Spielbericht: Regionalliga-Nord | Rot-Weiss Essen
- VfB Lübeck 0:1 (0:0)
Zweiter Abstieg in 13 Monaten!
Das Wunder war zum Greifen nah, dennoch blieb
es aus. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen den VfB
Lübeck steht der Abstieg in die dreigleisige
Regionalliga fest. Der Schlussspurt, der mit einem
einzigen Sieg noch zu einem Happy End hätte führen
können, war letztendlich wertlos.
Trauer herrschte nicht wirklich an der Hafenstraße.
Während in anderen Stadien verweinte Gesichter
vorgeherrscht hätten sind es in Essen mal wieder
nur frustrierte und tief enttäuschte Minen. Erstere
zeigten sich nach dem Spiel vor allem auf dem Rasen,
während Zweitere verbittert den Heimweg antraten.
Wieder einmal schlug die große Fußballfaust
erbarmungslos zu. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der
zweiten Liga ist RWE nun Viertligist.
Zum Spiel braucht man wohl nicht viel zu sagen. Es
war wie auch schon in vielen Spielen zuvor schön
anzusehen, wenn per Kurzpassspiel der Ball nach vorne
gespielt wurde, was sich dann aber in Strafraumnähe
abspielte war eben nur viertligareif. Gute Chancen
wurden ausgelassen, die halbwegs guten kläglich
versiebt. Nicht ein einziger Kopfball war gefährlich,
entweder kamen sie direkt auf den Torwart oder waren
in die Kategorie Rückgaben einzuordnen. Wer sich
vorne blöd anstellt hat es eben nicht verdient,
das ist die bittere Erkenntnis aus diesem Spiel.
Dass Lübeck sogar in der 88. Spielminute noch
den Siegtreffer macht war folgerichtig. RWE hatte
in den Schlussminuten alle Spieler nach vorne beordert,
wurde ausgekontert und bekam dadurch den endgültigen
KO-Schlag. Der VfB hatte in diesem Spiel nichts mehr
zu verlieren. Die Spieler konnten ohne Druck und völlig
befreit aufspielen, was von der ersten Minute an zu
sehen war. RWE tat sich schwer, die gut stehenden
Lübecker auszuspielen und wenn sie es dann schafften
vergaben sie die Torchancen. So ging es torlos in
die Kabine, und jeder erwartete jetzt den rot-weißen
Sturmlauf. Es fing auch gut an mit einer Dreierchance
nach Freistoß von Stijn Haeldermans, Torhüter
Achim Hollerieth hielt jedoch dreimal glänzend.
Wer danach dachte es würde endlich losgehen,
der sah sich getäuscht. RWE fiel wieder in den
Trott der ersten Hälfte zurück und wurde
zunehmend nervös. Auf den Rängen wurde es
von Minute zu Minute unruhiger, das Ende war vorprogrammiert.
Vermutlich hätte man noch zwei Stunden weiterspielen
können ohne dass ein rot-weißes Tor gefallen
wäre.
Fakt ist: Die vierte Liga ist nun Realität. Die
Schuldigen dafür zu suchen ist nicht wirklich
einfach. Bei vielen Fans entlud sich der Frust auf
die Spieler, sie beschimpften diese noch lange nach
Spielschluss. Andere sehen die sportliche Leitung
als Hauptschuldige. Hätte man Heiko Bonan doch
mal eher entlassen. Hätte man mal mehr sportliche
Kompetenz in den Führungsgremien. Hätte,
hätte, hätte
Wie auch immer, was bleibt ist der Blick nach vorne.
Angesichts der vielen Zweitvertretungen der Bundesligisten
in der neuen vierten Liga wird es mehr als schwer,
eine Zukunft vorherzusehen. Vereine wie Dortmund,
Leverkusen, Schalke, Köln, Mönchengladbach
oder Bochum werden starke Teams ins Rennen schicken.
Spiele gegen Kassel, Siegen, Trier oder Münster
werden, sofern diese alle mit RWE in die gleiche Regionalliga
eingeteilt werden, die wenigen Highlights sein. Verl,
Kleve und die Sportfreunde Lotte werden dazu wohl
eher nicht zählen.
Die zweiten Mannschaften werden allesamt um den Aufstieg
spielen. In dieser Konstellation ein Team zusammen
zu bekommen, welches oben mitspielt oder
gar nur eine gute Rolle spielen wird,
ist keine einfache Aufgabe. Vom aktuellen Kader werden
die meisten wieder in anderen Vereinen unterkommen,
schwer abzuschätzen wer sich die vierte Liga
antun wird. Publikumslieblinge wie die Lorenz-Brüder
oder Torwart Daniel Masuch wären wünschenswert,
doch werden sie auch auf den Einkaufslisten anderer
Vereine stehen. Haben wir uns bereits im letzten Sommer
auf teil völlig unbekannte Neuzugänge einstellen
müssen wird es diesmal vermutlich noch schlimmer
kommen. Aber warten wir es ab.
Dass es dabei durchaus auch positive Meldungen in
diesen Tagen gibt wird angesichts des Abstiegs nur
zu einer Randnotiz. Am kommenden Montag sollen die
Vorbereitungen für den Stadionbau vorangetrieben
werden, aber auch hier werden wir erst einmal mit
einer abgespeckten Version der ursprünglichen
Pläne leben müssen. Als zukünftiger
Viertligist kann man eben keine Ansprüche stellen.
(tj)
.
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Kazior (71. Lindbaek), M. Lorenz, Sereinig,
Schäfer - Gorschlüter (78. Klinger), Haeldermans
- Guie-Mien, Brandy (88. Czyszczon) - Kurth, Güvenisik
VfB Lübeck
Hollerieth - Sievers (81. Caruso), Rump, Wehrendt,
Hirsch - Niemeyer - S. Müller, Canale (83. Martens),
Altin - J. Hoffmann (49. Thomas), Kadah
Tor
0:1 S. Müller (88.). -
Zuschauer
18.027
Schiedsrichter
M. Kempter (Sauldorf).
Gelbe Karten
Sereinig, Haeldermans, Brandy - Wehrendt, J. Hoffmann
|
..... |
Masuch |
3 |
Sereinig |
4+ |
Kazior |
4- |
Schäfer |
3- |
Gorschlüter |
5+ |
Brandy |
3- |
M. Lorenz |
4- |
Haeldermans |
3- |
Güvenisik |
5+ |
Guie-Mien |
4+ |
Kurth |
4+ |
|