27.02.2007: DFB-Pokal Viertelfinale| Kickers Offenbach
- Eintracht Frankfurt 0:3
Lärmtherapie
Manchmal glaubt man an Fügung, wenn der Pokal
Partien auslost, die genau dem Wunsch der Fangruppen
entsprechen. So freuten sich die Anhänger von
Kickers Offenbach endlich den Lieblingsfeind Eintracht
Frankfurt am Bieberer Berg begrüßen zu
dürfen. Die Partie erschien spannend und so scheuten
wir nicht die rund 250 km Anreise und machten uns,
nach verrichteter Arbeit, auf den Weg nach Hessen.
Nachdem die obligatorischen Staus um Köln und
Frankfurt geschafft waren fuhren wir Richtung Parkplatz
am Stadion vorbei und schon im Auto hörte man
bereits die Fans singen und die Vorfreude stieg weiter.
Dass die Offenbacher schon seit Wochen auf das Derby
hinfieberten machte sich auch optisch bemerkbar. Eine
Stunde vor Spielbeginn versuchten wir den Block zu
betreten, aber es war kein Durchkommen. Die Stimmung
war gereizt und man musste sich bei so manchem Zuschauer
fragen, ob er das Unheil kommen sah oder woran es
lag, dass man auf derartige Weise von vielen Seiten
beschimpft wurde. Nachdem wir aber doch noch Plätze
gefunden hatten und sich das Spiel näherte merkten
wir, dass wir für alle Unannehmlichkeiten entschädigt
werden sollten. Waldemar Klein, der Ehrenpräsident
der Kickers, richtete einige Worte an die Fans. Beeindruckend
war der wahnsinnige Respekt, der dem 87-jährigen
entgegengebracht wurde. Während seiner Ansprache
hätte man eine Stecknadel fallen hören,
als die Rede von Waldemar, wie er liebevoll genannt
wird, dann vorbei war, wurde er nur umso lauter gefeiert.
Pünktlich um 20.30h pfiff Schiedsrichter Kircher
die Partie an, die doch trotz anhaltender Regenfälle
recht ansehnlich war. Daran hatte der gute Schiedsrichter
maßgeblich Anteil, denn er ließ viel laufen
und ermöglichte somit ein Pokalspiel, wie es
sein sollte. Flutlicht, Kampf und Tore bekamen die
25.000 im ausverkauften Offenbacher Stadion zu sehen.
Leider fielen die Tore nur auf Frankfurter Seite,
sodass wirkliche Spannung recht schnell verloren ging.
Trotzdem war dieses Pokalspiel ein unvergessliches
Ereignis. Die Atmosphäre an diesem Abend war
unvergleichlich gut und dürfte wohl jeden, der
zum ersten Mal ein Stadion betreten hat, zu einem
feurigen Fußballfan gemacht haben. Im Gegensatz
zum sportlichen Leistungsgefälle auf dem Platz
trafen sich auf den Rängen ebenbürtige Gegner.
Kein Wort konnte man sprechen in diesem Hexenkessel.
Eine besondere Erwähnung sollte dennoch der Auftritt
der Fans von Eintracht Frankfurt finden. Längst
sind die spektakulären Bilder der verschiedenen
Formen von Unterstützung bei vielen Fußballfreunden
in ganz Deutschland bekannt, aber im Stadion wirkt
die optische Anfeuerung noch mal eindrucksvoller.
Die Stahlrohrtribüne, auf der die Gäste
in Offenbach untergebracht sind, ist uns aus eigener
Erfahrung wohl bekannt. Diese war voll und das Bild,
wenn alle Menschen auf der Tribüne gleichzeitig
springen oder Schals hochhalten ist wirklich atemberaubend.
Die Plakate, die hochgehalten wurden waren indes sehr
deftig und können an dieser Stelle mit Rücksichtnahme
auf junge Leser nicht wiedergegeben werden. Ob man
solchen Formen der Rivalität etwas abgewinnen
kann, muss jeder für sich entscheiden, aber es
rundete den sehr intensiv geführten Zweikampf
auf den Rängen und auf dem Platz ab, der aber
zu jeder Zeit friedlich blieb.
Ebenso pünktlich wie angepfiffen wurde, erfolgte
auch der Schlusspfiff. Nun wurden die Anhänger
beider Vereine wieder in den nieselnden Nachthimmel
entlassen. Unzufrieden waren die meisten von ihnen,
aber mit Gesängen wie Zweite Liga
Der Rest ist scheissegal honorierten sie die
kämpferische Einstellung ihrer Mannschaft, die
ihnen im DFB-Pokal sehr viel Spaß bereitet hat.
(hs)
Vielen Dank an Dominik für die Bilder
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