[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



Tabelle

1
Essen
-
2
Oggersheim
-
3
Elversberg
-
4
Verl
-
5
Lotte
-
6
Trier
-
7
Worms
-
8
Kleve
-
9
Cloppenburg
-
10
Dortmund II
-
11
Münster
-
12
Köln II
-
13
Gladbach II
-
14

Leverk. II

-
15
Mainz II
-
16
Lautern II
-
17
Bochum II
-
18
Schalke II
-


Letztes Spiel


09.08.08 - 1:3 (1:1)


Nächstes Spiel


15.08.08 - 18:30 Uhr
PGW Arena Lotte


Hot Links




Sponsor Link




Spielbericht: 24. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Wuppertaler SV Borussia


„Wo ist mein Baldrian?“ – Zittersieg im Derby gegen Wuppertal

In der Tristesse der Regionalliga freut man sich schon auf kleine Highlights. Das Derby gegen Wuppertal ist so ein Highlight. Einmal in einer Regionalligaspielzeit machen sich etwa 1000 Talbewohner auf, um endlich einen Auswärtssieg gegen die „großen“ Essener zu landen. Beim letzten Aufeinandertreffen an der Hafenstrasse wurde der WSV mit 5:2 nach Hause geschickt. Essen stieg auf, Wuppertal blieb in der Regionalliga Nord. Für die Anhänger von Rot-Weiss Essen, die möglichst schnell wieder Zweitligafußball sehen möchten, ist der Reiz dieses Derbys wohl geringer als bei den Anhänger des Wuppertaler SV - oder besser Borussia Wuppertal – oder sogar Wuppertaler SV Borussia?

Genau um diese Frage ging es auf der letzten Jahreshauptversammlung in Wuppertal am 16.02.06. Viele Fans und Mitglieder empören sich immer noch über den Anschluss des Stadtrivalen Borussia Wuppertal im Jahre 2004. Man stelle sich als RWE-Fan vor, man würde mit dem ETB Schwarz-Weiß Essen fusionieren. Bei dem Gedanken dreht sich schon die leckere Bratwurst im Magen um und das geliebte Pils verdampft in der Kehle. Auf jeden Fall würde es an der Hafenstrasse heftig kochen, die Proteste kaum abreißen. Doch der Sturm der Entrüstung brachte in Wuppertal nichts ein. Dem Antrag auf Rückbenennung wurde nicht stattgegeben, das Spiel in Essen sollte daraufhin von Fanprotesten begleitet werden.

Doch beim Betreten des Stadions merkte man nichts von einer angeblichen Blocksperre, die genau 19:54 Minuten (Gründung des Wuppertaler SV 1954) gehen sollte. Stattdessen waren die meisten Wuppertaler schon 1 Stunde vor dem Spiel auf ihren Plätzen. Protestgesänge wurden gegen Hasstiraden über den RWE getauscht, welche man schon mindestens ein Dutzend Mal gehört hat. Vielleicht ein Grund, warum es auf Essener Seite ruhig blieb. Einen ganz großen Auftritt hingegen hatte das Maskottchen des Tages. Die fünfjährige Jana sang vor 12.000 Zuschauer den Essener Gassenhauer „Opa Luscheskowski“ so textsicher, dass Sarah Conner vor Neid erblasst wäre. Ein klasse Auftritt, der bei vielen Zuschauern für Gänsehaut und Begeisterung sorgte. Im Anschluss an eine Schweigeminute für den verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten von NRW und Bundespräsidenten, Johannes Rau, gab Schiri Schriever die Partie frei.

Nach diesen Ereignissen zu Beginn durfte dann das Spiel in den Mittelpunkt rücken. Und dieses begann mit einer rot-weißen Drangphase. Schon in der ersten Minute brachte Michael Bemben eine Flanke in den Wuppertaler Strafraum, die aber knapp vor zwei einschussbereiten Essener in der Wuppertaler Abwehr hängen blieb. Neun Minuten später konnte Holger Wehlage nur durch ein Foul knapp an der Strafraumgrenze gestoppt werden, wofür der Wuppertaler Schaffrath eine folgenschwere gelbe Karte erhielt. Den anschließenden Freistoss von der rechten Seite durch Haeldermans lenkte Wuppertals Torwart Maly mit den Fingerspitzen zur Ecke.

Essen dominierte in der Anfangsphase eindeutig das Geschehen. Wuppertal kam lediglich zu einer ernsthaften Chance, als eine Flanke von der linken Seite an RWE-Torwart Maczkowiak und zwei Wuppertaler Stürmern vorbeiflog. Die Essener erarbeiteten sich durch Bemben eine weitere Chance, nachdem er vom linken Strafraumeck abermals Maly zu einer Parade zwingt. Ein Essener Treffer war jetzt nur noch eine Frage der Zeit. In der 25. Minute kam Wehlage nach einer Flanke von Kiskanc zum Schuss. Nachdem der Ball abgefälscht wurde, standen gleich zwei Spieler goldrichtig. Zum einen Arie van Lent, der den Ball aber nicht richtig traf und zum anderen sein Wuppertaler Gegenspieler, der den Schussversuch unhaltbar in das Wuppertaler Gehäuse lenkte. 1-0 für RWE, die Hafenstrasse bebte zum ersten Mal in diesem Spiel.

Vier Minuten später war es wiederum der bärenstarke Wehlage, welcher auf der rechten Seite durchstartete und mustergültig Ferhat Kiskanc in der Mitte bediente. Dieser brauchte den Ball nur noch einzuschieben und es stand urplötzlich 2-0. Danach schienen die Wuppertaler am Boden zu sein. Die Abwehr erwischte einen rabenschwarzen Tag, die verbalen Auseinandersetzungen unter den Spielern häuften sich. So reagierte der Wuppertaler Coach Fuchs schon in der 34. Minute mit der ersten Auswechslung, die für mehr Stabilität sorgen sollte. Bis zur Pause spielte weiter nur Essen, obwohl die Wuppertaler mit einem Freistoss aus 30 Metern noch die beste Chance hatten.

Eine völlig demoralisierte Wuppertaler Mannschaft ging vom Platz. Auch auf den Rängen hatte keiner mehr das Gefühl, dass dieses Spiel noch mal gedreht werden könnte. Jedoch rieben sich die RWE- Fans verwundert die Augen, als die Wuppertaler nach Wiederanpfiff immer mehr das Heft in die Hand nahmen. Die erste Wuppertaler Chance erinnerte an den Beginn der ersten Halbzeit, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Hier blieb diesmal eine Wuppertaler Flanke von der rechten Seite in der Essener Abwehr hängen. Zwar stellte der RWE den Druck nicht völlig ein, dennoch kamen die Wuppertaler immer gefährlicher vor das Essener Tor. In der 59. Minute musste Maczkowiak direkt zweimal klären. Nach einem Freistoss von Nils Pfingsten in der 66. Minute hatte aber auch er das Nachsehen. Haeldermans kam zu spät, der Ball schlug in der kurzen linken Ecke ein.

Essen versuchte wieder mehr Druck aufzubauen. Nach der gelb-roten Karte für Schaffrath schien es so, als könnte die Partie wieder kippen. Eine Signalwirkung für die Rot-Weißen? Mitnichten. Denn auch in Unterzahl spielte weiter nur der WSV. Plötzlich stand Dirk Heinzmann in der 78. Minute frei vor dem Essener Schlussmann und köpfte nach einer Flanke zum 2:2 Ausgleich ein, welcher zum diesem Zeitpunkt nicht ganz unverdient war. Die mitgereisten Wuppertaler Fans waren außer sich, unter der Essener Anhängerschaft herrschte breites Entsetzen. Wie konnte ein sicher geglaubter Sieg nur so verspielt werden?

Das schienen sich auch die Spieler auf dem Platz zu fragen. Während bei Essen alle Dämme zu brechen drohten, spielten die Wuppertaler frei auf und erarbeiteten sich eine Chance nach der anderen. Doch ein Schuss aus unmöglicher Distanz durch Mouhani, den der gute Wuppertaler Keeper Maly noch zur Ecke klärte, weckte die Mannschaft des RWE noch mal auf. Die Schlussminuten gehörten wieder ganz dem Essener Team. Van Lent kam im Sechzehnmeterraum frei zum Schuss, aber wieder war Maly zur Stelle und lenkte den Ball zur Ecke. In der Schlussminute schoss Michael Lorenz die Essener doch noch zum Sieg. Frei im Strafraum schaffte er es, den Ball in das rechte untere Eck zu schieben. Der Wahnsinn hatte einen Namen: RWE! Unfassbar und überglücklich feierten Mannschaft und Fans einen nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg, der durch die Punktverluste von Kiel (0:1 gegen Münster) und St. Pauli (1:1 gegen Düsseldorf) noch versüßt wurde.

Ein verdienter Sieg? Darüber lässt sich streiten. Aufgrund des Einsatzes der Wuppertaler in der 2. Halbzeit wäre ein Unentschieden nicht unverdient gewesen. Doch durch die begeisternde erste Halbzeit, die von den herausragenden Außenspielern Wehlage und Kiskanc geprägt wurde, geht der elfte Heimsieg in Folge (erstmals seit 1986/87) für RWE schon in Ordnung. Allerdings dürfen Neuhaus´ Mannen im nächsten Spiel nicht denselben Fehler machen und unnötig Druck aus dem Spiel nehmen. Das kann gegen stärkere Teams leicht zum Verhängnis werden.

So blieben gestern allerdings glücklicherweise die Punkte nach einem nervenaufreibenden Spiel bei dem Verein, der seinen stolzen Namen seit 1924 ohne Fusionen, Übernahmen oder Eingliederungen trägt. Aber Glück muss man sich ja auch erst einmal erarbeiten.



(pd)



Tore

1:0 Arie van Lent (23.) / 2:0 Ferhat Kiskanc (27.) / 2:1 Nils Pfingsten (66.) / 2:2 Dirk Heinzmann (78.) / 3:2 Michael Lorenz (90.)

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Nikol - M. Lorenz - Wehlage (83. Boskovic), Gorschlüter (57. Younga-Mouhani), Haeldermans, Kiskanc (66. Calik) - van Lent

Wuppertaler SV Borussia

Maly - Ortlieb, Mehnert (75. Malura), Wiwerink, Schaffrath - Pfingsten, Bayertz, Stuckmann, Jerat (30. Gensler) - Siberie (67. Tavarez), Heinzmann

Gelbe Karten

Gorschlüter, Bemben, Wehlage (Essen) / Mehnert, Heinzmann, Gensler (Wuppertal)

Gelb-rote Karten

Schaffrath (Wuppertal)

Schiedsrichter

Thorsten Schriever

Zuschauer

12.761