Stiftung Warentest Stadion Analyse
Stiftung Warentest Stadion Analyse
Selten war eine Studie der Stiftung Warentest so im
Fokus der Öffentlichkeit, wie im Fall des Stadiontests.
Das Unternehmen prüfte die Sicherheit der vierzehn
WM-Stadien und stellte fest, dass einige von ihnen
bedenkliche Sicherheitsmängel aufweisen. Die
Betreiber und die Organisatoren wiesen die Vorwürfe
brüsk von sich, denn die deutschen Stadien gelten
mit als die modernsten der Welt. Doch die Frage, die
sich stellt ist: Bin ich im Stadion ausreichend
gesichert? Wenn schon die neu gebauten und renovierten
Spielstätten nicht genügend Sicherheit bieten
sollen, wie gefährlich ist der Besuch am Millerntor,
im Stadion am Zoo oder gar im Georg-Melches
Stadion? Gehen wir die Kriterien bei unserer
Heimstätte durch:
Besonders wichtig waren den Testern die Fluchtmöglichkeiten
im Fall einer Panik. Diese wäre in vielen Stadien
nur unzureichend gegeben. Hier bietet der heimische
Platz eine große Zahl an Fluchtmöglichkeiten.
An den Eingängen jeder Tribüne befinden
sich große Tore, die von Ordnern im Unglücksfall
geöffnet werden könnten. Die Fluchtmöglichkeit
über den Rasen ist genauso gegeben und von dort
aus kann das Stadion in jede Richtung verlassen werden.
Problematisch würde wohl die Fallhöhe auf
der Haupttribüne werden, denn die erste Reihe
befindet sich bekanntlich ein ganzes Stück über
der Erde.
Weiterhin wurden die steilen Treppen in vielen Stadien
bemängelt, doch auch hier ist die Gefahr in Essen
sehr gering. Die Haupttribüne fasst insgesamt
mehr als 4.000 Sitzplätze und ist im Vergleich
zu den WM-Arenen klein und daher auch nicht annähernd
so steil gebaut, wie die Oberränge in Dortmund
oder Köln. Auch die Tatsache, dass die Ecken
des Georg-Melches Stadion nicht geschlossen sind,
trägt wohl zu verbesserten Fluchtmöglichkeiten
bei, doch wäre es ein Trugschluss zu behaupten,
dass unsere Spielstätte mit Auszeichnung aus
diesem Test hervorgegangen wäre.
In dieser öffentlichen Diskussion werden wohl
jedem Fußballfan die Bilder von 1985 und 1989
in den Kopf kommen. Im belgischen Heyselstadion und
im Hillsborough Stadion in Sheffield verloren durch
massive Fanausschreitungen seitens des FC Liverpools
über hundert Menschen ihr Leben. Diese Ereignisse
sollten wahrhaftig belehrend sein, dass die Sicherheit
der Zuschauer unbedingt gewährleistet werden
muß, doch sollten sie auch nicht dazu verleiten
beim Thema Stadionsicherheit jede Sachlichkeit vergessen
zu lassen.
Fest steht, dass gerade bei Veranstaltungen, bei denen
Menschenmassen anwesend sind, die Chance, dass eine
Panik ohne große personelle Schäden beendet
wird, sehr gering ist. Egal, ob Hunderttausende beim
Papstbesuch in Köln, 80.000 Zuschauer im Westfalenstadion
oder eben nur 12.000 Zuschauer bei Rot-Weiss
Essen, eine hundertprozentige Sicherheit kann kein
Mensch garantieren. Jetzt aber in unbegründete
Hysterie zu verfallen wäre falsch, denn die Möglichkeit
eines Unglücks ist relativ gering und Sicherheitsmaßnahmen,
die jetzt und in der Vergangenheit ergriffen worden
sind, sind so umfassend, dass die Gefahr im Unglücksfall
bestmöglich reduziert wurde. In Essen müsste
ein weiterer Schritt getan werden, wenn der Stadionneubau
doch eines Tages kommen sollte, denn nicht nur der
Komfort, sondern auch die Möglichkeiten zur Sicherung
des Anhangs steigen dann an.
(hs)
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