23.03.2008 - Ein Kommentar zur Entlassung von Heiko
Bonan und Olaf Janßen
Schluss mit Schrecken ohne Ende!
Heute ist es soweit. Die Gremien haben sich zusammen
gesetzt und den längst überfälligen
Schritt gewagt, Trainer und sportlichen Leiter aufgrund
der anhaltenden Talfahrt zu entlassen. Ein neuer Verantwortlicher
für die Erste Mannschaft ist bereits gefunden.
Michael Kulm, der Erfolgstrainer des Verbandsliganachwuchs,
übernimmt die Leitung der Regionalligamannschaft
von Rot-Weiss Essen. Die kleine Lösung wird schon
jetzt kontrovers diskutiert.
Einigkeit besteht bei den Anhängern, dass man
froh ist von Olaf Janßen und Heiko Bonan befreit
worden zu sein. An dieser Stelle sollen nicht Spott
und Häme über die beiden engagierten Angestellten
vergossen werden. Zu groß sind die Verdienste
Bonans um RWE. Bei aller persönlichen Enttäuschung
sollte nicht vergessen werden, dass er als Spieler
hier konstant starke Leistungen gebracht hat. Er war
ebenfalls ohne zu zögern bereit Rot-Weiss nach
dem bitteren Abstieg zu übernehmen. Leider ist
diese Hürde deutlich zu hoch gewesen für
den jungen Übungsleiter.
Olaf Janßen stand spätestens seit dem Abstieg
massiv in der Kritik bei den Fans. Immer wieder wurde
ihm von Vereinsseite professionelles Verhalten, starke
Identifikation und akribische Arbeit attestiert, aber
auf der Beliebtheitsskala stieg er nicht mehr nach
oben. Dies lag in erster Linie an zwei unglücklichen
Mannschaftszusammenstellungen in Folge. Mit großen
finanziellen Mitteln stellte er eine der stärksten
Regionalligamannschaften zusammen, die RWE jemals
hatte und stieg souverän auf. In der Zweiten
Bundesliga griff er mehrfach daneben. Die Verantwortung
für den Abstieg mussten die beiden Trainer Uwe
Neuhaus und Lorenz-Günther Köstner allein
tragen und wurden entlassen. Janßen war weiterhin
sportlicher Leiter. Auch bei der aktuellen Mannschaft
machte Olaf Janßen dieselben Fehler wie ein
Jahr zuvor. Der Sturm ist zu harmlos, das Mittelfeld
kann nicht ausreichend Torchancen erarbeiten. Die
Demissionen von Trainer und sportlichem Leiter sind
also folgerichtig.
Die von Hempelmann genannten Gremien, die diese Entscheidung
trafen, haben möglicherweise zu lange gezögert.
Die schwachen Leistungen bekamen die Zuschauer nicht
erst gestern oder gegen Emden zu sehen. Spätestens
seit dem Start der Rückrunde wurde klar, dass
die Mannschaft in dieser Verfassung nicht in der Lage
ist in der Liga zu bestehen. In fünf von acht
Spielen trafen die Essener nicht ein einziges Mal
das Tor. Insgesamt wurden lediglich sechs Punkte geholt;
für RWE, den Klassenerhalt und die Existenz viel
zu wenig. Schon nach dem Heimspiel gegen Borussia
Dortmund II hätte reagiert werden müssen.
Deswegen muss sich auch der Vorstand von Rot-Weiss
die Kritik gefallen lassen, die Entscheidung vertagt
und damit einen eventuellen Abstieg massiv mitverschuldet
zu haben.
Die Personalie Kulm, der neue RWE-Trainer, polarisiert.
Ein Teil der Fans sehen seine Erfolge in der Jugendarbeit
und hoffen, dass er diese auch mit der Ersten Mannschaft
feiern und den Abstieg abwenden kann. Die anderen
Anhänger vermuten eine Fortführung der RWE-internen
Cliquenwirtschaft oder finanzielle Engpässe,
die eine Verpflichtung eines vermeintlich etablierten
Trainers verhindern. Die Wahrheit in dieser Frage
wird man (wenn überhaupt) erst am Saisonende
beantwortet bekommen. Kulm ist aber der letzte Hoffnungsschimmer
in dieser aussichtslos wirkenden Situation.
Die Mannschaft, die fernab jeglicher Trainerdiskussion
gestern versagte, steht nun in der Pflicht. So schwer
es manchen Fans fallen wird, bei all den Nackenschlägen,
die sie durch Mannschaft und Offizielle hinnehmen
mussten, so hat Heiko Bonan gestern wahre Worte gefunden
auf einer Pressekonferenz, die man, diesen Satz ausgenommen,
schnell vergessen sollte, wenn man Heiko Bonan nichts
Böses will: Ich hoffe im Interesse des
Vereins, egal wer die Mannschaft führen wird,
dass alle noch enger zusammenrücken werden.
Hendrik Stürznickel
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