Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - Kickers
Offenbach 2:2 (0:1)
2:2 verloren?
Da waren sie wieder, unsere drei Probleme: Erste
Halbzeit verschlafen, ein entscheidendes Gegentor
kurz vor Schluss und keine Ahnung, wie es weitergehen
soll. Ganz so schwarz sieht es an der Hafenstraße
nicht aus, aber die verlorenen Punkte schmerzen. Positiv
kann herausgestellt werden, dass das Publikum wieder
den Schulterschluss mit der Mannschaft gesucht und
die Spieler mit Applaus verabschiedet
hat. Außerdem hat Rot-Weiss Essen den Abstand
zu den Nichtabstiegsrängen um einen Zähler
verkürzt.
Der ersten Auswärtssieg in der Zweiten Liga seit
langer Zeit mobilisierte die Massen, sodass zum Spiel
gegen einen eher weniger attraktiven Gegner fast 15.000
Fans ins Stadion pilgerten. Die Stimmung war optimistisch,
als dieselbe Startaufstellung verkündet wurde,
die auch bei der Miniserie zuletzt auf dem Platz stand.
Dieser Optimismus verflog schnell, als die Mannschaft
in der ersten Halbzeit einen ähnlich schlechten
Fußball präsentierte wie beim Spiel gegen
Augsburg. Es war keine Bewegung vorhanden und damit
kein konstruktiver Spielaufbau möglich. Es wirkte
schon wie ein schlechter Scherz, wenn man sah, dass
mehrfach hohe Pässe auf Calik gespielt wurden,
der seine Stärken sicher nicht im Kopfballspiel
hat.
Auch der Gegentreffer ist in die Kategorie Unnötig
einzuordnen. Ein Eckball fiel im Fünfmeterraum
dem Doppeltorschützen Dino Toppmöller vor
die Füße. Dieser ließ sich nicht
lang bitten und verwandelte den Ball. Nicht das erste
Mal verschuldete Karim Zaza ein Gegentor, indem er
auf der Linie stehen blieb, obwohl der Ball sich eigentlich
in einem Bereich senkte, in dem der Torwart die Hoheit
haben sollte. Aber auch die Tatsache, dass niemand
sich verpflichtet fühlte, den Torschützen
zu decken, ist ein Versäumnis der Vordermannschaft
des glücklosen Torwarts.
Die
Halbzeit wirkte erlösend, so musste man sich
nicht mehr das lustlose Auftreten der eigenen Akteure
anschauen. In der zweiten Halbzeit wechselte Köstner
zwei Mal. Barut musste den Platz verletzungsbedingt
verlassen und auch Kiskanc, der völlig überfordert
auf der linken Seite agierte. Dafür kamen Michael
Bemben und Denis Epstein auf den Platz. Mit ihnen
kam eine ganz neue Dynamik in die Mannschaft. Nun
stimmten Kampf und Einsatzbereitschaft wieder und
man erkannte die Mannschaft, die in den vergangenen
zwei Wochen so begeistern konnte. Nach einigen Chancen
flankte Stefan Lorenz den Ball in den Strafraum und
Danko Boskovic stocherte den Ball im Nachschuss wenige
Zentimeter über die Linie. Als der Jubel gerade
abebbte, ertönte ein Pfiff. Es schien, als wäre
Calik im Strafraum gefoult worden und der Schiedsrichter
gab Elfmeter. Die Fernsehbilder sollten auflösen,
dass der junge Stürmer eine dreiste Schwalbe
begangen hat, die dem Spiel einen üblen Beigeschmack
gibt.
Den Spielern war es egal, den Fans erst recht. Sie
freuten sich über den souverän verwandelten
Elfer von Lorenzon in der 62. Spielminute. Damit hatte
Essen das Spiel innerhalb einer Minute gedreht. Das
Spiel war im Anschluss von Kampf und vielen Nickeligkeiten
geprägt, aber Offenbach kam eigentlich über
die gesamte
Spieldauer nicht zwingend vor das Essener Tor. Mit
der letzten Spielminute beginnt in Essen grundsätzlich
eine kritische Phase und auch heute schlugen die Kickers
in Person von Dino Toppmöller zu. Er bekam einen
hohen Pass, lief bis zur Strafraumgrenze und schloss
in den Winkel des Essener Tors ab. Klar hatte
Offenbach Glück, dass sie so einen Sonntagschuss
im Tor unterbringen konnten, aber die Vielzahl dieser
Treffer, die RWE in dieser Saison kassiert hat, zeigt,
dass ein gewaltiges Stück Unvermögen nicht
unerwähnt bleiben sollte.
Die Mannschaft ist am Schluss ein weiteres Mal um
ihren verdienten Lohn gebracht worden und das ist
mittlerweile nur noch frustrierend. Immer wieder ereilen
RWE Nackenschläge in einem Abstiegskampf, der
hart umkämpft ist. Man hätte allerdings
den Sack zumachen können, wenn die Leistung der
zweiten Halbzeit schon im ersten Durchgang abgerufen
worden wäre. Wenn Essen in genau einer Woche
nach Paderborn fährt, treffen die Rot-Weissen
wieder auf einen Verein, der momentan in der Krise
steckt. Sollte da ein weiterer Auswärtssieg gelingen,
war der Punkt zwar nicht Gold wert, aber die beiden
verlorenen Punkte könnte man somit kompensieren.
(hs)
.
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Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler
Barut (46. Bemben), Lorenzon - Özbek, Kiskanc
(46. Epstein) - Boskovic, Calik (79. Haeldermans)
Kickers Offenbach
Thier Bungert (68. O. Mokhtari), Miljatovic,
Happe, Rehm (63. Mintzel) C. Müller, Pospischil,
Wörle, Judt - Türker (77. Oehrl), Toppmöller
Tore
0:1 Toppmöller (24.), 1:1 Boskovic (60.), 2:1
Lorenzon (62., Foulelfmeter), 2:2 Toppmöller
(89.)
Zuschauer
14.416
Schiedsrichter
Schößling (Leipzig)
Gelbe Karten
S. Lorenz Happe, Judt, O. Mokhtari, Toppmöller
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
4+
|
S. Lorenz |
3
|
Kläsener |
3
|
Hysky |
3
|
Bieler |
4
|
Lorenzon |
3-
|
Özbek |
3
|
Barut |
3-
|
Kiskanc |
4-
|
Boskovic |
3
|
Calik |
3+
|
Epstein |
2- |
Bemben |
2- |
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