Gastbericht: Regionalliga-West | Sportfreunde Lotte
- Rot-Weiss Essen
Gastbericht zum Spiel bei den Sportfreunden von
RWE-Anhänger Eric aus Lotte
Stell dir vor, du setzt dich Freitag Nachmittag
nach dem Rasenmähen aufs Rad, fährst über
den Schulhof deiner Grundschule zu dem Stadion, in
dem du schon bei Bundesjugendspielen über die
Bahn gelaufen bist, und siehst den RWE in einem Pflichtspiel
bei deinem Heimatverein. Ein Ereignis, dass sich wohl
jeder Fan einmal wünscht - im DFB-Pokal, aber
nicht in der Regionalliga!
Am
1. Juni diesen Jahres machten die Sportfreunde Lotte
mit einem 4:1 Auswärtserfolg im letzten Saisonspiel
beim FC Gütersloh 2000 den Aufstieg in die vierthöchste
Spielklasse perfekt. Tags zuvor besiegelte ein unrühmliches
0:1 gegen den VfB Lübeck das sportliche Schicksal
der Rot-Weissen. Seitdem bedient sich der gemeine
Lotteraner Fußballfan des Ausspruchs "wir
spielen jetzt gegen Rot-Weiss Essen", wenn er
dem unwissenden Erfolgsfan auf Schützenfesten
und Public-Viewing Veranstaltungen deutlich machen
will, in welche Dimensionen die Sportfreunde vorgestoßen
sind.
Zum Üben holte man sich in der Vorbereitung schon
mal einen großen Namen in die PGW-Arena am Lotter
Kreuz: Im ersten Freundschaftsspiel erreichte der
neue Kader ein respektables 1:3 gegen den die Glasgow
Rangers, nachdem das Team aus dem Tecklenburger Land
sogar mit einer 1:0 Halbzeitführung gegen den
UEFA-Cupfinalisten in die Kabine gegangen war. Darauf
folgte aber eine desaströse 0:7 Heimniederlage
im Testspiel gegen Rot-Weiss Oberhausen und ein 1:2
am Essener Uhlenkrug. Den Test gegen den Bezirksoberligisten
Blau-Weiss Hollage gewannen die Lotter nach einem
Trainingslager "auf dem Zahnfleisch" mit
3:0, bei einem Blitzturnier in Rheine schieden die
Sportfreunde gegen Verbands- und NRW-Ligisten in der
Vorrunde aus. Erst am Ende der Vorbereitung kam die
Elf vom Lotter Kreuz allerdings gegen weniger aussagekräftige
Gegner wieder zu Erfolgen.
Folglich
stellen sich die Sportfreunde für ihre Fans wie
Forrest Gumps berühmte Pralinenschachtel dar:"man
weiß nie was man bekommt". Kein Wunder:
Gleich elf neue Spieler musste SFL-Trainer und Oberliga-Urgestein
Manfred Wölpper in das Mannschaftsgefüge
integrieren. Die bekanntesten Namen dürften der
Exdortmunder Francis Bugri (kam aus Erkenschwick)
und der derzeit verletzte Andy Steinmann (von Schalke
II) stellen. Von den althergebrachten Stammkräften
könnten Kapitän Sebastian Lodter (früher
Münster, Wilhelmshaven, Osnabrück), Torwart
Poggenborg (kam 2007 aus Münster) und Lars Schiersand
(Kiel, Osnabrück) dem Essener Anhang ein Begriff
sein. Ganz schlechte Erinnerungen dürften RWE-Fans
an Lottes Stürmer Thomas Piorunek haben, der
schoß am letzten Spieltag der Saison 2001/2002
mit einem Treffer in der Nachspielzeit Eintracht Braunschweig
in die zweite Liga und RWE vom zweiten Tabellenplatz
der Regionalliga Nord.
Besondere Aufmerksamkeit verdient im Lotter Sturm
Phillipp Böwing-Schmalenbrock, kurz "Bösch"
genannt: Der 26-Jährige holte im vergangenen
Jahr im Team des Absteigers Emsdetten 05 die Torjägerkanone
der Oberliga Westfalen und schlug mehrere Angebote
von Zweit- und Drittligaklubs aus, weil er das Jura-Studium
und eine spätere Selbstständigkeit in der
elterlichen Anwaltskanzlei dem Wagnis Profifußball
vorzog. Die Sportfreunde Lotte boten "Bösch"
schließlich die besten Bedingungen, Studium
und Sport unter einen Hut zu bringen, was der Torjäger
mit 23 Toren in der zurückliegenden Aufstiegssaison
dankte.
Überhaupt
finden die Spieler in Lotte Strukturen vor, die für
einen Verein aus einer 12500 Seelen-Gemeinde nahezu
einzigartig sein dürften. Die im letzten Jahr
von "Stadion am Lotter Kreuz" in "PGW-Arena"
umgetaufte Heimstätte darf mit Fug und Recht
als Schmuckkästchen bezeichnet werden. 5500 Zuschauer
fasst die ehemalige Leichtathletikkampfbahn in ihrer
jetzigen Ausbaustufe. Im Premierenspiel der neuen
Regionalliga wollen die Sportfreunde nun erstmals
das lang ersehnte "Ausverkauft"-Schild an
den Kassenhäuschen sehen. Die bisherige Bestmarke
stammt aus dem letztjährigen Spiel gegen Preussen
Münster, als bei einem damaligen Fassungsvermögen
von 4200 Plätzen 3640 Zuschauer kamen, zu den
diesjährigen Freundschaftsspielen gegen den VfL
Osnabrück und Glasgow Rangers fanden jeweils
nur enttäuschende 2500 Fußballfreunde den
Weg ans Lotter Kreuz.
Unter Sportjournalisten traut man den Sportfreunden
den Ligaverbleib durchaus zu. Der einhellige Tenor
lautet: Lotte kämpft als Underdog unter Halbprofibedingungen
von Anfang an gegen den Abstieg, aufgrund solider
Spielersubstanz und profunder Erfahrung im Kader ist
der Klassenerhalt jedoch realistisch.
Eric
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