Der letzte Mohikaner - Ali Bilgin
Wenn
man die Mannschaftsfotos der letzten beiden Jahre
vergleicht, fällt besonders eines ins Gewicht:
nicht viele Gesichter hatten sich in die neue Spielzeit
gerettet, da die sportliche Leitung zum großen
Rundumschlag ausholen wollte und musste ja
eigentlich gar nicht anders konnte. Viel zu viel Kredit
hatte die 2005er RWE Truppe bei den Fans verspielt,
teilweise gab es interne Querelen, die so tiefe Gräben
hinterlassen hatten, dass ein kompletter Neuanfang
unabdingbar war.
Einer, der bereits zu Zweitligazeiten keinen Hehl
daraus gemacht hatte, wo er sich vom Herzen her heimisch
fühlt, ist Ali Bilgin. Neben Ristau ist er der
einzige Spieler im Kader, der nicht erst zu Saisonbeginn
verpflichtet wurde sieht man einmal von den
A-Jugendlichen ab. Neuhaus wollte um Ali Bilgin eine
neue Mannschaft formen Ali Bilgin sollte ihr
Kopf werden. Janßen und Neuhaus sind und waren
sich einig, dass Bilgin aufgrund seiner technischen
Fähigkeiten durchaus in der Lage ist, das Spiel
aus der zentralen Position zu lenken.
Bereits
früh gab man zu verstehen: Unser neuer Kapitän
ist Ali Bilgin und dementsprechend selbstbewusst agierte
er in den Testspielen vor Saisonbeginn. Doch dann
warf ihn eine Verletzung aus der Bahn. Somit musste
er gleich zu Saisonbeginn pausieren, kehrte aber am
vierten Spieltag wieder zurück. Nach dem Osnabrückspiel
musste Bilgin allerdings eine etwas längere Zwangspause
einlegen erst war es der Kiefer, dann war es
die Leiste. Ali wurde plötzlich in die Ecke Dauerinvalide
gedrängt, obwohl er vorher an über 80 %
aller RWE-Spiele der letzten Jahre beteiligt war.
Doch er kam wieder.
Beim Spiel gegen Hertha BSC wechselte ihn Uwe Neuhaus
erst in das Spiel ein, später tauschte Bilgin
ungefragt mit Bemben die Rollen: als Elfmeterschütze.
Die Fans hatten es so gewollt - Bemben fand dies allerdings
alles andere als lustig. Ali verwandelte zwar sicher
und war plötzlich wieder näher am Stamm,
doch Bemben fühlte sich auf den Schlips getreten.
Doch der Erfolg gibt einem immer recht. Im Spiel gegen
Münster wenige Tage später musste er aber
dennoch zunächst mit der ungeliebten Reservebank
vorlieb nehmen, doch das Schicksal eines anderen ließ
ihn zum Matchwinner avancieren. Wehlage musste bereits
früh in der Partie verletzt raus und Bilgin führte
das Team gegen starke und ungewohnt offensive Münsteraner
zum Sieg. Nach diesem Spiel war es schwer für
Trainer Neuhaus nach weiteren Argumenten zu suchen,
weswegen Bilgin nicht zur Startelf gehören sollte.
In den letzten Spielen der Saison wechselten sich
Licht und Schatten allerdings ab. Vielleicht eine
Spätfolge seiner langen Pause. Beim Spiel gegen
St. Pauli zeigte er wieder einmal, zu was er in der
Lage ist, wenn er die nötige Konstanz mitbringt.
Sein Treffer gegen Erfurt bescherte RWE die RL-Meisterschaft.
Seine technischen Fähigkeiten dürften unumstritten
sein, seine Rolle im Team jedoch nicht. Vielen ist
es ein Dorn im Auge, dass man Bilgin mehr oder minder
mit Gewalt zum Spielgestalter umfunktionieren wollte.
Dennoch muss man neidlos anerkennen, dass er diese
Rolle wie angedeutet sehr wohl spielen
kann.
Ali Bilgin in Zahlen:
Tore
|
Vorlagen
|
GWG
|
Scorerpunkte
|
6
|
4
|
2
|
10
|
RS
Ø
|
RS
EdT
|
RS
SdT
|
NRZ
Ø
|
Kicker
EdT
|
Kicker
SdT
|
Leistungs-
punkte
|
3,51
|
2
|
1
|
3,31
|
3
|
0
|
401
|
Einsätze
|
Ein-
wechslung
|
Aus-
wechslung
|
Spieldauer
|
21
|
3
|
10
|
1.574
|
Gelbe
Karten
|
Gelb-Rote
Karten
|
Rote
Karten
|
Punkte
|
2
|
0
|
0
|
2
|
Jawattdenn-Saisonbewertung:
Für
Ali endet eine Saison mit Höhen und Tiefen.
Diverse Verletzungen warfen den gebürtigen
Essener ein ums andere Mal wieder zurück. Dennoch
reichten einige Spiele aus, um das Fazit am Ende
etwas besser ausfallen zu lassen. Bilgin ist ein
Mann, der Spiele alleine entscheiden kann und das
macht den Unterschied aus. Wenn Bilgin fit ist,
geht an ihm eigentlich kein Weg vorbei.
Zweitliga-Perspektive mit Stärken und Schwächen:
Ali hat bereits in der zweiten Liga unter Beweis
gestellt, dass er sich nicht verstecken muss. Nicht
von ungefähr wurde er daher auch schon mit
höherklassigen Vereinen in Verbindung gebracht,
wechselt jetzt den Verein und ist auf der Suche
nach einer neuen, sportlichen Herausforderung. Die
höheren Ligen dürften ihm noch eher entgegen
kommen als die Schweineliga, in der
er in den letzten Jahren überwiegend auf Punktejagd
ging. Schade, dass er dem Verein nach acht Jahren
den Rücken kehrt, wir wünschen ihm auf
seinem weiteren Weg alles Gute. Ali wird immer ein
Essener bleiben.
(fsl)
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