Spielbericht: 23. Spieltag | Rot-Weiß Oberhausen
- Rot-Weiss Essen
Oberhausen geht mal gar nicht!
Diesen Satz hörte man beim Spiel Rot-Weiß
Oberhausen gegen Rot-Weiss Essen von fast jedem Besucher
zu jeder Zeit bei der Auswärtsfahrt nach Oberhausen.
Daher ist es gut verständlich, dass es sicher
kaum jemanden gibt, der eine weitere Auswärtsfahrt
ins Niederrheinstadion unternehmen möchte. Während
die Presse dieses Spiel zu einem Lokalderby erhob,
ist es für die meisten RWE Fans genau so ein
Spiel, wie gegen jeden anderen Gegner, da man im Prinzip
keinerlei Reibungspunkt mit dem Oberhausener Publikum
hat. Alleine die zahlenmäßige Unterlegenheit
führt dazu, dass man diesem Verein bis auf die
beiden Spieltage, an denen man sich duelliert, keinerlei
Beachtung schenkt.
Nun war es am 23. Spieltag wieder so weit und vom
Verein wurden die Fans dazu angehalten mit öffentlichen
Verkehrsmitteln anzureisen. Dieser Bitte kam auch
ein Großteil der Anhänger nach, doch bereuten
diese ihre Entscheidung recht schnell. Schon bei der
Ankunft am Hauptbahnhof von Oberhausen wurde der übliche
Busshuttle zum Stadion bereit gestellt, aber was in
allen anderen Städten funktioniert, dass geht
in Oberhausen nicht. Jeder Bus hielt an und öffnete
ausschließlich die Fahrertür. Danach sorgten
Ordnungsdienst und Polizei dafür, dass nur eine
kleine Anzahl von Fans in den Bus einsteigen konnte.
Selbst die Sitzplätze waren noch nicht alle besetzt,
als der Bus abfuhr. Dadurch verzögerte sich die
Abfahrt ungemein.
Nun ist man bei der Polizei bemüht die Menschen
zu unterhalten und daher wurde vor dem Stadion ein
Entertainer in grün engagiert. Vor der Meldung,
dass es am Niederrheinstadion einen weiteren Eingang
gibt, machte er mit den wartenden Fans die Welle.
Kurze Zeit später markierte er dann den Essener
Capo und brüllte ins Mikrofon: Könnt
ihr mir sagen, auf welchem Platz in der Tabelle ihr
steht? Die Antwort erfolgte prompt und die gute
Stimmung, die später folgen sollte deutete sich
an dieser Stelle bereits an.
Endlich im Stadion angekommen, sollte das Spiel eigentlich
beginnen. Doch die nächste Kuriosität ließ
nicht lange auf sich warten. Erstaunlicherweise bot
der Verein Rot-Weiß Oberhausen für 14 €
Karten an, die mit dem Beisatz Sichtbeschränkung
versehen sind. Auf gezielte Fragen, was denn mit Sichtbeschränkung
gemeint ist, erhielt man natürlich keine brauchbare
Antwort. Was dies jedoch für Plätze sind,
konnte man schon vor der Platzeinnahme erkennen. Abzockerplätze!
Man sitzt entweder mit Ausblick auf gelbe Tonnen oder
aber mit Blick auf die Trainerbank. Auch scheint man
in Oberhausen schlecht oder gar nicht zählen
zu können, wie sonst lässt es sich erklären,
dass Karten verkauft wurden, die mit Reihe XY, Platznummer
40 bedruckt waren, wenn jedoch die jeweilige Reihe
nur 38 Plätze hatte? Unglaublich! Gott sei Dank
sollte ja auch noch Fußball gespielt werden.
Durch den Ausfall von Holger Wehlage musste Trainer
Uwe Neuhaus umstellen. Er zog überraschend Mac
Younga-Mouhani zurück auf die vakante rechte
Mittelfeldposition und Serkan Calik übernahm
die freigewordene Stelle im Sturm. Moritz Stoppelkamp
rechnete sich noch unter der Woche einen Platz in
der Startelf aus, musste jedoch zunächst auf
der Bank Platznehmen. Die erste Halbzeit war allerdings
weitestgehend frei von Möglichkeiten. Allein
Stijn Haeldermans (14. Min.) und Serkan Calik (25.
Min.), der mustergültig von van Lent bedient
wurde, scheiterten an RWO-Keeper Daniel Masuch. Das
einzige wirklich erwähnenswerte Ereignis war,
dass Lorenzon nach einem überharten Tackling
seine fünfte gelbe Karte in dieser Saison sah
und somit für das Heimspiel gegen Wuppertal gesperrt
sein wird.
In der Halbzeitpause lernte man nicht nur Karl-Heinz
II., seines Zeichens gewählter Prinz der Oberhausener
Jecken kennen, sondern der Trainer wechselte Younga-Mouhani,
der mit seiner neuen Rolle überhaupt nicht zurechtkam,
gegen Tim Gorschlüter aus. Beim Wiederanpfiff
entwickelten die Rot-Weissen nun deutlich mehr Druck.
In zählbares konnte diese Drangphase allerdings
nicht umgesetzt werden. Arie van Lent scheiterte mit
einem Kopfball in der 56. Minute wiederum an Masuch,
der zwar nicht wirklich gefordert wurde, doch die
nötige Sicherheit ausstrahlte. In der 65. Minute
kam es dann zu der ersten strittigen Situation. Arie
van Lent versuchte sich im Strafraum freizulaufen
und wurde dabei von einem Oberhausener Spieler umgerissen
und folgerichtig hätte es einen Elfmeterpfiff
geben müssen, doch Bundesligaschiedsrichter Anklam
ließ weiterspielen. In der letzten Viertelstunde
erhöhten die Essener noch einmal ihre Angriffsbemühungen,
doch scheiterten wieder Calik, Gorschlüter und
Stefan Lorenz mit ihren Chancen. Kurz danach spielte
Oberhausens Narewsky den Ball eindeutig mit der Hand
im Strafraum. Für die Essener Anhänger wieder
ein klarer Elfmeter. In dieser Situation konnte man,
wenn man beide Augen zudrückte von einem unabsichtlichen
Handspiel ausgehen, doch zeigte Anklam nicht nur in
dieser Situation, dass er einen klassischen Heimschiedsrichter
an diesem Freitagabend darstellte. Alle weiteren Essener
Bemühungen verpufften frühzeitig. Die letzte
Torchance hatte einmal mehr van Lent, der den Ball
am Torwart vorbeispitzelte, doch der ehemalige Essener
Ronny Ernst war schnell genug zurückgelaufen
und spielte den Ball kurz vor der Linie ins Aus. Pünktlich
pfiff der Schiedsrichter die Partie ab und die Fans
aus Oberhausen feierten ihr Team genauso, wie die
Essener Anhänger, doch ist die Freude in unserem
Lager deutlich geringer, da man gegen eine Mannschaft
gespielt hatte, die man normalerweise souverän
schlagen muss.
Die anschließende Abfahrt war ebenso beschwerlich,
wie die Anreise. In der Presse wurde ein Entlastungszug
nach Essen angekündigt. Es wurde aber verschwiegen,
dass kein anderer Zug außer diesem benutzt werden
durfte. Während man problemlos Züge gen
Essen bekommen hätte, die schon eine Dreiviertelstunde
eher abfuhren, wurde einem der Zutritt zu den Bahnsteigen
durch die Polizei verboten und deswegen mussten immer
mehr Fans lange Zeit auf dem Oberhausener Gleis ausharren,
bis der Entlastungszug endlich den Weg
zur Heimat antrat.
Oberhausen geht mal gar nicht! ist das
Ergebnis, was man aus diesem Spieltag ziehen muss.
Nicht nur, dass sie RWE sportlich mit dem Unentschieden
ein Bein stellten bei dem Weg zur zweiten Liga, so
war diese Schikane bei An- und Abreise bezeichnend
für die Behandlung der Fans in den Regionalligastädten.
Es ist gar nicht mal der schwächere Fußball,
der den Essener Fan an dieser Liga stört, sondern
viel mehr das ständige Versagen bei der Organisation
der Spieltage. Kaum eine Stadt schafft es, einen unkomplizierten
Ablauf bei Veranstaltungen zu gewährleisten,
die mehr Leute anziehen, als das örtliche Schützenfest.
Gerade deswegen ist es wichtig, dass die Mannschaft
sich ihrer alten Stärke besinnt und beim Heimspiel
gegen Wuppertal wieder so überlegen auftrumpft,
wie in den vorherigen Partien.
(hs)
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Tore
Fehlanzeige
Rot-Weiß Oberhausen
Masuch - Ernst, Reichert, Heller, Dal. Gataric (74.
Ouro-Akpo)- Dan. Gataric, Scherbe, Narewsky, Robben
(74. Radtke) - Kutrieb - Mehic (88. Uster)
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Nikol -
Lorenzon - Younga-Mouhani (46. Gorschlüter),
Haeldermans, Kiskanc (66. Boskovic) - van Lent, Calik
(82. Stoppelkamp)
Gelbe Karten
Ernst (Oberhausen) / Lorenzon, Younga-Mouhani (Essen)
Schiedsrichter
Matthias Anklam
Zuschauer
10.137
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