Spielbericht: 2. Spieltag | Rot-Weiss Essen - VfB Lübeck
Déjà Vu
Nach einer Saison in Liga 2 begann gestern auch der
Regionalligaalltag an der Hafenstraße. Doch
bevor das Spiel angepfiffen wurde, schon die erste
überraschende Nachricht, dass dieses um 10 Minuten
verlegt werden müsse, da der Andrang zu diesem
Spiel sehr groß sei. Am Ende waren es 14.500
Zuschauer, wobei die Spielverzögerung wohl auch
mit der neuen Stadionsituation zusammenhängt,
denn in vergangenen Heimspielen waren so viele Zuschauer
auch kein Problem.
Über 14.000 Zuschauer sahen auch den Heimauftakt
in der zweiten Liga vor ca. einem Jahr. Eine ähnliche
Euphorie wie zum Auftakt einer höheren Spielklasse?
Verrückt aber anhand der Zuschauerzahlen nicht
ganz auszuschließen. Vielleicht wollten aber
auch viele den neuen Kader kennen lernen, doch das
gute und sichere Auftreten in Emden lockte einige
Zuschauer mehr als erwartet ins Stadion. Zum ersten
Mal in der Geschichte der Nordtribüne sah ein
Fan auf dieser die gut 400 mitgereisten Lübecker
nicht einmal im Spiel (zumindest gilt das für
einen Großteil der Fans in der regulären
Spielzeit).
Die Essener vertrauten der Erfolgself von Emden, wobei
Gorschlüter den gesperrten Kiskanc ersetzte.
Von Anfang an war bei allen Beteiligten eine gewisse
Nervosität zu spüren. Auch das Publikum
war zweigespalten. Zwar war die Stimmung gut, dennoch
hörte und sah man viel Skepsis. Zu unbekannt
die Namen, zu unbekannt die eigene Spielstärke.
Anders der Gast aus Lübeck, der sich punktuell
verstärkte und das Team halten konnte. Ein klarer
Vorteil, der sich in den Anfangsminuten vor allen
Dingen in ihrem Defensivverhalten bemerkbar machte.
So herrschte in den ersten 15 Minuten ein taktisches
Abtasten des Gegners. Die Essener zu nervös,
die Lübecker zu passiv. Mit einem Freistoß
der Lübecker endete vorzeitig dieses Abtasten.
Enrico Neitzel (einer der wenigen Neuzugänge
in Lübeck) köpfte den Ball ein. Das 0:1
war überraschend, aber nicht unverdient, denn
die Essener selbst hatten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls
keine nennenswerten Gelegenheiten.
Die Nervosität steigerte sich deutlich. Die Abwehr
inklusive des Tormanns Langerbein hatte geschlafen.
Einige so genannte "RWE-Fans" kommentierten dieses
Gegentor mit "da muss der Wulnikowski doch rauskommen"
oder "die spielen schon wieder so schlecht wie letzte
Saison". Zum Glück sind dies nur Einzelmeinungen,
die nicht weiter durchleuchtet werden müssen,
da jeglicher Bezug zur Realität fehlt. Doch es
zeigt, dass immer noch verglichen wird, verglichen
mit der letzten Saison. Dies ist auch nicht weiter
schlimm, weil wir in der Regionalliga zur Zeit, bis
auf die Auftaktspiele, keine weiteren Vergleichsmöglichkeiten
haben. Doch man sollte einen Dirk Langerbein nicht
mit einem Robert Wulnikowski vergleichen und auch
Younga-Mouhani ist kein Kioyo. Vielleicht und hoffentlich
wird das bald auch von den Einzelnen eingesehen. Eine
gewissen Sachlichkeit, auch im Stadion, sollte gegeben
sein!
Zurück zum Spiel. Dort bemühten sich die
Rot-Weissen in der Folgezeit und erarbeiten sich mehr
Offensivszenen. Folgerichtig aber ebenfalls nicht
aus einer drückenden Überlegenheit heraus
das 1:1 durch Danko Boskovic (36. Min.). Sehenswert
war nicht nur das Tor, sondern auch der Spielzug zu
diesem Treffer.
Eine Parallele zur letzten Saison muss dann doch noch
einmal gezogen werden, auch wenn dies natürlich
keine ausstudierte Meinung sein kann. Aber wie schon
im Vorjahr konnte ein hart erarbeitetes nicht verteidigt
werden. So folgte nach dem 1:1 nur eine Minute später
das 1:2. Dieses Tor war ein Duplikat des ersten Treffers.
Fast von gleicher Position wurde der Freistoss scharf
in den Strafraum geschossen und wieder verpassten
die Abwehrspieler die Chance der Verteidigung und
auch Langerbein sah sehr schlecht aus. Daniel Bärwolf
blieb als einziger cool und schoss den Ball ins Netz.
Dieses Tor war gleich einem Genickbruch. Die Lübecker
Abwehr (zweitligatauglich) lies keine großen
Räume für Kombinationen und das Gästeteam
verständigte sich aufs kontrollierte Kontern.
Die Stimmung auf den Rängen schien zu diesem
Zeitpunkt besser, da man die guten Ansätze sah.
Obwohl auch deutlich wurde, dass Laufwege und Spielkombinationen
noch nicht stimmen, muss man die Leistung von gestern
in Relation zum Gegner betrachten. Wenn Lübeck,
dies sehen viele Experten so, einer der Aufstiegkandidaten
ist und trotz ihres Vorteils, dank der Eingespieltheit,
nur durch zwei Standards gewinnen, dann macht das
Mut.
Vielleicht war die Tatsache, dass die "Hütte
voll" war und der Heimauftakt verloren ging eine Art
Déjà Vu, doch die Konkurrenzsituation
in Liga 3 ist eine andere. Hier gibt es nur wenige
Mannschaften, die jeden Fehler eiskalt ausnutzen wie
Lübeck.
Das spielerische Potenzial ist allemal vorhanden,
Herr Neuhaus muss es nun vergolden und eine Einheit
aus dieser Mannschaft bilden. Dann steht schönen
Spielen nichts mehr im Wege. Vielleicht sieht der
Fan davon schon was in Düsseldorf. Man sollte
es nicht verpassen!
(tp)
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Tore
0:1 Enrico Neitzel (20.) / 1:1 Danko Boskovic (36.) / 1:2 Daniel Bärwolf (37.)
Rot-Weiss Essen
Langerbein - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Nikol - Wehlage, M. Lorenz, Haeldermans (83. Ristau), Gorschlüter (65. Calik) - Younga-Mouhani, Boskovic
VfB Lübeck
Frech - Schröder, Hirsch, Dogan - Kullig, Mbidzo, Türkmen (46. Laaser) - Möckel - Neitzel (62. Streit), Kampf (65. Schweinsteiger), Bärwolf
Gelbe Karten
Bemben, Langerbein (Essen) / Kampf, Streit, Möckel, Schweinsteiger, Bärwolf (Lübeck)
Schiedsrichter
Schriewer (Otterndorf)
Zuschauer
14.400
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