15.03.2008 - Ein Kommentar nach der 1:2 Niederlage
in Braunschweig
Machs gut, RWE
101 Jahre bist du nun alt, unsere große Liebe.
In unserer Beziehung gab es schon immer mehr Leid
als Freud, während andere deutsche Meisterschaften
und Europapokalsiege feierten, lagen wir uns schon
glückselig in den Armen, wenn wir mal wieder
ins Fußballunterhaus gekommen waren, wenn auch
zuletzt immer nur für eine einzige Spielzeit.
Im vergangenen Jahr wälzten wir gemeinsam die
Bücher voller nostalgischer Erinnerungen aus
deiner Jugend und der Zeit deines Erwachsenwerdens,
eine Zeit, die wir nicht mit dir verleben konnte,
aber wegen der wir dich verehrt habe. Nicht selten
hatten wir dabei eine Träne im Knopfloch, wenn
wir uns vor Augen führten, wer du einst warst.
Und jetzt, nach diesem schrecklichen Tag in Braunschweig,
befürchten wir dich in etwa zwei Monaten ins
Grab legen zu müssen, denn dann bist du möglicherweise
noch nicht mal mehr Drittligist, sondern in der vierten
Liga angekommen. Wieder mal, so wie schon vor 10 Jahren.
Nicht in einer schicken modernen Fußballstätte
werden wir dich erleben, sondern auf abgetakelten
Bezirkssportanlagen gegen No Name Truppen und andere
gefallene Fußballengel. Und wir befürchten
nie mehr, ja wirklich nie nie mehr, werden wir uns
dann an der größeren Fußballwelt
in Essen erfreuen können.
Diejenigen, die dich goldenen neuen Zeiten entgegen
führen wollten, wissen keinen Rat mehr. Unglaubhaft,
die Realität leugnend klingen ihre verzweifelten
Kampfansagen. Immer und immer wieder haben wir ihnen
geglaubt und auf die Wende gesetzt, aber das scheint
nun vorbei. Dein restlos überforderter Trainer
sucht nach Worten, wie er dein Ableben nach Außen
verkaufen soll, deine Geldgeber treten den Rückzug
an, allenfalls deine Sterbekasse ist noch leidlich
gefüllt.
Es wird wohl nur noch kurze Zeit dauern, dann hast
du nur noch uns, eine leidgeprüfte und resignierte
Horde glühender Verehrer, die dir trotz allem
immer die Treue hielten. Wir bringen es nicht übers
Herz, dich mit einem Wortschwall für deine immensen
Fehler zu beleidigen, dafür bist und bleibst
du uns zu teuer.
Aber wir befürchten, dass du ein leider unheilbarer
Patient im Endstadium einer schweren Krankheit bist.
Wir bitten diejenigen, die deine Geschicke leiten,
nicht an Posten oder sonstigen zu kleben, sondern
alles zu tun, um das Wunder, dich weiter am Leben
zu erhalten zu schaffen.
Aber die Resignation, Enttäuschung und Angst
sind größer als die Hoffnung
..
Sven
Meyering
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