26.02.2006: MSV Duisburg - Hertha BSC Berlin
Wer nach diesem Spiel weiterhin zu Fußballspielen
geht, der kann sich mit Fug und Recht als richtiger
Fußballfan bezeichnen. Denen, die sich von einem
Aufstieg in eine höhere Spielklasse besseren
Fußball versprechen, denen wurde am Sonntag
gezeigt, dass dem nicht immer so ist. In klirrender
Kälte trafen der MSV Duisburg und Hertha BSC
Berlin aufeinander und zeigten, dass sie zu Recht
derzeit im sportlichen Bereich Probleme haben.
Schon zu Beginn verkam das Einheizen des Publikums
zu einem wahren Possenspiel. Der Stadionsprecher setzte
sich eine blaue Perücke auf und versuchte das
Publikum mit flachen Sprüchen aus der Reserve
zu locken. Sollte manch einer denken, dass dies eines
Erstligaspiels unwürdig sei, so wurde dieser
Eindruck nach Anpfiff des Referees unterstrichen.
Ein unansehnliches Spiel nahm unten auf dem Platz
seinen Lauf. Die einzig erwähnenswerte Möglichkeit
der ersten Halbzeit hatte Markus Kurth, als er nach
einem glänzenden Pass alleine vor Hertha Keeper
Fiedler auftauchte. Der Abschluss dokumentiert glänzend
den ganzen Spielverlauf, denn Kurths Schuss glich
einer etwas schwach gespielten Rückgabe.
Kurz danach wurde es aber hektisch, denn wiederum
stand ein Duisburger Spieler alleine mit dem Ball
vor dem Kasten der Berliner. Doch dieses Mal kam Klemen
Lavric nicht zum Abschluss, denn Berlins Verteidiger
Madlung foulte den Stürmer im Strafraum. Der
Elfmeter war eindeutig und der Schiedsrichter zögerte
nicht einen Augenblick, genauso wenig zögerte
er aber auch Madlung die rote Karte wegen Notbremse
zu zeigen. Diese Entscheidung war gepaart mit dem
Elfmeter doch überhart, weil die Hertha mit dem
Elfmeter genug bestraft war, sodass man in dem Fall
Milde hätte walten lassen können. Duisburgs
Tararache verwandelte den Strafstoß anschließend
sicher zum 1:0. Die erste Halbzeit war danach frei
von jeglicher Spannung und so verabschiedete sich
Duisburg mit der Führung zum Pausentee.
Das Publikum passte sich der Spielweise der Mannschaften
an und weder das Duisburger noch die zahlenmäßig
schwach vertretende Anhängerschaft aus Berlin
konnte deutliche Akzente setzen, obwohl die Bauweise
des neuen Duisburger Stadions durchaus eine großartige
Atmosphäre zulassen würde. In die Rubrik
Realsatire fiel dann auch der Gesang der Duisburger:
Ihr seid leiser als der RWO! Sicher ist
Stimmung, was Lautstärke und Qualität angeht,
immer subjektiv, doch sei jedem, der in Essen ein
Stimmungsproblem zu sehen meint ein Besuch in der
MSV-Arena empfohlen. Hier wird man feststellen auf
welch hohem Niveau wir an der Hafenstrasse diskutieren.
Nachdem sich der Großteil der Zuschauer gezwungen
hatte sich die zweite Halbzeit anzuschauen ging das
Spiel weiter und es schien besser zu werden. Schon
kurz nach Wiederanpfiff schoss Dirk Lottner aus ca.
25 Metern Entfernung an die Latte und Klemen Lavric
verwertete den abprallenden Ball mit dem Kopf zum
2:0. Doch wer nun spielerische Besserung erwartete
wurde bitter enttäuscht. Deswegen starteten einige
Berliner Anhänger eine Polonaise mit nacktem
Oberkörper durch den Fanblock und sorgten so
für ein bisschen Unterhaltung. Ob es an den Fans
lag, dass die Hertha 20 Minuten vor Schluss den 2:1
Anschlusstreffer durch Bastürk erzielte, lässt
sich nicht mit Gewissheit sagen, doch zum Ausgleich
reichte es für die dezimierte Mannschaft nicht
mehr.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Duisburger
zwar sehr beschränkt in ihren spielerischen Mitteln
sind, dort stimmen aber Teamgeist und Kampf. Bei Berlin
war es genau umgekehrt. Die fantastischen Einzelspieler
fanden zu fast keiner Zeit zueinander und so war der
Sieg für Duisburg durchaus verdient. Der Besuch
in der neuen MSV-Arena war abgesehen vom Spiel angenehm.
Dieses Stadion hebt sich wohltuend von den Großprojekten
in der Bundesliga ab und präsentiert sich bodenständig
und zweckmäßig. Damit schafft Duisburg
in der Hinsicht den Spagat dem Fußball einerseits
ein würdiges Ambiente zu bieten, andererseits
aber auch eine ehrliche und ursprüngliche Atmosphäre
zu erzeugen. Mit Stehplätzen auf der Gegengerade
hätte wohl niemand etwas gegen solch eine Konstruktion
an der Hafenstrasse einzuwenden.
(hs)
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