[ Jawattdenn.de - Saison 2007/08 ]      

 

 


27.10.2007 - Schalke 04 - Werder Bremen 1:1

So Weit Weg

So weit weg
Bin ich von euch, seid ihr von mir
So weit weg
Ich hab doch alles
Was such ich hier
Es ist so still
Weiß nicht, was ich will

Heute Nacht fällt es mir schwer, hier zu sein
Und ich fühl mich so allein

So weit weg
Ganz tief in mir, sehn ich mich sehr
So weit weg
Irgendwie finde ich mich nicht mehr
Es ist so still
Weiß nicht, was ich will


Wem diese Zeilen bekannt vorkommen mögen, ist a) entweder sehr allein, b) ein großer Nena-Fan oder c) befindet sich an einem schönen Samstagnachmittag in der Arena auf Schalke, um sich das Spitzenspiel des 11. Spieltages des Möchtegernmeisters gegen den SV Werder Bremen anzusehen.

Satte 42 Euro (zur Verdeutlichung in Worten: zweiundvierzig!! Peitschenhiebe) muss der Bundesligafan bezahlen, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Was bekommt er dafür geboten? Eine Hartschale im Oberrang, gefühlte zehn Kilometer vom Geschehen entfernt, mit Brille konnte man sogar den ein oder anderen bekannten Spieler ausmachen. Ein älterer Herr zwei Reihen vor mir kramt tatsächlich ein Fernglas aus seiner Tasche. Durch die optimale Lage war es aber immerhin möglich, sich vor Spielbeginn intensiv mit der Dachkonstruktion der Arena auseinanderzusetzen. Die meisterhaft konstruierten Verstrebungen begeistern sicher jeden Dachdecker und Mitarbeiter der Stahlbranche.

Hat man sich nun mittlerweile mit der viel gescholtenen Arena des ungeliebten Nachbarn aus Herne-Ost angefreundet, folgt der nächste Tiefschlag. Diejenigen unter unseren Lesern, die noch nicht das „Vergnügen“ hatten die Arena von innen bewundern zu dürfen, sei an dieser Stelle die Knappenkarte ans Herz gelegt. Um ein Kalt- oder Warmgetränk oder eine obligatorische Bratwurst zu erwerben, muss man zunächst sein sauer verdientes Geld, und das ist schon schlimm genug, in Knappen umtauschen. Ein Knappe entspricht dabei sinnigerweise einem Euro.

Also steht man zunächst zehn Minuten an, um eine Plastikkarte zu bekommen, auf der einem ein gequält grinsender Sören Larsen anblickt. Vermutlich wollte er sich ebenfalls nur schnell vor dem Spiel ein Bier kaufen. Auf meine höfliche Anfrage, ob es die Karte denn auch mit dem Konterfei von Diego oder Torsten Frings gibt, ernte ich lediglich einen seltsam irritierten Blick.

Nun bin ich endlich im Besitz der magischen Karte und bewege mich schnurstracks, die Uhr tickt unermüdlich Richtung 15.30 Uhr, zum Getränkeausschank. Hier verbringe ich, der Knappenkarte sei Dank, lediglich 20 Minuten, bis ich für 3,20 Euro – Verzeihung 3,20 Knappen – ein kühles Helles erhalte. Sören Larsens Laune scheint sich zu heben, als ich den grünen Knopf drücke, um die Abbuchung der wertvollen Knappen zu bestätigen. Auch die um mich herumstehenden Werder Fans sind von der spektakulären Einfachheit dieses Systems sichtlich angetan.

Ach ja: Fußball gespielt wurde auch noch.
In einer immerhin durchaus, soweit ich das sagen kann, ansehnlichen Bundesligapartie trennen sich die beiden Teams am Ende gerechterweise 1:1. Ein Bundesligaspitzenspiel, das diesen Namen auch tatsächlich verdient hat. Tolle Kombinationen, viel Kampf und Einsatz, beiden Mannschaften wollten die drei Punkte auf ihrem Konto sehen. Umso erstaunlicher, wie wenig Stimmung hüben wie drüben aufkommt. Im Werder Block versucht man sich ein- zweimal eines Wechselgesangs und stimmt ein amüsantes „Ihr werdet nie deutscher Meister“ an.

Aber auch von der Nordkurve kommt trotz der zahlenmäßig drückenden Überlegenheit nicht allzu viel. Lediglich ein kleiner Haufen von Unermüdlichen hinter dem Tor singt tatsächlich über die gut 90 Minuten, die Schiedsrichter Herbert Fandel dann auch überpünktlich beendet.

Und so drängt man dann hinaus auf der Suche nach einem Knappenkartenstand, um wenigstens ein Teil seines Geldes zurückzubekommen. Satte 80 Cent nehmen wir aus der Arena wieder mit, Sören Larsen scheint ein wenig traurig zu sein. Aber an diesem Tag haben wir wahrlich genug Geld für wenig Spektakel so weit weit weg herausgegeben.

(sb)



         

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