Spielbericht: DFB-Pokal 2. Hauptrunde | Rot-Weiss
Essen - Eintracht Frankfurt 1:2 (0:2)
45 Minuten Pokalatmosphäre
Pokalspiele haben etwas Magisches an sich. Besonders,
wenn beide Mannschaften aus unterschiedlichen Ligen
kommen. Wenn der UEFA-Cupteilnehmer und DFB-Pokalfinalist
Eintracht Frankfurt an der Hafenstraße zu Gast
ist, erwarteten die Fans eine spannende Partie, die
den Akteuren alles abverlangen wird. Angesichts der
Zielsetzungen in den jeweiligen Spielklassen kann
aber der Pokal auch leicht zur Nebensache werden.
Dennoch sind die zusätzlichen Einnahmen und die
sportliche Herausforderung keine unangenehmen Nebenerscheinungen
des Pokals, über den sich vor allem niederklassige
Teams wie der FC St. Pauli auch schon mal sanieren
konnten.
Vor dem Spiel gegen Frankfurt hatte Trainer Neuhaus
Konsequenzen für die schlechte Leistung im Heimspiel
gegen Paderborn angekündigt.
Zumindest bei einer Entscheidung erhielt Neuhaus die
volle Rückendeckung der Fans. Daniel Masuch,
der anstelle von Karim Zaza das Tor hütete, wurde
mit großem Applaus begrüßt. Doch
die Veränderungen in der Mannschaft waren noch
tief greifender. Haeldermans und Mouhani wurden durch
Lorenzon und Arie van Lent ersetzt, Özbek erhielt
den Vorzug vor dem angeschlagenen Holger Wehlage.
Zudem fiel Kläsener in der Innenverteidigung
aus, für ihn spielte Stefan Lorenz. Überaschenderweise
blieben Michael Lorenz und Ferhat Kiskanc auch in
diesem Spiel in der Startaufstellung. Einige Entscheidungen
werden wohl noch zu diskutieren sein. Man kann nur
mutmaßen, dass der Trainer einige Denkzettel
verteilen wollte.
Von Beginn an fehlte dem Spiel das typische Pokalfieber.
Kaum spielerische Höhepunkte, kein Kampf und
eine kaum wahrnehmbare Kulisse prägten die Anfangsphase.
RWE hatte zwar mehr Spielanteile, doch Frankfurt erarbeitete
sich die ersten Chancen. Nach einer Ecke in der 8.
Minute flog der Kopfball von Alex Meier links am Tor
vorbei. Drei Minuten später waren die Frankfurter
erfolgreicher. Ein Freistoss auf der Höhe der
Mittellinie wurde von Weissenberger schnell ausgeführt,
der sich dann mit seinem Mitspieler Amanatidis ungehindert
den Ball zuspielte. Plötzlich tauchte der Frankfurter
Kapitän frei vor Masuch auf und lupfte den Ball
über den Essener Schlussmann ein. Der Tiefschlaf
in der Innenverteidigung der Essener ermöglichte
das 1:0 der Eintracht.
Auch nach dem Führungstreffer der Frankfurter
schaffte es Essen nicht, mehr Leben in das Spiel zu
bringen. Eine erste nennenswerte Chance brachte ein
Freistoss von der rechten Seite, doch
Arie van Lents Kopfball verfehlte das Tor. Doch wirkliche
Gefahr ging nur durch die seltenen Angriffe der Frankfurter
aus. In der 28. Minute wurde Bieler von dem Frankfurter
Fink überlaufen, der frei auf das Essener Tor
zulief. Daniel Masuch zögerte zwar etwas beim
Herauslaufen, schien aber den Ball doch noch erreichen
zu können. Zum Entsetzen der Fans prallte der
Ball von Masuch ab und dem Gegenspieler Fink wieder
vor die Füße, der sofort auf den allein
stehenden Amanatidis passte. Der Frankfurter Stürmer
schoss den Ball problemlos in das leere Tor
2:0.
Die Frankfurter zeigten in der ersten Halbzeit, wie
man eine defensive Mannschaft mit schnellem und sicherem
Passspiel aus dem Konzept brachte. Ohne das Spiel
zu dominieren und mit wenigen Chancen lag Frankfurt
deutlich vorne. Die Cleverness war es, die den Klassenunterschied
ausmachte. Die fehlende kämpferische Einstellung
der Essener tat ihr Übriges dazu. Weiter war
es erschreckend, dass sich die Heimfans von dem müden
Kick anstecken und die notwendige Unterstützung
vermissen ließen.
Doch was wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff geschah,
hätte niemand mehr erwartet. Plötzlich war
es da, das berühmte Pokalfieber an der Hafenstraße.
Das spielerische Niveau hatte sich zwar nicht gebessert,
aber es schallte lautstark ein Oh immer wieder
RWE durch das Stadion. Die Fans hatten erkannt,
dass sie die Initiative ergreifen müssen. Langsam
besserte sich das Spiel der Essener, die jetzt sicherer
und gefälliger nach vorne spielten. Ein
Foul an Özbek brachte einen Freistoß in
der Nähe der Eckfahne. Der Ball erreichte den
eingewechselten Mouhani. Der Kopfball des Esseners
konnte von Oka Nikolov, der den verletzten Pröll
ersetze, nicht festgehalten werden. Im Stile eines
Abstaubers brachte Alex Löbe den Ball über
die Linie. Die Hafenstraße tobte, RWE war in
der 57. Minute wieder im Spiel.
Tatkräftig unterstützt von den Zuschauern
zeigte RWE die Leidenschaft, die in der ersten Hälfte
völlig gefehlt hatte. Frankfurt zog sich zwar
nicht gänzlich zurück, überließ
Essen aber weitestgehend das Spielgeschehen. Mouhani
und Bieler versuchten es aus der Distanz, doch ohne
Erfolg. Die größte Chance hatte Essen durch
Calik, dessen Schuss von Nikolov abgewehrt werden
konnte. Die Frankfurter versuchten über Konter
das Spiel zu entscheiden, doch Masuch konnte den frei
stehenden Amanatidis abdrängen. Die Frankfurter
retteten den knappen Sieg über die Zeit. RWE
war aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.
Eine gute Halbzeit war zu wenig, um gegen den Favoriten
aus Frankfurt zu bestehen. Nach dem Spiel waren sich
die meisten Zuschauer einig: Das Spiel gegen Karlsruhe
am Sonntag ist wichtiger, als das Pokalspiel. Dennoch
hat die gute Vorstellung der Mannschaft in Hälfte
zwei Hoffnung gemacht, die folgenden Aufgaben in der
Liga erfolgreich bestehen zu können. Wird das
Saisonziel Klassenerhalt erreicht, kann man auf eine
Fahrt nach Berlin auch mal verzichten. In Essen ist
es eh viel schöner als dort.
(pd)
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Rot-Weiss Essen
Masuch - Bemben, S. Lorenz, Hysky, Bieler Özbek
(58. Wehlage), M. Lorenz (52. Younga-Mouhani), Lorenzon,
Kiskanc (68. Calik) Löbe, van Lent
Eintracht Frankfurt
Nikolov Ochs, Russ, Vasoski, Reinhard
Fink, Weissenberger (72. Huggel), Meier, Streit (87.
Huber) Amanatidis, Takahara (84. Köhler)
Tore
0:1 Weissenberger (11.), 0:2 Amanatidis (28.), 1:2
Löbe (57.)
Zuschauer
18.090
Schiedsrichter
Stark (Landshut)
Gelbe Karten
Kiskanc - Reinhard
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Spieler des Spiels
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