Spielbericht: 2. Bundesliga | Spvgg Greuther Fürth
- Rot-Weiss Essen 0:2 (0:1)
Gekommen, um zu bleiben
Am rot-weißen Treck nach Fürth hätte
Graf Zahl aus der Sesamstraße bestimmt seine
helle Freude gehabt: Ein Fanbus, zwei Fanbusse, drei
Fanbusse, vier Fanbusse und so weiter. Insgesamt waren
rund 1000 RWE-Fans an den Ronhof gekommen, die alle
nur eines im Sinn hatten: AUSWÄRTSSIEG!!!
Kapitel Eins: Als erste rein
Dem Baustil nach hätte das Playmobil-Stadion
eigentlich nach Lego benannt werden müssen. Hier
eine schmale Sitztribüne, dort 15
Meter Stehplatzgerade, da eine lange überdachte
Tribüne, für die Gästefans schließlich
ein alles überragendes, aber nicht gerade Vertrauen
erweckendes Stahlrohrkonstrukt. Eine Arena wie von
einem Dreijährigen aus der Klötzchenkiste
gezaubert. Aber immerhin mit einer 1A-Anzeigentafel
und Stadion-TV. Willkommen, schöne neue Fußballwelt
Den architektonischen Kennerblick konnte man vor dem
Spiel ungehindert schweifen lassen, füllte sich
das Stadion doch nur spärlich. Während der
Gästeblock schon ordentlich gefüllt war
und die peinlich genauen Ordner an der Einlasskontrolle
alle Hände voll zu tun hatten, gähnte in
den anderen Blöcken des Stadions die Leere. Vor
lauter Langeweile testeten sich die Auswärtsfahrer
durch das gastronomische Angebot am Ronhof. Ergebnis:
Bratwürstchen (zwei kleine) okay, Nackensteak
ebenso, Pommes jedoch hart an der Schmerzgrenze.
Während die Würstchen noch verzehrt wurden,
meldete sich über das Stadionfernsehen zum ersten
Mal ein junger Bub, der auf den ersten Blick eine
Tafel Kinderschokolade anzupreisen schien. Tatsächlich
war es der Stadionsprecher, der die Abermillionen
begeisterter Fürther Fans (offizielle Zuschauerzahl:
11600) zu einer animierten La-Ola-Welle nach der anderen
trieb. Der Essener Mob zeigte für derlei Volksbespaßung
wenig Verständnis und deswegen lieber kollektiv
den Effenberg. Bis auf einen, der zeigte etwas anderes.
Die nächste Welle war irgendwie noch mehr von
Begeisterung getragen... ;-)
Kapitel
Zwei: Als letzte raus
Während die ersten Fans der Kleeblätter
die Stätte der Schmach schon nach 70 Spielminuten
zu verlassen begannen, hatten die Essener keinen Grund
frühzeitig nach Hause zu gehen. Im Gegenteil:
Nach der obligatorischen Siegeswelle mit dem Team
und einer exzellent von Tribüne und Mannschaft
durchexerzierten Humba, wurde so lange weitergefeiert,
bis das Team samt Trainer wieder aus der Kabine kam
und sich beim Auslaufen noch einmal feiern ließ.
Die positiven Endergebnisse von den anderen Plätzen
trugen natürlich ihren Teil zur phänomenalen
Stimmung bei.
Kapitel Drei: Wir sehen uns wieder
Spielerisch konnte RWE nicht an die überzeugenden
90 Minuten gegen Hansa Rostock anknüpfen. Das
war diesmal auch gar nicht nötig. Es hat sich
inzwischen mehrfach gezeigt, dass Trainer Köstners
defensiv ausgerichtete Taktik bei Auswärtsspielen
ausgesprochen gut funktioniert. Fürth machte
da keine Ausnahme. In der Anfangsphase dominierten
die Kleeblätter zwar deutlich das Spielgeschehen,
konnten aber gegen die konsequent agierende Innenverteidigung
keine Akzente setzen. Kläsener und Micha Lorenz
waren in fast jeder Situation
Herr der Lage, ebenso wie Stefan Lorenz auf Rechts.
Konsequenterweise verlegten die Fürther ihre
Angriffsbemühungen auf die linke Essener Abwehrseite,
wo sie den zweikampfschwachen Bieler richtigerweise
als störanfälligste Position in der kompakten
Essener Elf ausgemacht hatten. Doch auch bei diesen
Vorstößen schafften sie es kaum, mehr als
einen Eckball herauszuholen.
Essens Offensivbemühungen blieben sporadisch.
Boskovic war insgesamt ein bisschen abgetaucht, auch
Okoronkwo vermochte sich zunächst nicht nachhaltig
in Szene zu setzen. Das gelang dafür umso eindrucksvoller
Michael Lorenz. Den ansonsten starken Fürther
Verteidiger Kleine ließ er mit einer brasilianisch
anmutenden Ballannahme alt aussehen, drosch dann das
Ding wuchtig in die Maschen.
Essen brachte die Führung routiniert über
die Runden. Zu keiner Zeit hatte man den Eindruck,
als wären die fränkischen Gegner zwingend
am Drücker. Selbst dann nicht, als Markus Karl
in der 38. Minute mit einem Gewaltschuss aus dem Hinterhalt
Essens Keeper Zaza zu einer sehenswerten Flugshow
nötigte. Der prüfende Blick auf die Stadion-TV-Zeitlupe
in der Halbzeitpause bestätigte: Der hätte
rechts oben genau in den Winkel gepasst. Aber wofür
hat man einen Torwart mit internationaler Erfahrung?
In der zweiten Hälfte das gewohnte Spiel: Essen
souverän abwartend, Fürth spielerisch besser,
aber harmlos. Dem durchaus nett anzusehenden, aber
relativ höhepunktfreien Spiel machte Baris Özbek
in der 70. Minute ein Ende. Er schnappte sich im Mittelfeld
den Ball, spazierte durch die Reihen, ignorierte gut
postierten Freund und im Weg stehenden Feind, und
während die Fans schon nervös aufstöhnten:
Nun gib doch endlich ab, fand der U21-Nationalspieler
tatsächlich noch die Gelassenheit, den Fürther
Keeper Loboué
mit einer Körpertäuschung zu verladen. Loboué
landete in der falschen Ecke, Özbeks Schüsschen
im Netz - 2:0!
Nun nahm das Spiel wieder Fahrt auf. Die Essener wirkten
etwas agiler, und auch Fürth stemmte sich nun
aggressiver gegen die Niederlage. Während Mijatovic
in der Schlussminute Pech mit einem Pfostenkopfball
hatte, scheiterte Okoronkwo ein paar Minuten eher
freistehend am dicken Zeh von Loboué.
Nach 90 Minuten hatten die Zuschauer ein souveränes
Auftreten der RWE-Elf gesehen und einen wunderschönen
sonnigen Nachmittag im Frankenland verbracht. Und
den aufstiegsgefährdeten Fürther Fans, die
nach dem Özbek-Tor schon aufbrachen, schallten
Gesänge hinterher: "Wir sehen uns wieder,
in der zweiten Bundesliga!"
Wer das Auftreten und die Körpersprache dieser
rot-weißen Mannschaft in Fürth erlebt hat,
der weiß: Essen ist gekommen, um in der Liga
zu bleiben. Gut so!
(thm)
.
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Spvgg Greuther Fürth
Loboué Felgenhauer, Kleine, Mijatovic,
Achenbach Adlung (72. Kucukovic), Karl, Lanig
(63. Schröck), Fuchs Timm, Reisinger (46.
Cidimar)
Rot-Weiss Essen
Zaza S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler
Barut, Lorenzon Özbek, Kiskanc
(84. Nikol) Boskovic, Okoronkwo
Tore
0:1 M. Lorenz (18.), 0:2 Özbek (70.)
Zuschauer
11.600
Schiedsrichter
M. Kempter (Sauldorf)
Gelbe Karten
Reisinger, Cidimar Lorenzon, Özbek, Kiskanc
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
2
|
S. Lorenz |
3 |
M.Lorenz |
2 |
Kläsener |
2- |
Bieler |
4+ |
Barut |
3 |
Lorenzon |
3- |
Özbek |
2- |
Kiskanc |
4+ |
Boskovic |
4 |
Okoronkwo |
4+ |
|