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14.06.2006 - Kommentar zu Ali Bilgin

Ein Essener geht

Nun ist die Meldung schon mehrere Tage alt. Ali Bilgin, der „Junge aus Bergeborbeck“, wird Rot-Weiss Essen verlassen. Die Reaktionen bei den Verantwortlichen und auch bei Ali Bilgin waren dieselben. „Zeit eine neue Herausforderung zu suchen“ lautet das Resümee beider Seiten. Doch wer acht Jahre die Knochen für seinen Verein hingehalten hat, geht nie ganz klanglos.

Die Fans, so kann man es z.B. dem Gästebuch auf Bilgins Webseite entnehmen, spalten sich in zwei Lager. Die eine Seite sieht in Bilgins Zukunftsplanung, etwas Neues auszuprobieren, die richtige Entscheidung. Die andere Seite dagegen kann den feststehenden Abgang von Bilgin überhaupt nicht verstehen. Diese Gruppe sieht ein Fehlverhalten der sportlichen Leitung bzw. ahnt nichts Gutes für Bilgins weiteren Weg. Wo die Skepsis der Fans gegenüber der sportlichen Leitung ihre Wurzeln hat, ist schwer verständlich. Selbst Bilgin betont auf seiner Webseite, dass für ihn die Zeit gekommen ist, eine Herausforderung zu suchen, um sich sportlich und menschlich weiter zu entwickeln. Auch die sportliche Leitung bekräftigte dieses in einer kurzen Stellungnahme.

Ali Bilgin begann seine Karriere bei den Ballfreunden aus Bergeborbeck, wechselte aber schon 1995/96, also als 15-jähriger, zu Rot-Weiss Essen. Dort blieb er auch, bis auf einen kurzen Abstecher ins benachbarte Duisburg, dem Verein treu. Anerkannt als Talent und durch viele Einsätze spielte er sich in die Herzen der Fans. Gerade weil er ein „richtiger Essener“ ist, war er bei den Fans eine Art Identifikationsfigur. Der Kader von Rot-Weiss Essen wechselte traditionell jedes Jahr massenhaft seine Mitglieder, einer blieb immer – Bilgin.

Nach dem sportlichen Abstieg aus der zweiten Liga in der Saison 2004/05 kursierten in Essen Gerüchte um einen möglichen Wechsel Bilgins zu Hannover 96 oder zum SC Freiburg und einige Gerüchte besagten sogar, dass der VfB Stuttgart an Bilgin interessiert sei. Doch Ali Bilgin blieb ein weiteres Mal dem Verein treu. Mit ihm, Ristau und Larsen waren nur noch drei aus der Abstiegsmannschaft beim Saisonauftakt in Emden dabei. Viele fragten sich schon damals, warum nicht auch Bilgin versuchte, bei einem Zweitligisten unterzukommen, hatte er doch in der zweiten Liga in mehreren Spielen überzeugt.

Erst nachdem das Projekt Wiederaufstieg geschafft war, kam die Botschaft, dass Ali Bilgin nun das Weite suchen wird. Auf den ersten Blick scheint diese Entscheidung nach einem Aufstieg ein wenig unverständlich, sieht man doch in dem Aufstieg genügend sportliche Herausforderung. Allerdings ist sein „Marktwert“ nach einem positiven Saisonverlauf um einiges höher und der Spieler Bilgin auf dem Markt mit besseren Chancen. Natürlich könnte er auch versuchen, mit der Mannschaft den Klassenerhalt zu schaffen, doch was passiert bei einem etwaigen Abstieg? Ali Bilgin wäre dann 26 und wieder in der dritten Liga. Dass sein Marktwert schrumpfen würde, ist klar. Weiterhin ist seine Vertragsdauer beendet. Viele Argumente also für einen Wechsel.

Er hat in den vergangenen Jahren seinen persönlichen Fortschritt dem Vereinswohl unterstellt. Mit 24 Jahren ist es Zeit neue „Welten“ zu entdecken.


Thorsten Pydde


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