06.10.2007: 1. Bundesliga | MSV Duisburg - Werder
Bremen 1:3
Noch bevor unsere Rot-Weißen sich mit der Zweitvertetung
der Grün-Weißen messen durften, fand am
Samstag in der nahegelegenen MSV-Arena die Bundesligapartie
unserer Bremer Freunde beim MSV Duisburg statt. Diese
Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen und
so hatte ich es mir im Block L gemütlich gemacht
und genoss aus einer erstaunlichen Nähe das beinahe
greifbare Erlebnis Bundesliga-Fußball.
Der MSV hat ein Stadion errichtet, das nicht nur eine
hervorragende Stimmung erzeugt, sondern sich auch
bewusst von dem Mammutprojekt aus der unmittelbaren
Nachbarschaft mit seiner fragwürdigen akustischen
und auch architektonischen Qualität abhebt und
damit sicher für unser Stadionprojekt Vorbildcharakter
haben könnte. Die MSV-Arena bietet dem Fan eben
genau das, was man heute nur noch selten vorfindet:
Fußball zum Anfassen.
Dementsprechend war die Stimmung in der mit gut 30.000
Zuschauern gefüllten Arena prächtig und
die Aufstellung der Hausherren wurde, untermalt von
wabernden Bässen, richtiggehend zelebriert. Aber
auch die zahlreich angereisten Gästefans aus
Bremen verstanden es, ihre Mannschaft lautstark zu
unterstützen. Geschlossenen Applaus aller Anwesenden
gab es für die vier Duisburger Weltmeisterinnen,
die vor dem Anpfiff für den in China herausragend
verteidigten Titel geehrt wurden. Und selbst meiner
einer, der dem Frauen-Fußball immer noch nicht
viel abgewinnen kann, musste sich aufgrund dieser
beeindrucken Vorstellung vom Platz erheben.
Nicht nur neben, sondern auch auf dem Rasen wurde
anschließend einiges geboten. Dabei war die
Rollenverteilung von vornherein klar: die Duisburger
waren den Bremern was Spielwitz und Technik anging
deutlich unterlegen und so fanden sie vor allem über
den Kampf zum Spiel. Werder dominierte die ersten
Minuten der Begegnung und ging folgerichtig nach einer
von zahlreichen Nachlässigkeiten in der Duisburger
Hintermannschaft durch den völlig freistehenden
Daniel Jensen bereits in der 7. Minute in Führung.
Wie aus dem Nichts fiel dann schon in der 15. Minute
der Ausgleich. Und für den war ein alter Bekannter
verantwortlich: Ailton, der runde Kugelblitz mit Knuddelfaktor
erzielte ausgerechnet in seinem ersten Spiel von Beginn
an und gegen seinen Ex-Klub den Ausgleich. Ailton
blieb stets gefährlich, stand jedoch bei zahlreichen
Gelegenheiten im Abseits. Eben ganz der Ailton wie
man ihn noch aus Bremer Zeiten kennt. Die Bremer konnten
in der Folge einige Tormöglichkeiten durch Rosenberg
und Frings nicht nutzen und so kam der MSV zusehends
besser ins Spiel. Kurz vor der Halbzeit hatten die
Duisburger ihre stärkste Phase und schnürten
die Bremer im eigenen Strafraum ein, doch fehlte ihnen
die nötige Kaltschnäuzigkeit im Abschluss.
Nach dem Pausenbier und der Erkenntnis, dass es auch
in solch modernen Arenen offenbar schwierig zu sein
scheint das ein oder andere Bier vorzuzapfen, bot
sich dem Publikum kein verändertes Bild. Werder
weiterhin spielerisch klar überlegen, besonders
Diego konnte sich mehrfach durch einige sehenswerte
Pässe und Einzelaktionen auszeichnen. Die Duisburger
agierten im Rahmen ihrer Möglichkeiten und rackerten
um jeden Ball. Jeder Zebra ging mit vollem Einsatz
zu Werke, doch manchmal überhart. Vor allem Diego
wurde häufig unsanft gestoppt und so stießen
die vielen, teilweise auch sicher nur dank der Cleverness
solcher Techniker, herausgeholten Freistöße
auf Unmut beim MSV-Anhang. Der schien nach und nach
Schiedsrichter Thorsten Kinnhöfer aufs Korn zu
nehmen. Dies gipfelte in einem gelb-roten Platzverweis
gegen den Duisburger Pablo Caceres, der zweimal innerhalb
weniger Minuten unnötigerweise gelbwürdig
hinlangte. Zwei dumme Fouls die zurecht bestraft wurden.
Schiri Kinnhöfer sah keinen Anlass für Pardon
und verwies den Uruguayer des Feldes.
Nur zwei Minuten nach diesem Platzverweis
netzte dann Sanogo den Ball in das Gehäuse von
MSV Keeper Tom Starke ein und Bremen verlegte sich
in der Folgezeit aufs Kontern. Die Elf von Rudi Bommer
zeigte alle Fußballertugenden und drängte
jedoch ohne wirklich zwingende Chancen auf den Ausgleich.
Einen weiteren Rückschlag musste der MSV mit
Beginn der Schlußviertelstunde hinnehmen. Der
Duisburger Blagoy Georgiev war offensichtlich ebenso
wie das Publikum mit einer von vielen kniffligen Entscheidungen
nicht einverstanden und zeigte Schiri Kinnhöfer
den Vogel. Doch dieser zeigte ihm wer tatsächlich
fliegen könne: er schickte den Bulgaren duschen.
Aber selbst zu neunt kämpfte der MSV weiter verbissen
um den Ausgleich. Aber es kam wie es kommen musste:
die nun hinten völlig offenen Duisburger fingen
sich einen Konter, den Leon Andreasen zum vorentscheidenden
3:1 abschließen konnte.
Ein insgesamt verdienter Sieg der clevereren und letztlich
überlegeneren Bremer. Ein spannender Fußballnachmittag
mit viel Kampf und Einsatz, den die Duisburger Fans
trotz der Niederlage ihrer Mannschaft mit stehenden
Ovationen feierten. Auch Ailton ließ es sich
nicht nehmen, sich sowohl von der Kurve der Duisburger,
als auch der Bremer zu feiern. Auch wenn die Duisburger
Fans schnell den Schiedsrichter als Schuldigen ausgemacht
hatten, so lag es letztlich doch an der fehlenden
Qualität der Duisburger, die diese Niederlage
einleitete. Angesichts teilweise haarsträubender
Fehler im Spielaufbau und in der Abwehrarbeit wird
es so schwer die Klasse zu halten. Doch noch sind
die Zebras in der Bundesliga und die MSV Arena ist
in jedem Fall eine Reise wert.
(sb)
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