21.07.2007: UI-Cup - 3. Spielrunde | Rapid Wien -
Rubin Kazan 3:1 (0:1)
Schon relativ früh machte man sich am Samstagabend
auf dem Weg zum Spiel. Die Anreise gestaltet sich
dabei, trotz Sommerhitze, per U-Bahn sehr einfach,
da das Stadion mitten im Stadtteil Hütteldorf
direkt neben dem gleichnamigen Bahnhof liegt.
Das Gerhard-Hanappi-Stadion ist zwar nicht sonderlich
groß - es umfasst nach Bau der Dächer nur
noch 19.000 Zuschauer - und ist seit dem Baujahr 1977
auch etwas in die Jahre gekommen, dafür handelt
es sich um ein reines Fussballstadion und es ist sehr
zentral gelegen, mit vielen Kneipen drum herum, die
zu einem frühen Besuch regelrecht einladen. Die
genau gegenüberliegende Wettbude mit integrierter
Gastronomie würde sicher auch bei uns einigen
Zulauf finden. Wo kann man sonst bei Bier umgeben
von großen Leinwänden, auf denen natürlich
Fußball läuft, gemütlich vorm Anpfiff
seinen Wettschein ausfüllen? Für Leute,
die weniger dem Wetten sondern dem Alkohol frönen
wollen, empfiehlt sich ein Besuch im Rapid Dorf. Diese
kleine Zeltstadt direkt neben den Trainingsplätzen
bietet eigentlich alles was das (Fußball-)-Herz
begehrt.
Dort verbringen an langen Festzelttischen
hunderte Rapid Fans die Zeit vor dem Spiel. Das ganze
erinnert ein wenig an ein Oktoberfestzelt. Neben Bier
und Musik gibt es sogar einen Cocktail Stand, wo Hochprozentiges
ausgeschenkt wird. Derartiges habe ich in Deutschland
jedenfalls noch nicht gesehen. Auch für das leibliche
Wohl ist gesorgt, auch wenn die Wurst, die umgangssprachlich
Eitrige genannt wird, etwas gewöhnungsbedürftig
ist. Schmeckte aber sehr gut.
Frisch gestärkt nahmen wir dann auch unsere Plätze
ein. Dank Toto war man an sehr günstige Tickets
gekommen, und da es auch nicht sonderlich voll war,
wechselte man von den Plätzen am Rand auf welche
in der Mitte auf dem Oberrang der Nord. Insgesamt
waren ca. 10.000 Zuschauer im Stadion, wobei die meisten
Besucher auf unserer Tribüne saßen oder
auf der Fankurve der West standen.
Über dieser steht in großen Lettern Block
West. Auch wenn sie heute nicht ganz ausverkauft
schien, war es trotzdem recht beeindruckend, was dort
während des Spiels stattfand. Das Team wurde,
wie bei jedem Heimspiel, mit einer kleinen Choreographie
begrüßt. Große Doppelhalter in den
Stadtfarben und den Farben von Rapid ergaben ein sehr
nettes Bild.
Dazu der Spruch:
Wunder gibt es immer wieder Manchmal
wiederholen sie sich auch! Vorwärts Jungs.
Rapid hatte vor ein paar Jahren schon mal gegen Rubin
gespielt und Zuhause 2 zu 0 verloren, in Russland
erzielte man dann aber einen 3 zu 0 Auswärtssieg
und man kam doch noch in die nächste Runde.
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Während des Spiels war eigentlich
auch immer was los und die halbe West stand dank der
enormen Hitze Oberkörperfrei. Der Rest des Stadions
beteiligte sich nur gelegentlich, und auch die Ost
die diesmal sehr spärlich besetzt war, war kaum
zu hören.
Aus Kazan nahmen genau zwei Personen im Gästeblock
platz, so dass es dort diesmal sehr ruhig blieb. In
den beiden voran gegangenen Spielen gegen Zagreb und
gegen Bratislava kam es dort zu einigen Ausschreitungen,
die sich auch nach dem Spiel rund ums Stadion fortsetzten.
Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum es im
Stadion diesmal nur Alkoholfreies Bier gab, was einen
Österreichischen Begleiter von mir dazu veranlasste
zu fragen, ob es so eine Frechheit in Deutschland
auch schon mal gegeben hat. Darauf konnte man nur
mit einem leichten Grinsen antworten:Risiko-Spiel
und kein Alk? Ne, so was kommt bei uns nie vor!.
Willkommen in der Vor-EM Zeit. Österreich diskutiert
auch gerade darüber, ob es nicht auch dort so
toller Gesetze bedarf, mit denen man potenzielle Gewalttäter
während den Spielen in Präventivhaft nehmen
kann, bzw. zu einer während den Österreich-Spielen
stattfindenden Belehrung bitten kann, die dann 2h
dauern soll. Die Nationalmannschaft spielt hier allerdings
eher eine untergeordnete Rolle neben dem Vereinsfußball.
Ob das im Zuge der EM-Euphorie anders wird, bleibt
abzuwarten.
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Zurück zum Spiel. Rapid machte
von Anfang an Druck, Kazan beschränkte sich auf
das Verteidigen und stellte sich Hinten rein. Bis
zum Tor war das Spiel der Wiener recht ansehnlich,
allerdings erspielte man sich auch keine 100%ige Chancen.
Es kam wie es kommen musste, nach einem unnötigen
Ballverlust im Angriff kam Kazan das erste Mal gefährlich
vors gegnerische Tor und es stand 0 zu 1. So blieb
es schließlich auch bis zur Halbzeit. In der
Pause wurde schon mal der neue Brasilianische Star
Fabiano vorgestellt, der heute allerdings nur fünf
Minuten zum Einsatz kommen sollte. Aber das war eigentlich
nur Nebensächlich. Rapid machte weiter das Spiel,
aber das erlösende 1 zu 1 sollte erst durch eine
Standartsituation fallen. Gut 25 m vor dem Tor schoss
Steffen Hofmann einfach mal direkt drauf, der Ball
kam oben links aufs Tor und dem Torwart, der schon
in der richtigen Ecke war, rutschte der Ball durch
die Finger. Dieses Kunststück konnte er sich
dann auch auf der Videoleinwand noch ein paar Mal
anschauen. Von nun an merkte man seine Nervosität
förmlich an. Es waren noch gut 30 Minuten zu
spielen und Rapid schoss aus allen Lagen.
Vier Minuten später wurde noch ein Russe wegen
einer Tätlichkeit vom Platz gestellt. Von nun
an war das Stadion ein Tollhaus. Was folgte zeigte,
dass man nicht bei irgendeinem, sondern bei dem
österreichischen Verein war. Pünktlich zur
Rapid Viertelstunde zählte das ganze
Stadion die Sekunden runter und es folgte mehrmaliges
frenetisches Klatschen, bzw. nach vorne Peitschen.
Dieses Ritual resultiert aus zahlreichen Spielen,
die Rapid noch in den letzten 15 Minuten drehen konnte.
Unter anderen auch das Pokalendspiel von 1939 gegen
den FSV Frankfurt. Rapid ist neben Deutscher
Meister nämlich auch Deutscher Pokalsieger.
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Gefolgt wird das rhythmische Klatschen,
was, wie gesagt, auch bei dem langweiligsten Spiel
in der 75. Minute eintritt, von einem lauten Auf
Auf Hütteldorf. Anscheinend hatte es auch
diesmal gefruchtet!
In der 80. Minute kam ein langer Ball in den Strafraum,
Foul, ein Pfiff. Elfmeter! Dazu wieder Rot, was in
meinen Augen etwas hart war. Bilic lief an, knallte
einfach voll hoch in die Mitte drauf, der Torwart
sprang in die linke Ecke und es stand 2 zu 1.
Gegen nunmehr neun Mann war es natürlich ein
Spiel auf ein Tor. Rapid kam noch zu mehreren Chancen.
In der Nachspielzeit zog erneut Hofmann von der Strafraumgrenze
einfach mal ab und der Ball flog diesmal unhaltbar
in den Giebel. Danach hatte der Schiedsrichter ein
Erbarmen und pfiff schließlich das Spiel ab.
Das Team wurde nach langen Jubel und einer Welle in
die Kabine verabschiedet.
Nach dem Spiel verließen wir das Stadion über
den Block West und kamen noch in den Genuss einer
kalten Dose Bier, die am Ultras Rapid Stand billig
verkauft wurden. Insgesamt war es ein sehr netter
Fußball-Abend. Wer in Wien ist, sollte sich
Rapid nicht entgehen lassen. Lohnt sich jedenfalls
viel mehr als Austria, denn wie man auch an mehreren
Häuserwänden lesen kann ist Wien grün-weiß!
Mad W
Bilder mit freundlicher Genehmigung der Tornados
Rapid
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