26.09.2004 -
Charakterschwäche
"Die lange Reise bis an die österreichische Grenze hätten sich die Fußballer des Zweitligisten Rot-Weiß sparen können.". So beginnt der Spielbericht der gestrigen WAZ-Ausgabe. Aha. Den gut 250 mitgereisten RWE-Fans stellt sich die Frage, für wen die Reise wirklich lang war.
Während die Spieler den Flug nach München bevorzugten, um sich dort vom vorgefahrenen Mannschaftbus abholen zu lassen, dauerte die Fahrt mit den vom Verein organisierten Bussen fast 12 Stunden, ehe die rot-weißen Fans das knapp 720km entfernte Burghausen erreichten. Manch einer brauchte viel Geduld bei seinem Arbeitgeber, um für den Freitag Urlaub zu bekommen, andere opferten die letzten Euros ihres knapp bemessenen Gehaltes, um mitfahren zu können. Worauf ich hinaus will, werden sich jetzt einige fragen.
Dem mehr als schwachen Spiel und den schlechten Wetterbedingungen zum Trotze (die Gästekurve ist unüberdacht) forderten die Fans ihre Mannschaft auf, noch einmal zum "Abklatschen" an den Zaun zu kommen. Für den ein oder anderen war das wohl zu viel verlangt, der Großteil flüchtete direkt in die Spielerkabinen. Lediglich 4 Kicker kamen zu den Essener Anhängern, um sich für die, wie Sven Lintjens sagte, tolle Unterstützung zu bedanken. Kein Fan machte den Spielern einen Vorwurf, jeder scheint verstanden zu haben, dass es für den Aufsteiger lediglich um das Halten der Klasse geht.
Die Szenen nach dem Spiel waren neben der desolaten Abwehrleistung auf der Rückfahrt Gesprächsthema Nummer 1. Jürgen Gelsdorf gab in der Sommerpause immer wieder bekannt, dass bei seinen Spielern vor allem der Charakter stimmen muss. Selbigen ließ so manch einer am Freitag vermissen. (dt)
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