Der Star, der keiner sein will
- Arie van Lent
Illustre
Namen hatte RWE in diesem Jahr versammelt, um den
bitteren Abstieg aus der zweiten Bundesliga nur zu
einem Betriebsunfall werden zu lassen. Bei einigen
davon rieb man sich durchaus verwundert die Augen.
Denn hatte man als Zweitligist auf dem Transfermarkt
gründlich in den Mist gepackt, da kam, zurück
in der Regio, auf einmal Klangvolles an die Hafenstraße.
Doch ein Name war zweifelsohne noch ein wenig glanzvoller
als andere.
Kein Geringerer als Arie van Lent, der in erster und
zweiter Bundesliga schon so manches mal ein gewichtiges
Wörtchen im Kampf um die Torjägerkrone mitgeredet
hatte, brach zur Winterpause seine Zelt in Frankfurt
ab, um an Stelle des kreuzbandgeschädigten Alex
Löbe die Essener Aufstiegsaktien in die Höhe
schnellen zu lassen.
Zwar war der sympathische Niederländer bereits
35 Jahre alt, unterzeichnete aber gleich bis 2008
an der Hafenstraße. Das Fanvolk zeigte sich
begeistert, natürlich gab es auch kritische Stimmen.
Diese mehrten sich, als die ersten Spiele gegen Düsseldorf
trotz starker van-Lent-Leistung und in Oberhausen,
wo Arie kein Zielwasser getrunken hatte, seitens des
Holländers torlos blieben. Getreu dem Motto,
aller guten Dinge sind drei,
traf
Arie dann zum 1:0 gegen Wuppertal; gleich zweimal
wurde der Ball dabei abgefälscht. Der Knoten
war geplatzt, von nun an gab es regelmäßig
vant-Lent-Treffer zu bejubeln, in Osnabrück gelang
ihm dann der erste Doppelpack. Mit sechs Treffern
in nur 10 Spielen war der Mann voll im Soll. Erstaunlicherweise
traf Arie nur einmal mit dem Kopf ins Schwarze, aber
gleich fünfmal per Fuß. Dabei hatte Michael
Bemben bei seiner Verpflichtung noch gesagt, das sei
der Mann, bei dem man den Ball nur hoch reinflanken
müsste, dann würde es schon klingeln.
Neben eigener Torgefahr offenbarte van Lent auch andere
Qualitäten. Die Art und Weise, wie er den Ball
vor gegnerischem Zugriff abschirmte, dürfte ihresgleichen
suchen. Und außerhalb des Platzes, vor den TV-Mikros
oder in Gesprächen mit den Fans zeigte sich schnell,
der Mann hat Charisma und ist eine echte Spielerpersönlichkeit.
Keine Spur von Arroganz, sondern Leistungsbereitschaft
pur. Dann aber der Schock. Im Spiel bei Köln
II fiel der Torjäger unglücklich auf den
Rücken und musste ausgewechselt werden. Wurde
zunächst nur ein eingeklemmter Nerv vermutet,
so zeigte eine Kernspintomographie die bittere Wahrheit.
Der Essener Hoffnungsträger musste mit einem
Bandscheibenschaden unters Messer. Das Saisonaus und
mindestens drei Monate Pause. Die bange Frage lautet
nun, wird der Mann mit unbestreitbarem Star-Bonus
überhaupt noch mal seine Stiefel für RWE
schnüren können? Immerhin, beim Match gegen
Pauli weilte er knapp eine Woche nach der OP bereits
wieder im Stadion. Alles Gute, Arie.
Arie van Lent in Zahlen:
Tore
|
Vorlagen
|
GWG
|
Scorerpunkte
|
6
|
2
|
3
|
8
|
RS
Ø
|
RS
EdT
|
RS
SdT
|
NRZ
Ø
|
Kicker
EdT
|
Kicker
SdT
|
Leistungs-
punkte
|
3,39
|
1
|
0
|
3,14
|
1
|
0
|
235
|
Einsätze
|
Ein-
wechslung
|
Aus-
wechslung
|
Spieldauer
|
12
|
0
|
3
|
982
|
Gelbe
Karten
|
Gelb-Rote
Karten
|
Rote
Karten
|
Punkte
|
0
|
0
|
0
|
0
|
Jawattdenn-Saisonbewertung:
Sein
Name versprach Großes und zumindest zufrieden
stellen konnte Arie van Lent die Fans auf alle Fälle.
Schnell war klar, der kommt nicht nur zum kassieren,
sondern will Leistung zeigen. Nicht nur Tore machte
er, sondern auch die Art und Weise, wie der im positiven
Sinne abgezockte Angreifer die Bälle zu verteilen
mag, beeindruckte. Auch fernab des Grüns wusste
van Lent im Umgang mit Fans und Medien zu überzeugen.
Zweitliga-Perspektive mit Stärken und Schwächen:
Daran, dass ein gesunder Arie van Lent auch in der
zweiten Liga ein rot-weisser Stern am Himmel sein
könnte, bräuchte man eigentlich nicht
zu zweifeln. Wohl aber daran, ob bei dieser potenziell
schweren Verletzung, gepaart mit dem biblischen
Fußballer-Alter, ein Comeback gelingen wird.
Bitte Arie, beweise es uns.
(sm)
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