15.07.2007 - Interview mit Jürgen Jansen
Teil II
Jawattdenn.de
Versucht man als Schiedsrichter, wenn ein Spiel wie
das Spiel Essen - Rostock bereits unterbrochen war
oder kurz vor dem Abbruch steht, so zu pfeifen, dass
die Gemüter sich beruhigen?
Jürgen Jansen
Ein erfahrener und umsichtiger Schiedsrichter versucht,
durch seine Spielleitung bereits im Vorfeld Ruhe zu
erzeugen. Wenn ich merke, dass das Publikum überreagiert,
habe ich als Schiedsrichter schon die Möglichkeit,
einzuwirken, indem ich viel enger pfeife, damit Tempo
herausnehme und die Situation entschärfe. Ich
möchte als Schiedsrichter natürlich kein
weiteres Öl ins Feuer gießen, wenn es ohnehin
auf den Rängen brodelt. Es könnte passieren,
dass die Stimmung eskaliert. In solchen Situationen
ist die Erfahrung des Schiedsrichters und sein Auftreten
sehr entscheidend. Wir haben im DFB auch ein sehr
effizientes Coachingsystem eingeführt, wo eben
die Schiedsrichter sehr nah am Spiel aus- und weitergebildet
werden. Der Coach ist immer dabei und niemand wird
alleine gelassen. Die Ausbildung sowohl beim DFB als
auch international ist da auf einem sehr guten Weg.
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Ist es nicht schwierig, in Stadien wie Essen oder
Aachen als Assistent direkt vor dem Fanblock vorbeizulaufen?
Da bekommt man doch schon mal ein Bier oder auch Schlimmeres
mit?
Jürgen Jansen
Nein, das belastet nicht. Da sind wir als Schiedsrichter
schon etwas härter im Nehmen.
Während des Spiels bemerkt man das aber nicht.
Die Leute sind so hoch konzentriert. Die Außenwelt
nimmt man so gut wie nicht wahr, weil man so stark
auf die Spielleitung konzentriert ist. Natürlich
bemerkt man, wenn man von einem Trommelstock oder
einer Dose getroffen wird. Ich hoffe jedoch, dass
da deutliche Verbesserungen eintreten, auch wenn Dänemark
nun leider wieder gezeigt hat, dass man niemals zu
hundert Prozent vor solchen Situation gefeit ist.
Man darf nicht alle Fans über einen Kamm scheren.
Das sind immer nur Einzelne, einige Wenige. Die gibt
es nun mal Leute, die gehen da nur hin, um Theater
zu machen. Denen ist der Sport ganz egal. Solche Leute
sind ja keine Fußballfans. Da müsst ihr,
die richtigen Fans, mitarbeiten. Ihr steht mit solchen
Leuten im Block. Ihr müsst mithelfen, dass solche
Leute aussortiert werden können.
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Manchmal kommt es ja schon vor, dass man eine Tätlichkeit
nicht mitbekommt. Wie geht man damit um?
Jürgen Jansen
Man hofft natürlich immer, dass, wenn man als
Schiedsrichter selbst etwas nicht mitbekommt, der
Assistent es vielleicht gesehen hat. Wenn es komplett
am Team vorbeigegangen ist, dann stört das einen
schon. Man kann das nun mal nicht ändern. Klar
ist, dass man so etwas gerne sehen möchte.
Ich hatte mal ein Spiel in Frankfurt, da hat ein Spieler
von Frankfurt, einen Gegenspieler angespuckt. Ich
war der Meinung, er hat gespuckt, ich hab die Spucke
fliegen sehen. Im ersten Moment rechnet man nicht
damit. Da war ich erstmal erschrocken und habe das
Spiel unterbrochen. Ich habe den Spieler dann vom
Platz gestellt. Der Spieler, kam hinterher dann in
meine Kabine und hat sich bei mir entschuldigt. Es
gab 5 Spiele Sperre. Man ist da also schon eher froh
wenn man alles mitbekommt.
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Gucken Sie sich nachher Spiele von Ihnen an?
Jürgen Jansen
Natürlich schaut man sich das Spiel an. In der
Ersten und Zweiten Liga wird unmittelbar nach Spielende,
noch im Stadion jedes Spiel per Video noch einmal
mit dem Coach analysiert. Jede wichtige Szene wird
angeschaut und es wird diskutiert, was du richtig
gemacht bzw. was du besser hättest machen können.
Das führt zu einer Leistungsverbesserung. Man
sieht, wie das eigene Stellungsspiel war.
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Man hat als Fan manchmal den Eindruck, dass der Schiedsrichter
unantastbar, manchmal sogar unfehlbar, erscheint?
Jürgen Jansen
Das ist aber nicht so. Intern wird sehr kritisch miteinander
umgegangen. Jeder Schiedsrichter versucht sich immer
zu verbessern, denn keiner möchte gerne mit irgendwelchen
Tomaten in der Zeitung abgebildet werden. Daher versuchen
wir immer wieder, uns mit Coaching und mit Videoanalyse
zu verbessern.
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Wenn ein Fußballer sich äußern möchte,
kann er dies über die Medien tun. Dürfen
Schiedsrichter sich nach Spielen vor den Kameras oder
in den Printmedien äußern? Frustriert es
nicht, sich nicht in dem Maße äußern
zu können wie Spieler, Trainer oder Manager?
Jürgen Jansen
Es gibt oft knifflige, schwierige Situationen. Da
kann man sich dann auch äußern. Dies ist
jedem Schiedsrichter freigestellt. Es gibt keinen
"Maulkorb" vom DFB. Wir dürfen uns
äußern, wenn wir möchten. Es gibt
Ereignisse, wo auch vor der Kamera nachher ein Schiedsrichter
eine Fehlentscheidung einräumt. Auch Schiedsrichter
sind Menschen und machen demzufolge Fehler. Das gehört
zum Fußball. Wenn der Mittelstürmer mal
nicht trifft und man verliert dadurch, ist er ja auch
nicht sofort an allem Schuld. Das nächste Mal
trifft er dann wieder und ist der Beste. So muss man
das beim Schiedsrichter auch betrachten. Es ist manchmal
schwer für Fans, weil es in einer Saison auch
mal entscheidende Punkte kostet. Aber im Laufe einer
Saison steigst du nie durch Schiedsrichterentscheidungen
auf oder ab. Es gleicht sich alles im Laufe einer
Saison aus.
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Besonders in unteren Klassen hört man ja immer
mal wieder von Bedrohungen oder Tätlichkeiten
gegen Schiedsrichter. Ist dieser Job ein hartes Brot?
Jürgen Jansen
Ich selber pfeife aktuell noch bis zur Bezirksklasse.
Darunter war auch das ein oder andere brisante Spiel.
Ich habe den Vorteil, dass mir als ehemaligem Bundesligaschiedsrichter
mehr Respekt entgegen gebracht wird. Bei mir ist es
also anders, als bei einem jungen Kollegen, der vielleicht
erst neu in dieser Spielklasse ist. Vom Prinzip her
muss man aber sagen, dass auch diese Schiedsrichter
mit vollem Eifer dabei sind. Die haben es sehr schwer.
Ich bewundere die Leute, die am Sonntagmorgen um 9:15
Uhr Spiele leiten, während einige Spieler gerade
direkt aus der Disko kommen und zum Sportplatz gehen.
Gerade in den unteren Klassen haben wir die größten
Probleme. Bundesliga möchte jeder pfeifen. Die
Kreisliga C ist da weniger attraktiv. Ich bewundere
die Leute, die das tun. Das sind die Leute, die wir
brauchen. Sie sind sehr wichtig, damit der Spielbetrieb
aufrecht erhalten wird.
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Kann man irgendwie Maßnahmen ergreifen um auch
diese Leute besser zu schützen?
Jürgen Jansen
Das ist sehr schwierig. Es gibt immer Situationen,
wo Schiedsrichter beleidigt, bespuckt oder tätlich
angegangen werden. Das wissen wir. Es ist aber unmöglich,
bei jedem Spiel einen Bodyguard mitzuschicken. Man
kann im Nachhinein bestrafen, aber auch vorher dafür
sorgen, dass die Leute auch den Schiedsrichter als
Sportler anerkennen. Das funktioniert leider nicht
immer. Gerade wenn Alkohol mit ins Spiel kommt, sinkt
die Hemmschwelle und die Leute werden doch handgreiflich.
Da haben wir leider gar keine Chance. Das hat man
aber nicht nur im Fußball. Das ist ein gesellschaftliches
Problem. Diese Frustbewältigung, die manche dort
ausleben, hat selten etwas mit Fußball zu tun.
Diese Probleme haben wir schon seit Jahren und bekommen
sie auch nicht wirklich in den Griff. Die Verantwortung
liegt aber nicht nur bei den Verantwortlichen, sondern
in erster Linie bei der Gesellschaft.
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Fußballprofis verdienen enorme Gehälter.
Wie fühlt sich da der "Geringverdiener"
Schiedsrichter? Er ist ja genauso in den Medien, wie
die Spieler, aber meist nur bei Fehlentscheidungen,
für die er kritisiert wird. Die berühmten
"Tomaten auf den Augen" der Bildzeitung...
Jürgen Jansen
...oder der "Pfiff des Tages"...
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...ist es da nicht ein Missstand, dass das Verhältnis
der Einkünfte zwischen Spielern und Schiedsrichtern
so weit auseinanderklafft?
Jürgen Jansen
Aktuell ist der Schiedsrichter in Deutschland ein
Semi-Profi. Viele sind als Lehrer, Ärzte oder
selbstständig tätig, damit sie den Beruf
überhaupt mit dieser enormen zeitlichen Belastung
ausüben können. Die Leute, die den Sport
finanzieren, also Medien und Zuschauer, gehen nicht
wegen des Schiedsrichters ins Stadion. Die gehen ins
Stadion, weil sie gerne Spieler wie Luca Toni sehen
möchten oder wegen des Sports. Der Schiri gehört
zwar mit dazu, ist aber nicht Mittelpunkt des Interesses.
Die Bezahlung der Schiedsrichter ist schon angemessen.
Ein guter Schiedsrichter in der Bundesliga verdient
durchaus um die 100.000 Euro im Jahr. Das ist schon
eine ordentliche Summe. Das sind Zusatzeinnahmen,
die man neben seinem normalen Job erhält. Das
verdienen allerdings auch nur die Spitzenleute. Grundsätzlich
haben wir aber einen anderen Ansatz. Wir kommen aus
dem Amateurbereich und sind weiterhin im Grunde genommen
ehrenamtlich tätig. Wir haben in der Bundesliga
schon ein professionelles Schiedsrichterwesen, aber
wir gehen alle einer geregelten Tätigkeit nach.
Diese Schiedsrichterei ist ein großes Hobby.
Auch ein Markus Merk pfeift nicht des Geldes wegen.
Der nimmt seine Spesen und gibt sie für wohltätige
Zwecke (Indienhilfe) ab. Auch andere Kollegen sind
sozial sehr engagiert. Das ist allerdings größtenteils
unbekannt. Ich habe in Zeiten in der Bundesliga gepfiffen,
in denen ich drei Tage in München war und es
dafür 50 Euro pro Tag gegeben hat. Da habe ich
genauso gerne gepfiffen. Natürlich ist es angenehm,
3.000 Euro für ein Spiel zu erhalten. Es ist
auch angemessener. Wir bewegen uns auf einem guten
Weg. Man darf es nur nicht in Relation zu den Spielergehältern
setzen. Ob es gerechtfertigt ist, was Spitzenspieler
verdienen, müssen Andere beurteilen. Offensichtlich
ist der Markt da und der Spieler kann dieses Geld
bekommen. Ein Formel 1 Rennfahrer oder Popstar verdient
auch so viel. Letztendlich ist Fußball ein Spektakulum,
also eine große Unterhaltungsshow. Für
viele ist Fußball das wichtigste im Leben. Solange
der Markt (Fernsehen, Werbepartner) diese Gelder bereitstellt,
können die Stars auch solche Gehälter einfordern.
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Stichwort Profischiedsrichter, dafür oder dagegen?
Jürgen Jansen
Ein Profi macht auch Fehler. Wir sind aber auf dem
Weg dahin. Die Schiedsrichter der Bundesliga müssen
viel Zeit mitbringen und viel trainieren. Ein Schiedsrichter
läuft in einem Spiel zwischen elf und vierzehn
Kilometer. Das heißt, er muss körperlich
topfit sein. Vom Profischiedsrichter bin ich persönlich
kein Fan. Italien hat ihn. Ich finde die Situation
in Deutschland sehr gut. Denn wird ein Schiedsrichter
verletzt oder steigt ab, weil er die Leistung nicht
mehr bringt, so hätte er als Profi keinen Beruf
mehr, in den er zurückkehren könnte. Er
würde sozial gar nicht aufgefangen. Das ist sicherlich
ein Problem, was auch von der FIFA gelöst werden
muss. Die Fifa fordert den Profi seit vielen Jahren.
Es wird sicherlich in einigen Jahren so sein, dass
international nur noch Profis pfeifen.
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Hat der DFB denn einen Sozialfond, falls man die Altersgrenze
erreicht hat und in seinem Beruf kurzfristig nicht
Fuß fasst?
Jürgen Jansen
Es gibt Geld von der Dekra, unserem Sponsor. Ein Teil
davon geht in die Ausbildung der Schiedsrichter, ein
weiterer geht an die Schiedsrichter selbst und schließlich
wird ein Teil eingefroren. Wenn sich ein Schiedsrichter
verletzt, soll er damit seinen Lebensstandard eine
gewisse Zeit halten können. Aber dass ein Schiri
eine Abfindung bekommt, gibt es nicht. Der Schiri
muss sparsam sein und darf seinen eigentlichen Job
nicht aus den Augen verlieren.
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Man hört immer wieder einen Manager, der sagt,
dass dieser Schiedsrichter seinen Verein nicht mehr
pfeifen soll. Gibt es das auch umgekehrt, dass ein
Schiri sagt, dass er einen bestimmten Verein nicht
mehr pfeift?
Jürgen Jansen
Zunächst einmal sind diese Reaktionen, die unmittelbar
nach den Spielen vorkommen, meistens weniger ernst
zu nehmen. Die Schiedsrichter selber äußern
sich in die Richtung nicht, dass sie irgendwo nicht
mehr pfeifen wollen. Wir bekommen unseren Spielauftrag
und erfüllen ihn. Ich denke, dass es sehr wichtig
ist, dass die Schiris dem DFB angehören und nicht
der Liga. Es hier also eine klare Trennung gibt. Die
Trennung sorgt für Unabhängigkeit. Das System
ist gut so wie es ist.
Wenn es mal kritische oder falsche Entscheidungen
gab, wird natürlich darauf geachtet, den Schiedsrichter
nicht sofort wieder bei demselben Verein einzusetzen.
Da reagiert der DFB schon.
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Was halten Sie von Bibiana Steinhaus als erste weibliche
Schiedsrichterin?
Jürgen Jansen
Bibiana Steinhaus hat über viele Jahre sehr gute
Leistungen abgeliefert. Man muss jetzt sehen, ob Sie
auch im Profifußball ihre Frau steht. Sie wird
behutsam an dieses Niveau herangeführt. Auch
sie wird gecoacht. Sie hat großes Talent und
ist im Frauenfußball auch international etabliert.
Den Männerfußball kennt sie ebenso aus
der Regionalliga, in der sie bereits Spiele ohne Probleme
geleitet hat. Ich bin überzeugt, sie geht ihren
Weg. Mit Nicole Schumacher haben wir auch in Nordrhein
Westfalen eine starke Frau an der Pfeife, die vielleicht
auch in diese Richtung geht. Ich bin dafür offen
und hab auch kein Problem mit Frauen im Männerfußball.
Leistung müssen sie genauso wie die Männer
bringen. Da gibt es keine Unterschiede in der Leistungsbeurteilung.
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Hat es eine Frau denn schwerer im Männerfußball?
Jürgen Jansen
Nein, denn es zählt die Entscheidung, egal ob
Mann oder Frau. Vielleicht ist es in den ersten Spielen
ein Unterschied, aber das ist bei jedem Neuen so.
Da wird er auch schon geschont von den Spielern. Aber
wenn du mal drei oder vier Spiele gepfiffen hast,
dann ist die Schonzeit vorbei. Dann geht es zur Sache.
Den Spielern ist egal ob Mann oder Frau da steht.
Es geht um Punkte & Meisterschaft. Entscheidend
ist, ob sie ein Spiel gut leitet. Wenn sie sich durchsetzt,
ist das in Ordnung, ist sie schlechter, steigt sie
ab. Dieses System gilt für alle. Die jüngeren
Leute werden hier aber auch sehr gut vom DFB begleitet
und behutsam an höhere Aufgaben herangeführt.
Jawattdenn.de
Am Ende noch mal zu Hoyzer. Sie haben damals eine
Pressekonferenz in der ARD gegeben, die bei vielen
Menschen sehr gut ankam, weil sie sehr ehrlich wirkte.
Hat die PK denn das gebracht, was sie sich erhofft
haben? Würden Sie diesen Schritt wieder gehen
in dieser Situation?
Jürgen Jansen
Ich hatte gar keine andere Möglichkeit. Ständig
ging das Handy und Journalisten wollten Interviews.
Meine Kinder konnten nicht mehr in die Schule gehen,
unser Haus wurde von Journalisten tagelang belagert.
Da sah ich nur diese Möglichkeit, in die Offensive
zu gehen, um mit einer PK allen ihr Statement zu geben.
Und danach wurde es dann auch deutlich ruhiger. Dies
war eine schwere Zeit in meinem Leben. Ich musste
den Druck von meiner Familie nehmen. Ich würde
es wieder machen.
Jawattdenn.de
Ist es frustrierend, dass bei Verdacht überall
berichtet wird, die erwiesene Unschuld aber nicht
in gleichem Maße vermittelt wird?
Jürgen Jansen
So ist das Geschäft. Ich hab mich damit abgefunden.
Offensichtlich war diese Erfahrung vorgesehen in meinem
Leben. Ich hatte in dieser Zeit nicht mehr viele Menschen
an meiner Seite. Aber mit Volker Roth und Jürgen
Weber waren sehr wichtige Menschen vorhanden, die
nie an mir gezweifelt haben und zu mir standen. Ich
hab meinen Frieden damit gefunden. Ich bin aufgestanden
und jetzt stärker als vorher.
Jawattdenn.de
Hängt das denn noch nach?
Jürgen Jansen
Nein, alles ist abgehakt, verarbeitet und abgeschlossen.
Es ist alles nachweislich richtig gestellt worden.
Heute bin ich wieder ganz normal integriert, bin beim
DFB ins Coaching-Panel berufen worden, lebe mein Leben
und die Leute sind freundlich und stehen mir sehr
offen und positiv gegenüber.
Jawattdenn.de
Zum Abschluss: Welches war das beste Spiel ihrer Laufbahn,
welches das Kurioseste?
Jürgen Jansen
Das ist schwer zu sagen. Ich hatte viele Spiele, die
brisant waren. Ich war immer so ein Typ, den man in
"jede Schlacht" schicken konnte. Ich hatte
damals ein Spiel Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Frankfurt konnte in dem Spiel absteigen und Lautern
konnte sich für die Champions League qualifizieren.
Das Spiel hat Frankfurt damals 5:1 gewonnen, nachdem
sie zur Halbzeit durch einen Elfmeter zurücklagen.
Dadurch ist Frankfurt nicht abgestiegen und Kaiserslautern
hat sich mit Rehhagel als Trainer nicht für die
CL qualifiziert. Das war sicherlich ein sehr schwieriges
und wichtiges Spiel in meiner Laufbahn. Ansonsten
sind die Derbys zu nennen. Beim Spiel Dortmund gegen
Schalke hat Jens Lehman in der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer
nach einem Eckball erzielt. Ein Jahrhunderttor. Außerdem
bin ich der einzige Schiri, der Oliver Kahn die rote
Karte gezeigt hat. Es war im Spiel Bayern gegen 1860.
So etwas bleibt natürlich als Erinnerung haften.
Jawattdenn.de
Vielen Dank für dieses ausführliche Interview.
Wir wünschen Ihnen auf ihrem weiteren Weg alles
Gute.
Das Interview führten Hendrik
Stürznickel, Martin
Noll und
Anja Offermann
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