Von abergläubischen Fussballfans, deren Rituale und kleinen Voodoo-Puppen.
Dass Fußballfans zum Teil sehr abergläubisch sind, ist weitestgehend bekannt.
Vor jedem Spiel werden Woche für Woche diverse Rituale gepflegt, die nach Meinung der ausführenden Fußballfans einen positiven Einfluss auf deren jeweilige Mannschaft haben sollen.
Diese Rituale, wie z. B. das richtige Binden eines Schales, der natürlich während einer gutlaufenden Saison nicht gewaschen werden darf, das Tragen der in Vereinsfarben gehaltenen Socken oder das erste Bier, pünktlich 5 Stunden vor Anpfiff getrunken, werden nach meiner Schätzung jedes Wochenende von mehr als 30% der Stadienbesucher gepflegt.
HaPe hat in einem Blutgrätsche-Artikel dieses Thema schon einmal aufgriffen.
Und? Bin ich selbst abergläubisch? Eigentlich nicht, oder doch?
Gut, ich ziehe nach einer Niederlage der Rot-Weissen Götter zum nächsten Spiel immer ein anderes Trikot an. Das entsprechende "Niederlagentrikot" kommt dann erst einmal, sorgfältig zusammengelegt, nach unten in den Stapel RWE-Trikots im Kleiderschrank. Dort kann es wieder positive Energien sammeln.
Ich bin auch immer noch für die Entfernung der Hexe von der Osttribüne, die vom AWO-Fanprojekt zu Saisonbeginn aufgehangen wurde und in Voodoomanier die anwesenden Gästefans "verhexen" sollte. Leider ging schon die Generalprobe mit einer 1:5 Niederlage gegen Aue mächtig in die Hose. Hier stellte sich mir bereits die Frage, ob besagte Hexe nicht Sympathien mit einem der sieben Zwerge in Auer Reihen hegte. Dieser traf trotz seiner Körpergröße per Kopf ins Essener Tor.
Auch im weiteren Saisonverlauf hat uns die Hexe das eine oder andere Pünktchen gekostet. Beweisen kann ich das natürlich nicht.
Nun gut, die Hexe hängt - trotz massivem Protest - immer noch, also müssen andere Varianten gefunden werden um ihrem negativen Einfluss entgegenwirken.
Einen Lösungsvorschlag unterbreitete mein 8-jähriger Sohn, als wir in der Woche vor dem Duisburg-Spiel beim Aufräumen des Kinderzimmers ein Stofftier mit hässlichem blauem Schal und Mütze fanden.
Was tun? "Ist bestimmt ein Duisburg-Maskottchen", sprach der Sohnemann und hing ihn kopfüber vor eine in seinem Zimmer befindliche RWE-Gedenktafel.
Nein, mein Sohn ist nicht aggressiv und auch im seinem gesamten Verhalten nicht auffällig, ein ganz normales Kind eben.
Um ganz sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um einen "Duisburgbär" handelte, wurde er noch flugs mit einem selbstgemalten MSV-Logo versehen. Wie wir alle wissen, ist die Generalprobe des Einsatzes der ersten RWE-Gegner-Voodoopuppe mit 1:0 geglückt.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir uns der "Macht", die wir nun hatten, nicht bewusst und so vernachlässigten Vater und Sohn dieses neue Ritual für die nächsten drei Spiele. Ein mageres Pünktchen (Cottbus) und zwei Niederlagen (Burghausen und Frankfurt) waren die Folge. Und gerade beim Frankfurtspiel hätte eine kleine Pröll-Puppe wohl den ersehnten ersten Auswärtsdreier gebracht. Chance vertan.
Vor dem Karlsruhe-Spiel fiel uns wieder das in hässlichem blau-weiss gehaltene Tier in die Hand. Gleiches Ritual wie gegen Duisburg und zack mal eben wieder 2:1 gewonnen.
War an diesem Zauber nun wirklich etwas dran? Man würde es im nächsten Spiel gegen den übermächtigen FC Podolski sehen.
Dank Internet und Drucker war schnell ein Trikot mit der Nummer 10 gebastelt und ein weiteres Stofftier (Ähnlichkeiten beim IQ Stofftier/Spieler sind rein zufällig) wurde für das nächste Auswärtsspiel vorbereitet. Die Beine fest verknotet und vor der Abfahrt nochmals kräftig gedreht. Immerhin spielte Herr Podolski dementsprechend und man fuhr einen 0:0-Auswärtssieg ein.
Das Osterwochenende brachte die Zeit, sich auf das Dresdenspiel vorzubereiten. Da man in Gegners Reihen keinen Superstar ausmachen konnte, musste die gesamte Mannschaft herhalten. Anstatt Eier zu färben malte Sohnemann einen Spieler vor, der am PC geklont wurde. Mit Rückennummern versehen hatte man nun die ganze Dresdener Mannschaft unter Kontrolle. Kopfüber aufgehangen und vor dem Spiel noch mal richtig durchgewirbelt, brachte auch diese Aktion den gewünschten Erfolg.
Vielleicht ist das alles nur Zufall gewesen. Das nächste Spiel wird es zeigen. Aber vielleicht behelfen sich die Gegner in Zukunft der gleichen Hilfsmittel. Dann wird wieder analog zum Niederlagentrikot ein neues Ritual gefunden, solange bis wir kein Spiel mehr verlieren und wieder Deutscher Meister sind.
Vielleicht bin ich ja doch ein bisschen abergläubisch.
(Oli)
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