Umfeldbericht: Regionalliga-Nord | Rot-Weiss Oberhausen
- Rot-Weiss Essen 1:0 (0:0)
Der Orkan, das Internet, verkaufsoffene Sonntage und
ein Derby, das keines ist ...
Sonntag, 02.12.2007, Erster Advent, 11 Uhr Ortszeit,
Frintroper Markt. Beginnen wir mit dem Internet. In
diesem Medium hatten sich einige RWE-Fans zur gemeinsamen
Leibesertüchtigung in Form eines Fußmarsches
zum Reviernachbarn aus Oberhausen verabredet. Da durfte
ich natürlich mit meiner Kamera nicht fehlen.
Insgesamt fanden sich hier ca. 100 RWE-Fans, vornehmlich
der Fanclubs Matadors und Stolze Essener,
ein. Ein Paar Böller sowie einige Bierflaschen
sorgten direkt mal für gute Laune bei den zehn
anwesenden Cops und pünktlich um 11:30 Uhr geht
es los in Richtung Niederrheinstadion. Pünktlich
setze nun auch gleich der angekündigte Regen
ein. Da steig ich doch lieber auf den Wagen um und
kann gleich noch im Centro frühstücken.
Während auf dem Weg zum Centro alle Zufahrtsstraßen
aus Essen dorthin von der Polizei bewacht werden,
scheint sich im Centro kein Polizist für Gästefans
zu interessieren. Aber Oberhausener Fans lassen sich
hier scheinbar eh nicht blicken, einzig Holländer
sieht man in Massen.
Es regnet immer stärker als ich zu Fuß
endlich das Stadion erreiche. Schon auf dem Weg dorthin
stellt sich für mich eine Frage: mindestens alle
zwei Jahre machen wir denen die Hütte voll, könnte
der Verein nicht mal ein paar Euros davon investieren,
um die 500 Meter am Kanal entlang zum Gästeblock
zu asphaltieren?
Immerhin hat RWO diesmal erkannt, dass ein Eingang
mit drei Ordnern und einem Meter Durchlass für
große Gästegruppen irgendwie blöd
ist. Wirklich clever ist aber auch nicht, unten dann
einen großen Eingang aufzubauen, mitten in einem
kleinen Teich, und oben dann doch wieder nur die üblichen
drei Ordner zu postieren, aber was solls.
Im Block angekommen, Frau hat den Schirm vergessen,
auch egal, bin ja oben und unten eh schon nass. Ein
Blick auf den Rasen und unseren Torwart beim warm
machen verdeutlicht mir dann gleich noch mal, wieso
ich doch lieber für kleines Geld im warmen Büro
sitze und nicht Fußballprofi geworden bin. Bis
zum Anpfiff hat sich mein Körpergewicht um ca.
10 Kilo erhöht. Der Mensch besteht angeblich
zu 90% aus Wasser,
wer heute eine Stehplatzkarte in Oberhausen gekauft
hat und nicht bei den Ultras steht, besteht mittlerweile
zu 99% aus dem feuchten Nass.
Zum Geschehen auf dem Rasen schreib ich mal nichts,
kann man an anderer Stelle bereits ausführlich
nachlesen, nur so viel: schön spielen bringt
bei solchen Verhältnissen nicht viel.
Das Spiel beginnt wie jedes dieser Spiele bei RWO
mit mächtig Rauch auf der Gästeseite und
einer Choreo im Heimblock, für die sich eine
auch nur halbwegs vernünftige Ultragruppe wohl
bereits vor fünf Jahren geschämt hätte.
Aber die Fans vom Niederrhein hatten auch gar keine
Zeit für ein großes Intro, schließlich
musste man anscheinend den gesamten Tapeten-Vorrat
der Stadt aufkaufen und bekleistern. Hierbei galt
das Motto: je höher das Niveau des Transparentes,
desto unleserlicher die Schriftart. So bekommt man
Transparente wie nicht links, nicht rechts,
einfach RWO zwar zu sehen, doch kann sie kaum
jemand im Gästeblock lesen. Viel besser zu sehen
ist das darauf folgende Transpi im gleichen Block:
Querulanten Asylanten. Der Capo
davor sieht das Transparent, schreitet aber nicht
ein, auch kein anderer Fan im Heimblock fühlt
sich genötigt, das Transparent herunterzureißen,
eine wohl recht deutliche Aussage zur politischen
Ausrichtung der aktiven Szene in der Nachbarstadt.
Doch auch die übrigen Transparente folgen der
Marschrichtung je niveauloser der Inhalt, desto
deutlicher die Schrift. Immerhin greift der
heimische Ordnungsdienst bei einem Transparent über
die Fotzen der weiblichen Gästefans
beherzt ein, woraufhin man dann das Huren-Transpi
innen vor den Zaun hält. Wirklich hohes Niveau
ist man von der RWO-Fanszene eh nicht gewöhnt,
aber eine gewisse Weiterentwicklung müsste doch
auch in Oberhausen irgendwann mal festzustellen sein,
aber Fehlanzeige. Dem Himmel sei Dank reagiert die
Essener Seite um die Ultras und Chaos Boys, denen
die meisten Transparente wohl gelten sollen, nicht
auf so was.
Wirklich ärgern tut sich aber eh wohl kaum einer
der anwesenden Essener über solche Begrüßungen,
die Frage ist nur, was für ein Bild Rot-Weiß
Oberhausen und deren Ultra-Szene wohl abgibt, wenn
selbst in der ARD im Spielbericht rechte Transparente
zu sehen sind.
Auf Essener Seite ist eigentlich nur im Block der
Ultras Bewegung. Traditionell ist die Stimmung in
diesem Stadion eh schon scheiße, auch heute
zeigt sich hier, wohl auch wegen des miesen Wetters,
nicht wirklich eine Veränderung. Dass wir dann
auch noch 1:0 verlieren und völlig sinnlos dem
Nachbarverein Geld für Karte, überteuerte
Getränke und Speisen in den Rachen geworfen hat,
ärgert noch zusätzlich.
Wer
aber geglaubt hat, dass es das nun gewesen ist, der
war noch nie in Oberhausen. Durch den Dauerregen hat
sich der Rückweg zur Hauptstraße mittlerweile
in einen durchgehenden See verwandelt, kurz vor dem
ersten Stück Asphalt hat sich dann die Polizei
aus GE noch gedacht spielen wir mal Staudamm
und verengt den Weg nicht nur, so dass auch jeder
Fan noch mal richtig nasse Füße bekommt,
sondern sperrt ihn auch noch teilweise ganz.
Nicht dass die Masse abreisender Gästefans noch
die Heimfanmassen attackiert.
Aber immerhin hat man der Fußballprovinz Regionalliga
in Oberhausen wieder für zwei Jahre ein Highlight
geschenkt. Der doppelte Derbysieger kann
nun neue T-Shirts drucken, unsere Internetforen zuprollen
und sich als Könige der Region feiern. Außerhalb
des Stadions wird man Oberhauser auch weiterhin nirgends
sehen.
Am kommenden Samstag geht es gegen Düsseldorf.
Sicherlich auch kein richtiges Derby, aber immerhin
ein Gastverein, dessen Fanszene Kultur hat und bei
dem sich beide Seiten einig sind, dass wir uns nur
als Derbygegner sehen, weil wir mit Köln und
Schalke eh nie auf unsere eigentlichen Feinde treffen.
(mn)
>>zum
Spielbericht<<
.
|
Rot-Weiß Oberhausen
Semmler - Pappas, B. Reichert, Schlieter - Landers
(77. Tennagels), Kruse (69. Embers), Kaya, Müller
(90. Ibrahim) - Terranova - Lüttmann, Aksoy
Rot-Weiss Essen
Masuch - M. Lorenz, Sereinig (80. Czyszczon), Andersen
- Erfen, Klinger, Gorschlüter, Kotula (69. Lindbaek)
- Guie?-Mien, Brandy - Kurth (77. Uzun)
Tore
1:0 Lüttmann (54.)
Zuschauer
11.326
Schiedsrichter
Schriever (Dorum)
Gelbe Karten
Kruse - Lorenz, Brandy, Andersen
|
..... |
Masuch |
5+
|
Andersen |
5+
|
M. Lorenz |
4
|
Sereinig |
5+
|
Erfen |
4
|
Klinger |
3
|
Gorschlüter |
4-
|
Brandy |
3
|
Kotula |
5+
|
Guie-Mien |
3-
|
Kurth |
4 |
|