeit und Venlo hatte kurz vor Transferschluss drei Stürmer verpflichtet. Da wäre Paul Jans erstmal hinten dran gewesen, und so ergab sich für uns die Möglichkeit, ihn zu verpflichten.


Jawattdenn.de:

Mit Benjamin Baltes wurde ein weiterer Spieler verpflichtet, der Erfahrung im Profibereich sammeln konnte und zuletzt in Lübeck Leistungsträger war. Bei RWE kam er aber bisher nicht wirklich zum Zuge. Denken Sie, dass er der Mannschaft im Verlauf der Rückrunde weiterhelfen wird?

Olaf Janßen:
Benjamin ist ein sehr quirliger und dribbelstarker Spieler, der gerade auch unsere linke Angriffsseite beleben könnte und sollte. Bei ihm muss man einfach sagen, dass er in den letzten Wochen in den Zweikämpfen zu früh zurückgesteckt und nicht alles investiert hat, um sich durchzusetzen. Wir haben anschließend einige Gespräche mit ihm geführt und in den letzten 10-14 Tagen war im Training bei ihm auch schon eine deutliche Steigerung zu sehen. Ich hoffe, das hält an.
So einen Spieler, der mal für eine überraschende Aktion sorgen kann, kann man sicher auch am Wochenende gegen Wolfsburg gebrauchen.


Jawattdenn.de:
Er ist also für die Außenbahnen eingeplant, auf denen er auch bei seinen vorherigen Stationen schon zu Hause war?

Olaf Janßen:
Im Prinzip ist er beidfüßig, von daher ist er sehr flexibel einsetzbarl. Und da wir wussten, dass durch die Verletzungen von Ferhat Kiskanc und Mitja Schäfer zwei Linksfüße ausfallen, ist er schon tendenziell für diese Seite eingeplant. Aber er kann natürlich auch hinter den Spitzen spielen.


Jawattdenn.de:
Rolf Hempelmann hat letzte Woche betont, Trainer und Sportlicher Leiter hätten eine Reihe von Trainingsformen und taktischen Überlegungen zur Behebung der Abschlussschwäche entwickelt und vorgestellt. Diese Bemerkung hörte sich so an, als ob man sich erst Gedanken gemacht hätte, als es schon zu spät war.
Hat man sich tatsächlich erst nach dem Spiel gegen Dortmund damit befasst, oder hat man den Hebel dort schon früher angesetzt, aber bisher noch keine Ergebnisse gesehen?

Olaf Janßen:
Ich kann verstehen, dass man Schwierigkeiten hat, diesem Satz zu folgen. Es ist ja erstmal so, dass es einen sehr engen Austausch zwischen dem Trainerteam und mir gibt. Das liegt ja auch in der Natur der Sache, denn als Sportlicher Leiter habe ich die Verantwortung für diesen Bereich. Der Austausch mit Heiko war vom ersten Tag an da, und besteht auch jetzt, wo es Gegenwind gibt. Ich sehe auch viele Trainingseinheiten, also können wir uns auch sehr aktuell und detailliert über diese Dinge unterhalten.

Dass wir, wenn wir etliche Spiele kein Tor schießen, überlegen, wie wir das im Training abstellen können, ist klar.
Die Bemerkung von Rolf Hempelmann war vielleicht darauf gemünzt, dass wir für die Mannschaft mal ein Band mit allen Toren der Hinrunde zusammen geschnitten haben und der Trainer schon spezielle Spielformen entwickelt hat, in denen der Abschluss provoziert wird und die Spieler öfter in entsprechende Situationen gebracht werden.


Jawattdenn.de:
Vor der Saison gab es das Chaos um die Verpflichtung von Karsten Jensen, ehe Andre Schei Lindbaek verpflichtet wurde. Lindbaek konnte bisher noch nicht richtig Fuß fassen.
Stand man bei dieser Verpflichtung zu sehr unter Druck, schnell einen Stürmer verpflichten zu müssen bzw. hat sich zu sehr unter Druck setzen lassen?

Olaf Janßen:
Wir hatten auch sicherlich zehn Stürmer auf unserer Liste, aber es ist nun mal so, dass die Luft im Sturmbereich sehr dünn ist und die Leute auch nicht unbedingt Schlange gestanden haben, um mit dem Fahrrad zu Rot-Weiss Essen zu fahren.

Mit Karsten Jensen ist dann eine Geschichte passiert, die in dieser Form wohl auch ein Novum ist. Mehrere Leute haben sich den Spieler in Dänemark angeguckt und waren alle von ihm überzeugt. Dann hat man sich telefonisch mit ihm geeinigt und der Spieler ist mit seiner Frau angereist. Es gab letzte Gespräche, der Spieler wurde der Mannschaft vorgestellt und die Verträge wurden unterzeichnet. Dann ist er wieder nach Dänemark gefahren, um am Wochenende seine Frau zu heiraten, und am selben Abend um 23 Uhr rief er mich an und hat mir mitgeteilt, dass er nicht kommen könne, weil seine Frau einfach ein Veto eingelegt und gesagt habe, dass sie nicht heiraten würden, wenn er nach Essen gehe.

Es kann sich wohl jeder vorstellen, dass dieses Telefonat ein schwerer Schlag für uns war, nachdem wir diese Geschichte eigentlich zu den Akten gelegt hatten. Mit der Unterschrift unter den Vertrag konnte man eigentlich davon ausgehen, dass die Sache durch war.
Sicherlich besteht man erstmal auf das Vertragsverhältnis, aber es nützt einem ja auch nichts, wenn der Spieler nicht mit 100% bei der Sache ist.

Die Geschichte musste also wohl oder übel neu aufgerollt werden, weil wir einen Stoßstürmer im Kader haben wollten. In der Phase ist die Entscheidung nach den positiven Trainingseindrücken und den gesammelten Informationen auf Andre Schei Lindbaek gefallen.

Es ist richtig, dass er die Erwartungen, die wir in ihn gesteckt hatten, bislang nicht erfüllen konnte. Und wenn man das Gefühl hatte, dass er dorthin kommt, wo man ihn eigentlich hin haben wollte, haben ihn immer wieder Verletzungen zurückgeworfen.

Das ist leider eine Geschichte, die nicht erfolgreich gelaufen ist.


Jawattdenn.de:
Sie haben angesprochen, dass sie im Sommer wie vor zweieinhalb Jahren wieder einen komplett neuen Kader aufbauen mussten. Es kommt wohl eher selten vor, dass ein Manager eine solche Aufgabe zu bewältigen hat. Sie standen nun schon zum zweiten Mal vor einem Kader mit nur drei Spielern. Wie beurteilen sie bei dieser Vielzahl an Neuverpflichtungen ihre Transferbilanz?

Olaf Janßen:
Das muss jeder selbst beurteilen. Es sind an die 60 Transfers, die ich bisher bei RWE machen musste, und die Bilanz fällt eigentlich sehr positiv aus.
Wenn ich selbstkritisch damit umgehe, sind es doch deutlich unter zehn Transfers, von denen ich sagen würde, dass sie Fehler gewesen wären und ich das so nicht noch einmal machen würde. Diese Quote ist eigentlich sehr positiv. Schlussendlich ist es aber so, dass wir mit einem Punkt Rückstand aus der Zweiten Liga abgestiegen sind. Das hat uns sehr weh getan und natürlich auch die Planungen für die Zukunft extrem behindert.

Wir haben versucht, aus dem jetzigen Kader 14, 15 Spieler weiter unter Vertrag zu haben. Wir können sagen, dass wir für die dritte Liga eine mehr als konkurrenzfähige Basis haben, auf der wir aufbauen können. Wir haben darauf geachtet, dass von der Altersstruktur her auch entwicklungsfähige Spieler dabei sind und wir eine jüngere Mannschaft haben, auf die wir auch länger setzen können.
Ich denke, das ist uns gelungen und ich hoffe, in dieser Saison werden die sportlichen Ziele auch erreichen.


Jawattdenn.de:
Kann man denn überhaupt schon für die nächste Saison planen? Die Dritte Liga ist das Ziel, es droht der Absturz in die neue Regionalliga, aber selbst der Aufstieg in die Zweite Liga ist immer noch möglich.

Olaf Janßen:
Der Baustein ist wie gesagt, dass man viele Spieler für die Zweite und Dritte Liga weiter unter Vertrag hat. Die Planungen laufen auch weiter und man fragt natürlich, auf welchen Positionen man sich verstärken will, wenn man die Zweite oder Dritte Liga erreicht. Für die vierte Liga gibt es derzeit relativ wenig zu planen, weil wir bei einem solchen Szenario erstmal sehen müssten, auf welchen finanziellen Beinen wir ständen, was wir umsetzen könnten, welchen Weg wir gehen wollten und inwieweit die U23 als Grundstock für diese Regionalliga-Mannschaft dienen könnte.
Das sind Sachen, die wir besprechen und entscheiden müssten, wenn sich abzeichnen würde, dass der Weg in die vierte Liga geht.


Jawattdenn.de:
Noch mal zurück zur Zeit des Jensen-Transfers: Mit der Bekanntgabe des Vertrages mit Jensen wurde auch bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Alexander Löbe aufgelöst wurde, der über Umwege schließlich nach Paderborn gekommen ist. Einige Leute sprechen davon, dass Rot-Weiss Essen dabei hintergangen oder über den Tisch gezogen wurde. Was sagen Sie zu solchen Verschwörungstheorien?

Olaf Janßen:
Ich meine, das sind einfach wilde Theorien, bei denen sich jeder seinen Teil denken und die Lage selbst beurteilen sollte. Letztendlich weiß ich auch nicht genau, was da im Hintergrund abgelaufen ist. Ich glaube allerdings nicht an so eine Theorie, da der Alex eine berufliche Ausbildung angestrebt hat. Die Vertragsgespräche werden von Nico Schäfer und Markus Buchberger geführt, so dass ich auch nicht im Detail nachvollziehen kann, was genau besprochen wurde. ich weiß, dass bestimmte Dinge vertraglich geregelt waren, und ich glaube nicht, dass wir dabei über den Leisten gezogen worden sind, denn wir wollten mit dem Spieler einfach nicht weiter zusammenarbeiten und haben uns dann mit ihm auf die Vertragsauflösung geeinigt.


Jawattdenn.de:
Das Spiel gegen Emden ist ausgefallen, man hat jetzt fünf Punkte Rückstand und es steht quasi ein Schicksalsspiel an. Wenn man jetzt verliert hat man unter Umständen schon acht Punkte Rückstand. Empfindet man das Spiel am Samstag auch als Schicksalsspiel für die eigene Position als Sportlicher Leiter?

Olaf Janßen:
Wenn man auf die Tabelle guckt, dann spürt man natürlich den Druck und merkt, dass man jetzt auch Erfolge braucht, damit es nicht zum Abstieg kommt. Aber ein Schicksalsspiel für mich persönlich ist das mit Sicherheit nicht. Ich bin verheiratet, habe vier Kinder. Ich glaube, da ist Schicksal etwas anderes.

Der Ausfall des Emden-Spiels ist vielen Verletzten von uns entgegengekommen ist und wir könnten gegen Wolfsburg ein Signal setzen. Ich habe mir am Samstag Braunschweig zu Hause gegen Erfurt angeguckt. Auch dorthin müssen wir nicht mit Angst hinfahren Dann sind all die Dinge möglich, die bisher durch Pech und eventuell auch ein bisschen Unvermögen in die andere Richtung gegangen sind. Wir haben alles noch selber in der Hand.


Jawattdenn.de:
Der Unmut der Fans fokussiert sich nicht erst seit dem Abstieg besonders stark auf Ihre Person. Können sie nachvollziehen, warum ihr Name im Mittelpunkt des Ärgers steht?

Olaf Janßen:
Ja, sicher. Ich bin der Sportliche Leiter, und somit bin ich verantwortlich für die sportlichen Dinge und den sportlichen Erfolg.
Nach Misserfolgen wie dem Abstieg oder dem schlechten Saisonstart ist es für den Fan natürlich einfach, dass an jemandem fest zu machen. Dass diese Person nicht der Platzwart ist, sondern der Sportliche Leiter, kann ich durchaus nachvollziehen.


Jawattdenn.de:
Frei herausgesagt, macht Ihnen die Arbeit im Moment denn Spaß?

Olaf Janßen:
Spaß ist natürlich der falsche Ausdruck. Ich bin davon überzeugt, dass das, was ich tue, für mich und mein Leben das Richtige ist.
Ich möchte z.B. nicht im Büro sitzen und Versicherungen verkaufen, sondern glaube, dass ich in dem Bereich, in dem ich jetzt tätig bin, am Besten aufgehoben bin. Von daher mache ich meinen Job sehr gerne.

Die derzeitige Situation als spaßig zu betrachten, ist sicherlich völlig Fehl am Platze.
Es gibt aber auch weiterhin schöne Momente. Zum Beispiel, wenn ich auf der Geschäftsstelle bin und sehe, welcher Zusammenhalt hier herrscht. Da wird morgens z.B. zusammen gefrühstückt, und das sind einfach Leute, die durch und durch Rot-Weisse sind.
Aus solchen Momenten geht man gestärkt hervor und greift wieder an.

Auch die Zusammenarbeit mit dem Trainer und dem Trainerteam, der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft usw. - es gibt schon genügend Dinge, über die man sagt, dass es sich dafür zu kämpfen lohnt.
Den Spaß muss man sich dann wieder erarbeiten. Aber das kann man nur mit Punkten.


Jawattdenn.de:
Eine Situation, die noch weniger spaßig als die derzeitige wäre, wäre ein Abstieg in die neue Regionalliga. Sie haben angesprochen, dass man sich zum Worst Case noch wenig Gedanken machen könne. Machen Sie sich also auch keine Gedanken darüber, was mit Ihnen passieren würde, wenn der Abstiegsfall eintritt und man an Sie mit der Bitte heranträte, ihren Posten weiter zu besetzen?

Olaf Janßen:
Das ist doch rein hypothetisch. Wir haben gerade festgestellt, dass der Unmut sich stark an der Position des Sportlichen Leiters fest macht, und bei einem Abstieg würde das wohl tendenziell nicht weniger. Das wäre eine extrem schwierige Situation für den Gesamtverein, in der man sich komplett neu aufstellen müsste.

Darüber möchte ich mir aber auch gar keine Gedanken machen, sondern viel mehr den Erfolg in den nächsten Wochen in den Vordergrund stellen.


Jawattdenn.de:
Wenn man die Zusammenstellung des Kaders vor dieser Saison mit der des Aufstiegskaders von 2005/06 vergleicht, ist eine unterschiedliche Herangehensweise recht deutlich. Während man vor zwei Jahren auf viele etablierte Spieler setzte, kamen in diesem Jahr eher unbekanntere Spieler mit Entwicklungspotential. Sind die Gründe dafür rein finanzieller Natur, oder haben dort auch sportliche Gedanken hineingespielt?

Olaf Janßen:
In erster Linie waren das natürlich finanzielle Beweggründe. Man kann klar sagen, dass diese Mannschaft eine ganz andere Ausrichtung als die damalige Aufstiegsmannschaft hat. Damals musste man aufsteigen und man hatte dementsprechend auch investiert.
Dieses Jahr gab es andere Zielvorgaben, aber natürlich trotzdem mit dem Auftrag, den Spagat zwischen einer deutlich verjüngten Mannschaft mit mehr Perspektivspielern und einer Mannschaft, die qualitativ so gut besetzt ist, dass sie oben mitspielen kann, zu schaffen.

Jetzt kann jeder für sich selbst darüber werten, wie wir die Mannschaft zusammengestellt haben. Wenn dauerhaft ein Drittel der Spieler ausfällt, dann ist das allerdings eine schwierige Situation für den Trainer.


Jawattdenn.de:
Wie sah es denn mit einem Spieler wie Holger Wehlage aus, der sich nach eigener Aussage hätte vorstellen können, bei RWE zu bleiben, aber wohl gar kein Angebot erhalten hat. Hat er nicht in das sportliche Konzept gepasst, oder war es finanziell gar nicht denkbar, ihn zu halten?

Olaf Janßen: Da gibt es immer mehrere Dinge zu überlegen. Aber es war schon so, dass es zu dem Zeitpunkt, an dem es darum ging, finanziell außerhalb des Rahmens gelegen hat, den wir uns selbst gesteckt hatten.
Wir hätten uns da schon relativ früh auf einen Spieler festlegen müssen, der außerhalb unseres Rahmens gelegen hätte, und das hätte sich dann auch auf die nächsten Projekte niedergeschlagen, bei denen man entsprechend weniger Mittel gehabt hätte.


Jawattdenn.de:
Kann man generell sagen, wonach entschieden worden ist, mit welchen Spielern man weitere Gespräche führt und mit welchen nicht?

Olaf Janßen:
Vieles hatte sich da ja selbst erledigt, weil einige Verträge durch den Abstieg ungültig geworden waren und einige Spieler dann auch gesagt haben, dass sie in die Zweite Liga gehen. Von daher war das ja schon ein Gros, was weg war.


Jawattdenn.de:
Mal zur aktuellen Situation im Kader: Daniel Sereinig hat sich in der Vorbereitung einen Haarriss im Fuß zugezogen und sollte ursprünglich operiert werden, wofür eine Ausfallzeit von ca. sechs Wochen prognostiziert wurde. Man hat sich dann aber doch für eine konservative Behandlung entschieden. Trotzdem ist Sereinig in den bisherigen Spielen nicht zum Einsatz gekommen. Hätte man sich da nicht genauso gut für eine OP entscheiden können?

Olaf Janßen:
Da sind eine ganze Menge Fehler drin. Der erste Fehler ist, dass man mit diesem Haarriss im Fuß zu vier verschiedenen Ärzten geht und fünf Meinungen hat.
Die Entscheidung für oder gegen eine OP ist sehr schwer. Wenn er sich operieren lässt, dann fällt er acht Wochen aus, und ich glaube, die wären jetzt noch nicht abgelaufen. Dafür ist man aber damit auf der sicheren Seite.
Es könnte aber genauso gut sein, dass die OP nicht notwendig wäre. Und er hat sich für eine konservative Behandlung entschieden, weil er nicht in so einer entscheidenden Phase zwei Monate fehlen wollte, ohne zu wissen, ob das überhaupt notwendig ist.
Das muss in so einer Situation jeder mit sich selbst ausmachen. Es ist jetzt so, dass er für Samstag fit und auch einsatzbereit ist. Ob er auch aufgestellt wird, ist dann wieder eine andere Geschichte.


Jawattdenn.de:
Stijn Haeldermans wird gegen Wolfsburg wieder auf der Bank sitzen. Glauben Sie, dass ein 33jähriger, der fast anderthalb Jahre kein Pflichtspiel durchgespielt hat, nach so einer langen Zeit noch mal zurückkommen kann?

Olaf Janßen:
Lassen Sie uns das in zwei Ebenen unterteilen.
Die eine ist die psychologische Ebene. Ich habe lange mit dem Stijn gesprochen, und konnte ihm aufgrund meiner Erfahrung - ich bin 21-mal operiert worden - schon einiges mitgeben.
Ich hatte das Gefühl, dass der Stijn das eine Ziel hat, den Menschen und den Fans in Essen zu zeigen, dass er zurückkommen will, das auch schafft und auf dem Platz umsetzen möchte.
Das ist auch der Antrieb, den er die ganzen Monate gebraucht hat. Das hat ihn angetrieben.
Er war ja auch sehr lange in Belgien und hat da seine Reha wirklich perfekt durchgezogen, einfach mit dem Hintergedanken im Kopf, zurück zu wollen und es den Leuten zu zeigen, dass er auf den Platz gehört.

Das ist der erste Teil, und den hat er wirklich mit Bravour bestanden. Er ist ja jetzt auch voll belastbar und mit Spaß beim Training dabei.

Die zweite Ebene ist die Sportliche. Das ist die Frage nach der Qualität bzw. danach, ob er uns noch helfen kann. Und die muss man sicherlich mit einem Fragezeichen versehen.
Diese Frage in der Situation, in der wir uns befinden, zu beantworten, wäre sehr früh.
Ich habe ja gesagt, wir müssen uns auf die nächsten 14 Spiele konzentrieren, und die endgültige Entscheidung, wo man landet, fällt im Mai. Und wenn der April kommt, ist er wieder einen ganzen Monat weiter, wenn er - toi, toi, toi - nicht wieder Probleme mit Verletzungen bekommt. Dann ist er auch körperlich noch einen Schritt weiter.

Bis dahin traue ich Stijn zu, körperlich in einer Lage zu sein, in der er uns richtig helfen kann.
Aber da muss man wirklich Realist sein und das nach dieser langen Zeit mit einem Fragezeichen versehen.

Aber wichtig ist auch der Kopf, und da lege ich meine Hand für ins Feuer: der Junge will!


>>Teil II: "Ehemalige RWE-Trainer"<<           >>Teil III: "Die Jugendarbeit"<<


Das Interview führten Hendrik Stürznickel, Henrik Holländer und Fabian Jerrentrup

 







   

     

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