Satire - Jahresvorschau 2006
So und nicht anders wird das Jahr 2006:
Januar:
Während im spanischen Oliva die Vorbereitung
für die Rückserie läuft, fragen sich
die Fans daheim, ob man statt des neuen Stürmers
Fredi Bobic nicht doch besser Jochen Seitz, Robert
Rak, Martin Hauswald, Matthias Pfände oder Ralf
Regenbogen verpflichtet hätte.
Derweil kürt in Essen der Fachverband der Imbissbudenbetreiber
die "Fast-Food-Gerichte" des Jahres 2005.
"Döner des Jahres" wird das Produkt
aus dem Aden Grill von Familie Bilgin in Bergeborbeck.
Den Titel "Bratwurst des Jahres" teilen
sich Francis Kioyo, Dieter Uhlenbroich und Thorsten
Horz.
Februar:
Mit Siegen über Düsseldorf, Oberhausen und
Wuppertal setzt sich RWE souverän an die Tabellenspitze.
Macht das den Trainer beliebter? Nein. "Fachlich
kann ich ihm nichts vorwerfen, aber er hat zu Beginn
der Saison zwei Mal falsch ausgewechselt, deswegen
ist er mir persönlich unsympathisch", schreibt
ein ausgebildeter Logiker im RWE-Forum.
März:
Wie durch ein Wunder bleibt das Preußenstadion
in diesem Jahr heil. Nach Videoaufzeichnungen in der
Autobahnraststätte Hohe Mark Ost zieht die Bundespolizei
einen weiten Verteidigungsring am Verteiler in Münster-Süd
und lässt kaum ein Fahrzeug mit Essener Kennzeichen
durch. Trotzdem ist das Stadion an der Hammer Straße
gut gefüllt, schließlich ist der Großteil
der Zuschauer mit dem Zug angereist. Das 4:0 sorgt
allüberall für gute Stimmung. Außer
bei den rund 900 Preußenfans, die vehement den
Kopf von Trainer-Dino Moors fordern. Der SCP-Vorstand
beugt sich daraufhin der Masse und stellt drei Kandidaten
im Internet zur Abstimmung: a) Klaus Berge, b) Peter
Vollmann, c) Stefan Grädler. Mit Beginn der Sommerpause
war die Abstimmung noch nicht beendet.
April:
Aufgrund der schweren Verletzungen von Klose, Kuranyi
und Podolski wird RWE-Topstürmer Bobic (12 Tore
in 9 Spielen) überraschend zum Lehrgang der Nationalmannschaft
nach Malente eingeladen. Dort zeigt er den verblüfften
Jungspunden als erstes, mit welchen Tabs man Nutella-Reste
am leichtesten aus den dritten Zähnen entfernt.
Mai:
Der Mai ist gekommen, der RWE steigt auf. Unangefochten
verabschieden sich die Essener mit sieben Punkten
Vorsprung aus der Schweineliga. An der Hafenstraße
liegen sich mal wieder alle in den Armen. Das Stunden
lange "Allez, allez" wird nach dem Heimspiel
gegen Werder Bremen unterbrochen durch lauten Maschinenlärm.
Das wird doch nicht...?
Juni:
Während in einer Sporthalle östlicherseits
Polen und Ecuador aufeinander treffen, sind an der
Hafenstraße tatsächlich die Bagger angerollt.
Pelé persönlich, der sich gerade "zufällig"
in Deutschland aufhält, übernimmt als Ehrenmitglied
den ersten Spatenstich für den neuen Fußballtempel.
Juli:
Während Deutschland durch zwei Bobic-Tore die
Brasilianer aus dem Berliner Olympiastadion fegt,
laufen die Planungen für die Zweitliga-Saison
auf vollen Touren. Namen wie van der Vaart, Ronaldinho
und Zidane geistern durch die Wirren des Internets.
Als diese nicht kommen, spricht die Volksseele erzürnt
von "Lug und Betrug" und fordert die Köpfe
der sportlichen Leitung.
August:
Mit einem 5:1 gegen Aue auf der Baustelle an der Hafenstraße
feiert RWE einen gelungenen Einstand in die zweite
Liga.
September:
Sportlich dümpelt RWE unspektakulär im Tabellen-Mittelfeld,
da präsentiert der Vorstand seine Pläne
für die Jubiläumsfeierlichkeiten 2007. Mit
einem Blitzturnier soll im Sommer 2007 das neue RWE-Stadion
eingeweiht werden. Teilnehmer: Werder Bremen, Hibernian
Edinburgh und FC Barcelona (seinerzeit war RWE eines
der teilnehmenden Teams bei der Einweihung des Stadions
Camp Nou). Fest steht bereits: Ein Musical wie bei
den östlichen Nachbarn wird es zur Essener 100-Jahr-Feier
nicht geben. Gott sei Dank.
Oktober:
Rudi Assauer echauffiert sich: "Die bekommen
ja noch nicht mal ein Musical auf die Kette..."
Und überhaupt, warum der glorreiche FC Dingsbums
aus Herne-Ost nicht beim Einweihungsturnier mitmachen
dürfe. Spontane Antwort des Essener Vorstands:
"Weil wir nur Freunde eingeladen haben ..."
November:
Die neue Haupttribüne nimmt Konturen an. Sportlich
präsentiert sich RWE jenseits von Gut und Böse
im gesicherten uninteressanten Mittelfeld. Neuer Trainer
bei Preußen Münster ist übrigens der
inzwischen bei Gelsenkirchen gefeuerte Mirko Slomka
geworden.
Dezember:
Mit einem rauschenden 3:3 im RheinEnergie Stadion
verabschiedet sich RWE in die Winterpause. Man liegt
ungefährdet auf einem respektablen 9. Platz der
Tabelle, hinter Kaiserslautern, Köln und Freiburg,
aber immerhin vor Burghausen und Fürth. Das nächste
Jahr kann kommen.
(tm)
<<
zurück
|