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12.6.2004: 46. Spieltag Italien, Serie B: Como Calcio - Hellas Verona

Der 46te (!) Spieltag der italienischen Serie B 03/04 ergab unter anderem die Paarung AC Como - Hellas Verona, und aufgrund einer persönlichen Sympathie für die "Gialloblu" (gelb-blauen) aus dem Norden Italiens wurde die Fahrt nach einigen organisatorischen Problemen tatsächlich realisiert. Mit 730km für eine Strecke hat es diese Reise durchaus in sich, aber vielleicht handelt es sich bei diesem Spiel um die letzte Möglichkeit, Hellas spielen zu sehen.

Como ist ein kleines Grenzstädtchen am bekannten Feriengebiet um den Comer See, in dessen Berglandschaft immerhin der sich auf der Flucht gen Schweiz befindliche Ex-Diktator Benito Mussolini erschossen wurde.Die Stadt liegt nur etwa 40 km entfernt von Mailand und hat in der letzten Saison noch in der Serie A gespielt. Der Verein, Como Calcio, hat das Kunststück fertiggebracht, von der Serie C in die Serie B und von dort aus direkt in die Serie A aufzusteigen. Unglücklicherweise hat man nun den umgekehrten 'Durchmarsch' ebenfalls realisiert, Como ist schon seit mehreren Spieltagen abgestiegen und belegt den letzten Tabellenplatz.

Ganz anders ist die Situation bei Hellas Verona, immerhin italienischer Meister 1985. Waehrend früher Stars wie Hans-Peter Briegel oder Preben Elkjaer-Larsen im gelb-blauen Dress über den Rasen des legendären Bentegodi in Verona stürmten, teilt der Traditionsverein mittlerweile das Schicksal vieler italienischer Clubs: Da man finanziell nicht die Möglichkeiten hat wie die 'grossen' Vereine, ist man zu Tristesse und Abstiegskampf verdammt. Die finanzstarken Vereine benutzen die kleineren Clubs zudem vermehrt als 'Abstellgleis' für ihre Ersatzspieler, und so ist man als Fan ständig mit neuen Namen konfrontiert, die sich zu allem Überfluss nach guten Leistungen sehr schnell wieder in Richtung Heimverein verabschieden. Ein besonderes Ärgernis stellt ausserdem der kometenhafte Aufstieg der 'Jungs vom Damm', Chievo Verona, da. Mittlerweile spielen diese nämlich in der Serie A und schneiden dort sogar relativ gut ab - dafür fehlen ihnen Tradition und Zuschauer.

Im Jahr 2002 stieg man - wieder einmal - in die Serie B ab. Auch wenn der Verein seine besten Tage mehr als nur hinter sich zu haben scheint, so ist man an diesem Tage doch in einer besonderen Situation: Mit einem Sieg kann man aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen, voellig egal, wie die Konkurrenten aus Bari und Piacenza abschneiden. Sollte dies allerdings nicht gelingen und der bittere Gang in die Serie C anstehen, scheint es um die Zukunft des Vereins sehr, sehr düster bestellt zu sein.

Am Stadion angekommen, fallen zunächst einmal etliche rechte Schmierereien - Hakenkreuze, bekannte Zahlencodes und anderes - der Como-Fans ins Auge, was schon etwas verwundert: Der italienische Norden ist mitnichten eine arme Region, auch in Como und Umgebung stösst man eher auf schicke Villen denn auf Arbeiterwohnungen, ein Ausländerproblem scheint die Stadt ebenfalls nicht zu besitzen.

Was solls, erstmal den Ground betrachten und feststellen, dass das Stadion wohl in Deutschland nichtmals als Oberliga-Stadion durchgehen wuerde. Angesichts einer mehr als nur abenteuerlich anmutenden Stahlrohrkonstruktion, die sich als Heimkurve herausstellt, und zweier abbruchreifer Tribuenen muss man schon ein wenig grinsen, wenn man sich überlegt, dass hier in der letzten Saison Rom, Mailand und Turin gespielt haben sollen.

Weil bis zum Spiel noch einige Stunden an Zeit totzuschlagen sind, besucht man die Innenstadt, die einige ganz ansprechende architektonische Bauwerke zu bieten hat. Como-Fans koennen ueberhaupt nicht gesichtet werden, lediglich um das Stadion herum fallen vielleicht 4 oder 5 Glatzköpfe auf, die den Tag offenbar damit verbringen, sehr verbissen durch die Gegend zu schauen. Als man an ihnen vorbeiläuft, lässt sich das Wort 'Verona' vernehmen - vielleicht wird es ja doch noch ein heisser Tanz heute.

Von den 'richtigen' Veronesern - die uebrigens für ihren ebenfalls politisch rechten Ruf auch über die italienischen Grenzen 'berühmt' sind - tauchen immer mehr auf, während die Zahl der anwesenden Heimfans ums Stadion herum konstant bei unter 10 bleibt. Ein besonders lustiger Vorfall ereignet sich kurz vor Öffnung der Stadiontore: Ein Auto fährt bis vors Stadion, und schnell realisieren die ersten Gelb-Blauen, dass in diesem kein geringerer als ihr Vereinspräsident Giambattista Pastorello sitzt. Statt nun in Jubelstuerme auszubrechen, oder zumindest freundlich zu winken, stürzt eine Horde von Italienern auf das Auto und schlägt mit Fahnenstangen auf selbiges ein - die Polizei bleibt, wie immer an diesem Tag, voellig ruhig. Hintergrund der Aktion ist übrigens, dass Herr Pastorello in den Augen der Fans nicht genug für den Verein tut, obwohl er durchaus über die finanziellen Mittel verfuegt. Als ihm das 'Unternehmen Hellas' zu anstrengend wurde, hatte er sogar versucht, den Verein zu veräussern - allein, es fehlte an den Interessenten. Spätestens seit dieser Aktion ist Pastorello in Verona unten durch und muss sich auf ihn gemünzte Plakate und Schmähgesänge bei jedem Spiel gefallen lassen.

Vom Spiel selbst gibt es nicht viel zu berichten: In der Curva Nord, wo die Como-Fans stehen, herrscht gähnende Leere, ein paar Plakate künden von Protesten gegen das Verhalten des Präsidenten - dafuer machen die geschätzten 5,000 Veroneser ordentlich Alarm. Die Mannschaft scheint die Situation erkannt zu haben und dominiert das Geschehen ganz klar, Como wirkt lustlos in diesem Spiel, das in etwa das Niveau eines schwachen Spiels in der zweiten Bundesliga hat. Der Support der Veroneser Tifosi ist wirklich phänomenal, auch wenn auf eine Choreographie verzichtet wird. Stattdessen wird die Gegengerade und die Hintertortribüne zu einem sehr nett anzusehenden Fahnenmeer, und auch akustisch scheinen alle an einem Strang zu ziehen - immerhin geht es auch um die Existenz des Vereins. Zu allem Überfluss scheint der Fussballgott gute Laune zu haben und so schiessen die Gelb-Blauen kurz vor der Halbzeit das 0-1 durch einen schönen Freistoss. Im folgenden zeigt Como noch weniger Einsatz als zuvor, das 0-2 fällt irgendwann in der zweiten Halbzeit und die Sache ist nun mehr als nur gegessen.

Es wird dann auch mal weitergespielt, wenn Bengalos auf dem Spielfeld landen. Immer wieder schallt ein langgezogenes "Hellas" mit unterschiedlichen unterlegten Melodien durch das Stadion, und nach dem Abpfiff schallt es durch die Strassen der kleinen Provinzstadt, was offenbar niemand vergessen soll:

"In Verona - Hellas, In Italia - Hellas, in Mundo - Hellas! Il sempre gialloblu!" (dk)



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