Kuriositäten einer Regionalligasaison
Regio Curioso
Fährt man in einer Saison zu ausreichend
vielen Spielen ist die Chance sehr groß, dass
man ein Tor des Monats oder eine Kuriosität miterlebt.
In dieser Regionalligasaison häuften sich die
verrückten Ereignisse und in den meisten Fällen
fanden diese sogar an der heimischen Hafenstrasse
statt.
Bereits am dritten Spieltag dieser Spielzeit fand
das Derby gegen die Fortunen aus Düsseldorf statt.
Die Düsseldorfer hatten die beiden vorherigen
Spiele verloren und deswegen fuhren die RWE Fans guter
Hoffnungen in die Landeshauptstadt. Das Staunen war
dann jedoch groß als Düsseldorf furios
begann und nach bereits 17 Spielminuten 2:0 in Führung
lag. Viele schrieben die Punkte und ihre Aufstiegshoffnungen
fürs erste ab, doch die Hoffnung kehrte zurück
als Michael Bemben per Freistoss den 2:1 Anschlusstreffer
besorgte. In der zweiten Halbzeit sah man dann einen
komplett veränderten RWE. Zwei Elfmetertore und
ein weiterer Freistosstreffer von Michael Bemben verwandelten
den Oberrang der LTU-Arena zur absoluten Partyzone.
Ein 2:0 Rückstand wurde durch vier Standardsituationen
gedreht. Das erlebt man nicht oft.
Als RWE-Fan allerdings doch. Im Saisonendspurt traf
Rot-Weiss auf die zweite Mannschaft des Hamburger
SV. Kurz zuvor hatte man eine komfortable Ausgangsposition
gegen zwei Abstiegskandidaten verspielt und stand
in Hamburg unter dem Druck gewinnen zu müssen.
Die mitgereisten Anhängerschaft plante wohl schon
die erneuten Fahrten nach St. Pauli und Düsseldorf
als es auch in diesem Spiel nach 18 Minuten 2:0 für
den Gegner stand. Nach der Halbzeit drehte das Team
auf und erspielte sich noch den Sieg. Analog zu Düsseldorf
erhielt man zwei Elfmeter und darüber hinaus
trafen Holger Wehlage und Alex Löbe aus dem Spiel
heraus. Der Gästeblock stand Kopf bei diesen
Bildern und der Aufstieg schien in greifbarer Nähe.
Im gleichen Spiel erlebte man einen Platzverweis der
besonderen Art. Alex Löbe, für den die Saison
durch seine Verletzung schon gelaufen schien, traf
zum 4:2 und seine Emotionen kochten über. Er
riss sich das Trikot vom Leib und stürmte auf
den Block um mit den Zuschauern sein Tor zu feiern.
Der Schiedsrichter nahm die Gesamthandlung auseinander
und bestrafte das Trikotausziehen und das Blockklettern
jeweils mit gelb, was logischerweise Gelb-Rot
bedeutet. Eine Regelauslegung, die auch bei neutralen
Fans nur Kopfschütteln hervorrief. Eine derart
harte Regelauslegung ist wahrlich selten, doch Löbe
bekam trotzdem seinen verdienten Applaus nach dem
Spiel.
Über zu harte Regelauslegung beschwerte sich
auch der VfL Osnabrück, als er am 01. Oktober
in Essen vier (!) Platzverweise hinnehmen musste.
Trainer Wollitz sprach von einem eigentlich fairen
Spiel, was durch den Schiedsrichter entschieden wurde.
Eine fast schon zynische Aussage, wenn man bedenkt
mit welcher Brutalität die Osnabrücker Spieler
gegen Ferhat Kiskanc zu Werke gingen. Vier Feldverweise
sind selten zu sehen, aber auch in der Nachbetrachtung
komplett gerechtfertigt. Nicht gerechtfertigt war
die Kampagne, die der VfL Osnabrück nach dem
Spiel startete. Von bewusster Manipulation von Schiedsrichter
Metzen war da die Rede und sie forderten eine Spielwiederholung.
Eine ungeheuerliche Forderungen, wenn man überlegt,
dass die Fernsehbilder die Entscheidungen verifizierten
und auf Wollitz Äußerung, dass der Schiedsrichter
das Spiel entschieden hat bleibt zu sagen, dass der
Mann in schwarz in diesem Fall reagiert hat und der
schwarze Peter seinem Team zugeschoben
werden müsste.
Über die Schiedsrichter ärgerte sich in
manchem Spiel auch der rot-weisse Anhang, aber es
gab auch Situationen, in denen die Mannschaft aufgrund
individueller Patzer kritisiert wurde. Der verrückteste
passierte Torwart Dirk Langerbein im Heimspiel gegen
den HSV II. Langerbein stand schon seit seinem ersten
Heimauftritt in der Kritik, obwohl er neben Stellungsfehlern
auch durch Paraden viele Tore verhinderte. Der Blackout
an diesem Samstag dürfte aber einmalig sein.
Aus dem Spiel heraus rollte der Ball in Richtung Strafraum
und der Torwart zeigte, warum er meistens auf der
Linie kleben bleibt. Man kennt die Bilder,
wenn Torhüter über einen Ball treten und
so Gegentreffer verschulden, Dirk Langerbein aber
lief rechts am Ball vorbei und ermöglichte damit
das Anschlusstor von Kucukovic.
Zum Glück durften auch die RWE-Fans eines Tores
wegen schadenfroh auflachen. Das 1:0 im Spiel gegen
den Chemnitzer FC katapultierte Rot-Weiss Essen in
Person von Mac Younga-Mouhani in die Medien. Was war
passiert? Younga-Mouhani lief alleine auf den Torwart
zu und vergab die Möglichkeit die Führung
zu erzielen. Der Torwart hielt den Ball fest stand
auf und wartete mit dem Abschlag bis alle Spieler
an ihm vorbei ins Feld zurückliefen und merkte
nicht, dass ein Spieler fehlte. Younga-Mouhani stellte
sich direkt hinter den Rücken des Torwarts und
spekulierte darauf, dass er sich den Ball erst auf
den Boden legte. Diesen gefallen tat ihm der Chemnitzer
Schlussmann und Mac umkurvte den verdutzten Keeperund
konnte in das leere Tor einschießen. Der Stürmer
von RWE schaffte es mit diesem Treffer sogar in die
Sendung TV Total von Stefan Raab. Das
Tor des Monats wurde ihm leider verwehrt.
In Zeiten des Internetvotings wurde ein alltäglich
vorkommendes Tor des Dortmunder Florian Kringe gewählt.
Festzuhalten bleibt, dass diese Saison neben den vielen
großartigen Spielen auch diese Vielzahl von
verrückten Aktionen bereithielt. Das sind sicher
Momente weswegen wir Fans so gerne Fußball schauen,
doch sollten in der kommenden Saison solche Szenen
eher Mangelware sein, da man ansonsten wohl eine übermäßige
Benutzung von Defibrillatoren in der Stadt Essen vermelden
muss.
(hs)
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