Ohne Deutschland fahr'n die zur
EM
Aus der Traum von der Teilnahme an der U21-Europameisterschaft
im nächsten Jahr in Holland. Nachdem die deutsche
Mannschaft die Gruppenphase gegen Irland und Rumänien
mit zwei Siegen abschließen konnte, trafen die
Eilts-Kicker in zwei sogenannten Play-off-Spielen
auf England. Der Sieger aus dem Hin- und Rückspiel
qualifiziert sich, neben sechs anderen Teams sowie
Gastgeber und Europameister Holland, für die
Endrunde zur U21-EM 2007.
Bereits am vergangenen Freitag unterlagen die jungen
Adlerträger im Hinspiel in Coventry den Engländern
mit 0:1. Ein knappes Ergebnis, welches genug Optimismus
für das Weiterkommen geben sollte. So fanden
sich zum Rückspiel 20.800 Zuschauer in der Leverkusener
BayArena ein, um die deutsche Mannschaft zu unterstützen.
Dass das Stadion so gut gefüllt war, lag wohl
auch an den moderaten Eintrittspreisen von acht bis
achtzehn Euro.
Vor
dem Stadion das übliche Bild wie auch bei den
Spielen der A-Mannschaft. Fanutensilienverkäufer
und Fanclub Deutschland Larifari überall. Also
rein ins Stadion und dank dem Sponsor T-Com wurden
die Zuschauer noch mit einem Welcome-Trikot
ausgestattet. Wie auch bei unseren letzten Besuchen
in Leverkusen konnten die Fans erst nach einer gründlichen
Personenkontrolle ihre Plätze einnehmen.
Schon eine dreiviertel Stunde vor dem Spiel versuchte
ein Moderator nebst Maskottchen Paule die bis dahin
spärlich gefüllten Ränge zu animieren.
Neben der Erklärung des Qualifikationsmodus wurde
natürlich mehrfach darauf hingewiesen, dass die
BayArena nicht zufällig für dieses wichtige
Spiel ausgewählt wurde. Bereits zwei Mal konnte
die U21-Nationalmannschaft dort wichtige Siege erringen
und mit Unterstützung des tollen Leverkusener
Publikums sollte dieses auch wieder gelingen.
Ein kleiner Fehler in der Wortwahl des Anheizers sorgte
für ein leichtes Schmunzeln bei einigen Besuchern,
sprach er doch vom tollen Leverkusener
Publikum. Zum Glück spielte aber nicht Bayer
04. Die zahlreichen Zaunfahnen zeigten eine bundesweite
Fanbeteiligung und so stand einem stimmungsvollem
Spiel nichts mehr im Wege. Zusätzlich aufgeheizt
wurde die Atmosphäre noch durch die eingeschalteten
Heizstrahler unter den Tribünendächern,
welche die Außentemperatur auf gefühlte
25°C ansteigen ließen.
Eine
viertel Stunde vor dem Anpfiff zeigte der Stadion-DJ
zum ersten Mal sein Feingefühl, indem er die
ersten lautstarken "Deutschland, Deutschland"
Rufe mit Wolfgang Petry übertönte. Pünktlich
zum Einlaufen der Mannschaften war die BayArena dann
gut gefüllt, einzig der Gästesteh- und der
anliegende englische Fanblock auf der Haupttribüne
wiesen einige Lücken auf. Vorweg genommen, der
Support war teilweise richtig laut, allerdings nervend
war das geschätzte fünfunddreißigfache
"Steht auf, wenn...."
Die Deutschen begannen mit einer Änderung in
der Anfangsformation. Für Kölns Marvin Matip,
der sich im Hinspiel eine schwere Gehirnerschütterung
zugezogen hatte, spielte Roberto Hilbert vom VfB Stuttgart.
Eugen Polanski (Gladbach) spielte in der Innenverteidigung
neben Markus Brenzka. Auf der linken Verteidigerseite
spielte wie schon im Hinspiel Patrick Ochs. Rechts
lief der Nürnberger Dominik Reinhardt auf. Nach
Pascal Bieler wurde vergeblich Ausschau gehalten;
er saß nicht einmal auf der Reservebank.
Kevin-Prince Boateng, Gonzalo Castro, Roberto Hilbert
und Aaron Hunt übernahmen das Mittelfeld, um
die Stürmer Stefan Kießling und Mario Gomez
zu unterstützen.
In
den ersten Minuten bestimmten die Deutschen das Spiel,
aber ohne klare Chancen herauszuspielen. In der 14.
Minute starteten die Engländer nach einem abgefangenen
Angriff einen Konter und Markus Brenzka konnte David
Nugent nur mit einem Foul stoppen. Als letzter Mann
bekommt man dafür die rote Karte und so spielten
die Adlerträger ab sofort in Unterzahl.
Castro übernahm nun den Part des Innenverteidigers
und hatte fünf Minuten später auch eine
dicke Chance, Deutschland in Führung zu schießen.
In der 22. Minuten dann die größte Möglichkeit,
nachdem Schiedsrichter Jara nach einem Foul von Steven
Taylor an Gomez auf den Elfmeterpunkt zeigte. Gonzalo
Castro übernahm die Verantwortung, schoss aber
kläglich am Tor vorbei. Die deutsche U21 hatte
im weiteren Verlauf mehr Ballbesitz, aber es fehlte
die zündende Idee vor dem Tor.
Hier machte sich eventuell das Fehlen von Spielmacher
Trochowski bemerkbar, der sein Können jetzt bei
Freundschaftsspielen in der A-Elf demonstrieren darf.
Nach dem Wechsel das gleiche Bild, Deutschland war
optisch überlegen, blieb aber immer wieder in
der englischen Hintermannschaft stecken. Dies änderte
sich auch nicht, als nach 59 Minuten Andrew Taylor,
nach wiederholtem Foulspiel und einer gelb-roten Karte,
vorzeitig zum Duschen geschickt wurde.
Zwei Torchancen von Gomez stehen noch auf der Chancenliste
der Deutschen, die Engländer blieben durch schnelle
Konter immer gefährlich.
Dieter Eilts setzte in den Schlussminuten noch mal
alles auf eine Karte und wechselte für Patrick
Ochs den Karlsruher Stürmer Sebastian Freis ein.
Dieser Wechsel machte sich leider nicht mehr bezahlt,
weil Englands Juniortalent Theo Walcott sich zweimal
den Ball schnappte, die komplette deutsche Abwehr
überlief und in der 84. und 90. Minute zum 0:2
Endstand traf. Hier waren die ca. 200 Fans der Engländer
zum ersten Mal lautstark zu hören.
Tja,
schade. Wie wäre wohl das Spiel verlaufen, wenn
Castro den Elfer nicht vergeben hätte? Hätte,
wenn und aber die U21-Europameisterschaft findet
ohne unsere Nationalelf statt. Leider auch die Olympischen
Spiele im darauffolgenden Jahr, da sich nur die vier
EM-Halbfinalisten automatisch für diesen Wettbewerb
qualifizieren. Es hat trotzdem Spaß gemacht,
der jungen Truppe in den letzten Spielen zuzuschauen.
Viele der Zuschauer machten sich schon nach dem 0:1
auf dem Heimweg und so verpassten sie die Verabschiedung
der deutschen Spieler, die spärlich zum Auslaufen
gekommen waren. Eventuell lag es auch ein bisschen
an der Musikwahl nach dem Abpfiff als "Oh, wie
ist das schön" gespielt wurde...
Fingerspitzengefühl allez!
(op)
Deutschland
Rensing - D. Reinhardt, Brzenska, Polanski, P. Ochs
(67. Freis)- K. Boateng, Castro - Hilbert (69. Dum),
Hunt - Kießling, Gomez
England
Carson - Richards, Steven Taylor, A. Ferdinand, Baines
- Huddlestone - Reo-Coker, Milner - Agbonlahor (77.
Walcott ), A. Young (90. Jerome) - Nugent (67. Hoyte)
Tore
Walcott (84., 90)
Gelbe Karten
Carson, Reo-Coker, Richards, A. Ferdinand, Baines
Gelb-rote Karten
Steven Taylor (59.)
Rote Karten
Brzenska (14.)
Zuschauer
20.800
Schiedsrichter
Jara (Tschechien)
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