24.09.2006: Oberliga Nordrhein | SSVg Velbert - 1.
FC Bocholt 3:3 (1:1)
Am vergangenen Sonntag begab sich eine Jawattdenn
Delegation in das idyllische Velbert. Die in der Grenzstadt
zwischen Ruhrpott und bergischem Land ansässige
Sport- und Spielvereinigung, kurz SSVg, ist zur Zeit
der ungeschlagene Spitzenreiter der Oberliga Nordrhein.
Gegner an diesem sonnigen Spätsommertag war der
1.FC Bocholt.
Betritt man zum ersten Mal das Stadion Sonnenblume
denkt man nicht sofort an Fußball. Wenn
man die tiefstehende Sonne sieht, wie sie gemütlich
über den Baumspitzen des dem Stadion umgebenden
Waldes tanzt, kommen sogleich Erinnerungen an den
letzten Sommerurlaub auf oder man fühlt sich
wie auf einem Sonntagsspaziergang im Schwarzwald.
Soweit das Auge blickt, nur grün, grün,
grün. Der Haupteingang der Sonnenblume
besteht aus mehreren kleinen Kassenhäuschen.
Nachdem man diese passiert hat steht man vor einem
Graswall, der durch eine kleine Treppe nach unten
zu den beiden eigentlichen Tribünen führt.
Direkt hinter dem Eingang befinden sich das Pressezentrum
und der Vip-Raum - beides in einem Baucontainer untergebracht,
der wenig Charme versprüht und dem restlichen
Umfeld nicht gerecht wird.
Die beiden vorhandenen Tribünen bestehen aus
mehreren Treppenstufen und die Blöcke sind durch
Zäune getrennt. Man fühlt sich regelrecht
wie in einem Käfig. Eine Sitztribüne sucht
man vergeblich, jedoch hilft der nette Wirt der direkt
am Stadion grenzenden Kneipe Zur Sonnenblume
gerne mit Plastikgartenstühlen in den Vereinsfarben
aus. Genauso vergeblich sucht man die Stadionbratwurst.
Trotz aller Bemühungen waren wir nicht in der
Lage, diese ausfindig zu machen. Allerdings wurde
uns im Nachhinein versichert, dass diese wirklich
existiert. Bis zu unserem nächsten Besuch in
Velbert, wo wir uns dann davon überzeugen können,
ordne ich dieses Gerücht in den Bereich
der urbanen Legenden ein.
Gut 600 Zuschauer verfolgten das Spiel. Der Supporterblock
der Velberter besteht aus knapp 50
Leuten, die im Vergleich zum restlichen Publikum,
welches einen eher hohen Altersdurchschnitt aufwies,
doch recht jung sind. Das Intro beschränkte sich
auf mehrere Fahnen in den Vereinsfarben himmelblau-weiß
und etwas Konfetti. Das Intro der schätzungsweise
zehn Bocholter Fans bestand aus dem Aufklappen eines
schwarz-weißen Regenschirms mit dazugehöriger
Rotationsbewegung in bester Siw-Malmquist-Sing-und-Schunkelmanier.
Darüber hinaus gab es im Velbertblock noch eine
große Trommel, welche für meinen Geschmack
viel zu wenig zum Einsatz gekommen ist. Der Support
der Bocholtfans beschränkte sich auf das gelegentliche
Rufen ihres Schlachtenbummlergesangs: FCB.
Das Spiel an sich begann recht flott. Nach wenigen
Minuten hatte Velbert das Spiel im Griff, ohne sich
direkt von Beginn an beste Torchancen zu erspielen.
So dauerte es bis zur 36. Spielminute, eher der ehemalige
rot-weisse Markus Kaya den Ball im Bocholter Kasten
unterbrachte. Drei Minuten später sah man Velbert
bereits auf der Siegerstraße, der FCB- Spieler
Pryzbilla sah nach wiederholtem Foulspiel die Ampelkarte.
Ähnlich sicher fühlten sich wohl auch die
Spieler von Frank Kurth, Trainer des SSVg, denn anders
ist es nicht zu erklären, wieso sich die Bergischen
eine Minute vor der Pause einen Konter einfingen,
den der starke N´Dombasi zum 1:1 in die Maschen
haute. Wenig geschockt von diesem Ausgleich kam Velbert
zum zweiten Durchgang aus der Kabine. Innerhalb von
fünf Minuten erhöhten Kaya und Ales Kohout
auf 3:1. Was sich dann abspielte, ließ so manchen
Zuschauer verzweifeln. Selten habe ich ein Spiel gesehen,
in dem so fahrlässig mit den Torchancen umgegangen
wurde wie von Velberter Seite nach dem 3:1. Sechs
oder sieben hochprozentige Chancen wurde fast im Minutentakt
vergeigt. Niemand auf Bocholter Seite hätte sich
beschweren können, wäre anstatt des zu diesem
Zeitpunkt unverdienten 2:3 das hochverdiente 7 oder
8:1 gefallen.
Aber es kam wie es so oft im Fußball kommt.
Bocholt erhielt eine Standardsituation auf Höhe
des Velberter Strafraums. Die Flanke fand weder Freund
noch Feind, sondern trudelte unbehelligt ins lange
Toreck. 2:3! Eine Viertelstunde vor Schluss war es
wiederum N´Dombasi, der allerdings aus stark
abseitsverdächtiger Position zum 3:3 einschob.
Damit war das Spiel gelaufen. Velbert konnte sich
nicht mehr aufraffen und Bocholt wollte nicht mehr.
Der Anhang der schwarz-weißen feierte den Punktgewinn
überschwänglich, während die Fans der
SSVg mit hängenden Köpfen das Stadion verließen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Velbert
durchaus eine Reise wert ist. Ein schönes, einfaches,
altes Stadion fernab von jeglichem modernen Kommerz.
Dazu eine Mannschaft, die absolut das Zeug hat, in
die Regionalliga aufzusteigen, wenn solche Klöpse
wie am Sonntag die Ausnahme bleiben. Ach, und wenn
sich einer unserer Leser sich nun beim nächsten
Heimspiel der SSVg nach Velbert aufmacht und dort
die Stadionbratwurst findet, würde ich mich über
eine Email sehr freuen.
(tz)
Bilder: © Stadionwelt.de
(Bild 1) und Stefan
Rittershaus für www.vierteliga.de (Teaserbild,
Bild 2 und 3)
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