[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      

 





Tabelle

1
Essen
-
2
Oggersheim
-
3
Elversberg
-
4
Verl
-
5
Lotte
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6
Trier
-
7
Worms
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8
Kleve
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9
Cloppenburg
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10
Dortmund II
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11
Münster
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12
Köln II
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13
Gladbach II
-
14

Leverk. II

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15
Mainz II
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16
Lautern II
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17
Bochum II
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18
Schalke II
-


Letztes Spiel


09.08.08 - 1:3 (1:1)


Nächstes Spiel


15.08.08 - 18:30 Uhr
PGW Arena Lotte


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Special Teil II: 16. Spieltag | FC St. Pauli - Rot-Weiss Essen



Es gibt nur eine Hafenstraße!!!!!! (St. Pauli Special Teil II)

Dreimal kämpften RWE und Pauli in Aufstiegsrunden gegeneinander und begegneten sich in diversen Zweitligapartien. Erst zweimal traf man sich in Liga drei, beide Spiele aus der Saison 2003/04 haben aber RWE-Erinnerungswert. Einen besonderes wichtigen Sieg landete RWE in der zweiten DFB-Pokalhauptrunde in der Saison 1993/94. Das hart umkämpfte 3:2 nach Verlängerung war eine der Stationen auf dem Weg ins Pokalfinale nach Berlin.

Schon der erste Rückblick lässt besonders bei alteingesessenen RWE-Fans die Tränen der Rührung kullern. 1966 trafen sich beide Klubs in der Aufstiegsrunde zur 1. Fußball-Bundesliga. Gleich am ersten Spieltag mussten die Rot-Weissen nach Hamburg und unterlagen am Millerntor mit 0:1, wobei sie zu allem Überfluss einen Foulelfmeter nicht verwerten konnten. Erstaunen mag, dass die Essener von nicht weniger als 7.000 "Schlachtenbummlern", wie Auswärtsfahrer damals noch genannt wurden, in die Hansestadt begleitet wurden. In den folgenden vier Partien ließen die Mannen um Willi Lippens nichts anbrennen und siegten ausnahmslos. Die Dramaturgie wollte es so, dass dann am letzten Spieltag dieser Aufstiegsrunde RWE an der Hafenstraße auf St. Pauli traf. Die Hamburger waren in den nächsten Partien weit weniger erfolgreich gewesen als die Essener und brauchten ein kleines Fußball-Wunder, um doch noch den ersten Platz, der als einziger zum Aufstieg berechtigte, von RWE zurückzuerobern. Ein Sieg mit drei Toren Differenz im Hexenkessel Hafenstraße, der beinahe bis zum Zerbersten gefüllt war, war dazu notwendig. Auch wenn dem Essener Anhang nach 20. Minuten der Atem stockte, als Pauli das 0:1 gelang, sollte es am Ende eine lange Nacht in rot-weisser Farbenpracht werden. Es fiel kein weiteres Tor, RWE war erstmals erstklassig.

Ein kleines Drama ereignete sich dann in der Saison 1973/74, erneut standen RWE und St. Pauli gemeinsam in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Pauli hatte dort letztendlich nichts zu bestellen, kam aber am letzten Spieltag entscheidend beim letztlichen Aufsteiger Kickers Offenbach unter die Räder. Neben RWE und Offenbach waren die drei weiteren Teams fast nur Statisten, gegen die sich die beiden Konkurrenten ein Preisschießen um Platz 1 lieferten. Die beiden direkten Duelle endeten Remis, der einzige weitere Punktverlust für RWE resultierte ausgerechnet aus einem 0:0 in St. Pauli. Im Rückspiel setzte es für die Hamburger eine 1:6 Klatsche an der Hafenstraße, da sie aber auch noch im letzten Spiel mit 0:6 am Bieberer Berg einbrachen mussten die Rot-Weissen, die inklusive Aufstiegsrunde und den letzten Meisterschaftsspielen 30 mal in Folge unbesiegt blieben, aufgrund des schlechteren Torverhältnisses Offenbach den Vortritt lassen.

Getreu dem Motto "alle guten Dinge sind drei" trafen sich beide Vereine 1986 erneut in einer Aufstiegsrunde, auch wenn es dieses Mal eine Nummer kleiner ausfiel und es "nur" um den Einzug in die zweite Bundesliga ging. Daran haben schließlich beide Vereine gute Erinnerungen, denn damals wurden zwei Aufstiegsplätze vergeben, wovon sich St.Pauli den ersten und RWE den zweiten sicherte. Gegeneinander spielte man zunächst in Essen, wo die Rot-Weissen nach einer 0:5 Demontage beim VFB Oldenburg gehörig unter Druck standen und schließlich hart umkämpft und viel umjubelt 2:1 gewannen. In Hamburg gingen die Essener 0:3 unter, vor der Abfahrt wurde der Mannschaftsbus von zahlreichen wutschnaubenden Essener Anhängern belagert, die den Aufstieg genau wie im Vorjahr, als RWE nach ebenfalls souverän errungener Nordrhein-Meisterschaft in der Aufstiegsrunde die Segel streichen musste, arg gefährdet sahen. Da sich die Rot-Weissen danach aber zusammenrissen und ihre Restpartien gewannen, gingen sie zusammen mit den Braun-Weißen wieder hoch in den Profi-Fußball.

Danach spielte man gemeinsam zwei Jahre in der zweiten Liga. St. Pauli war im ersten Jahr das Überraschungsteam und holte sich am Ende Platz drei, der damals zu zwei Relegationsspielen gegen den Buli-Sechzehnten berechtigte. RWE hingegen legte einen vollkommenen Fehlstart hin und landete erst am zehnten Spieltag den ersten Sieg gegen Viktoria Aschaffenburg. Dann aber ging es los, die Hafenstraße wurde zu einer lange Zeit uneinnehmbaren Festung, 12 Heimspiele (sic!) in Serie schlugen die Rot-Weissen alles und jeden, der den Rasen des GMS betrat, darunter auch St. Pauli, das mit 0:4 tüchtig einen eingeschenkt bekam. Beim Rückspiel trennte man sich 2:2 , St. Paul hatte in diesen zwei Begegnungen die Punkte eingebüßt, die am Ende zum Direktaufstieg berechtigt hätten.

Dieser musste aufgrund eines Scheiterns in der Relegation um ein Jahr verschoben, aber eben nicht aufgehoben werden. Im Spieljahr 1987/88 wurde Pauli am Ende Zweiter und stieg somit ohne lästige Relegation auf. Auch RWE hatten vor Saisonbeginn nicht wenige Experten auf der Aufstiegsrechnung. Die starke Rückrunde in der Vorsaison und auch der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte waren dafür verantwortlich. Für 400.000 DM, damals eine Riesensumme, kam der offensive Mittelfeldspieler Uwe Wegmann vom VFL Bochum an die wahre Hafenstraße. Dort wurde er allerdings niemals heimisch und nach einer Reihe von durchwachsenen Leistungen wurde er von sogenannten Fans bereits beim Warmlaufen niedergemacht und demontiert. So wie Wegmann enttäuschte das gesamte Team, statt Aufstiegs- gab es Abstiegskampf und vor allem Frust. Der am Ende erreichte Platz 11 täuschte über die akute Gefahr etwas hinweg, denn es war nur ein einziger Punkt, der Essen vom Tabellensiebzehnten und dem damit verbundenen Abstieg trennte. Der "goldene" Punkt wurde, wenn man so will, immerhin gegen Pauli eingeheimst. Am Millerntor unterlag man zunächst 2:4, im GMS sicherte der damals zuverlässigste Torjäger Ralf Regenbogen kurz vor dem Ende das wichtige 2:2.

Danach traf man sich erst im Spieljahr 1993/94 in Liga Zwei, aber eben auch im Pokal wieder. In beiden Meisterschaftspartien gelang RWE kein einziger Treffer, 0:0 in Essen und 0:1 in Pauli lauteten die trostlosen Resultate. Im Pokal allerdings gab es dreifachen Essener Torjubel, der an diesem Spätsommerabend des Jahres 1993 auch bitter nötig war, denn die Gäste führten bereits mit 2:0. Mit einem Kraftakt gelang den Rot-Weissen der Ausgleich und damit der Weg in die Verlängerung. RWE-Abwehr-Haudegen Roman Geschlecht gelang in dieser der Siegtreffer zum 3:2, nachdem er bereits in der regulären Spielzeit für einen Treffer gesorgt hatte. Der Essener Siegeszug wurde erst von Werder Bremen vor fast 80.000 Zuschauern beim Finale in Berlin gestoppt. Unvergessliche Momente.
Schließlich kam es 2003/04 zu den bislang einzigen Partien in der dritten Liga, die nun eine Fortsetzung finden werden. Eine auch fantechnsich grandiose Auswärtsfahrt krönten die Rot-Weissen Kicker mit einem 2:1 Sieg in der Höhle des Löwen. Zwei Dinge waren dabei besonders bemerkenswert. Erstens war es das einzige RWE-Auswärtsspiel, was "drei Spiele Coach" Holger Fach betreute. Zweitens gelang Essens fliegendem Holländer Erwin Koen, der bereits die zwischenzeitliche 1:0 Führung besorgt hatte, der Siegtreffer durch einen direkten Freistoß aus gut und gerne 35 Metern Torentfernung. Alle, die damals in der Kurve hinter dem Pauli-Tor standen, sehen wohl immer noch die Kugel in Gedanken ihren Lauf ins Eck nehmen. Ein Husarenstück des mittlerweile abgewanderten Publikumslieblings.
Das Rückspiel war fußballerisch weit weniger spektakulär, blieb aber ebenfalls in guter Erinnerung, weil den Rot-Weissen buchstäblich in allerletzter Sekunde das Siegtor durch Ali Bilgin glückte, der den Ball zum 1:0 förmlich über die Linie stolperte und einen Jubelorkan erster Güte auslöste. Wohl auch durch diesen glücklichen Erfolg holten sich die Essener das notwendige Selbstvertrauen um im Anschluss daran die Liga zu rocken und beeindruckend aufzusteigen.

Dieses erneute Duell hat der leider postwendende Abstieg von RWE nun ermöglicht. Aber wie die Vergangenheit zeigt, in Duellen zwischen St.Pauli und RWE ging es oftmals um die Wurst. Es ist kein Revier-Derby, aber ein Derby zweier Kultklubs, das etwas rar gesät, aber fast stets von einiger Brisanz war.

Auf ein Neues!



(sm)