 Vorschau: 3. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Rot-Weiß Oberhausen
Original vs. Fälschung
Nach 1998 trennten sich die Wege von RWE und RWO unglücklicherweise in verschiedene Richtungen. Während RWO in die 2. Bundesliga aufstieg, musste RWE in die Oberliga absteigen. Diese Aufteilung war irgendwie nicht ganz richtig so und schon nach kurzen sieben Jahren zumindest teilweise wieder berichtigt.
Seite an Seite, die Stadien nur 11 km auseinander gelegen, absolvierten Rot-Weiss und Rot-Weiß die Zweitligasaison 04/05 - mit mäßigem Erfolg. Am Ende des Jahres standen beide Clubs auf einem Abstiegsplatz und dürfen so in diesem Jahr wieder zwei Mal gegeneinander antreten.
Das wird besonders die Oberhausener Fans freuen. Diese vom aussterben bedrohte Spezies hat im Laufe der Zeiten eine recht heftige und fast unerklärliche Abneigung gegen alles, was mit RWE zu tun hat, entwickelt. Darauf wurde in der letzten Saison schon hinreichend eingegangen. Und so kommt es, dass die beiden Auswärtsspiele gegen RWE für die allermeisten Kleeblatt-Anhänger die beiden absoluten Saisonhighlights sind.
Warum nur für die allermeisten? Vielen RWO-Fans unter 40 wird es von ihren Eltern einfach nicht erlaubt, die Spiele gegen Essen zu besuchen. In Oberhausen herrscht nämlich ein dunkles Bild des durchschnittlichen RWE-Fans vor. Hässlich, mangelhafte sprachliche Ausdrucksfähigkeit und unkontrollierbare emotionale Ausbrüche, mit eher simplen Gemüt versehen - das sind Eigenschaften, die leider Gottes uns Rot-Weissen zugeschrieben werden.
Polizeieinsatz im Gästeblock nach Leuchtspurmunition (04/05)
Gut, man kann nicht bestreiten, dass es seltsame Personengruppen auf unserer Seite gibt, auf die solche Beschreibungen mitunter absolut zutreffend sind. Aber wenn Abneigung und Angst gegen Menschen mit den oben zugeschriebenen Attributen in Oberhausen so ausgeprägt sind, wie konnte Ex-Keeper Oliver Adler so viele Jahre bei RWO das Tor hüten und des weiteren Publikumsliebling werden!?
Außer den angeblich durch die Bank weg asozialen Fans gibt es für einen Oberhausener dem RWE auch nicht viel entgegenzusetzen. RWO hat keine Titel vorzuweisen, hat nie einen Willi Lippens oder Helmut Rahn hervorbringen können und ist nicht mal, wie von manchen fälschlicherweise vorgegeben, das rot-weiße Original. Denn während 1923 in Essen bereits mit der Fusion von Turnerbund Bergeborbeck und Spiel und Sport 1912 der Verein in Rot-Weiss Essen umbenannt wurde, zog man in Oberhausen erst 1933 nach und gab -irgendwie originell...- der SpVgg Oberhausen den klangvollen Namen "SC Rot-Weiß". Passt irgendwie, dieser Lauf der Dinge.
Kommen wir zum Sportlichen:
Nachdem RWO in der letzten Saison weder der Strickpulli der Trainergilde Jörn Andersen, noch der bundesweit bekannte Dampfplauderer Eugen Hach (bekannt durch Verstrickungen zu zwielichtigen Spielerberatern, prinzipielles Scheitern bei jedem von ihm gecoachten Club und durch Zitate wie "Geh nur zu den schwulen Schwuchteln und lutsch ihnen die Eier" etc.) vor dem bitteren Abstieg in die Regionalliga retten konnte, obwohl man ein paar Monate zuvor noch vom Aufstieg in die Bundesliga träumte, stand RWO nicht nur ohne Kader, sondern auch ohne Trainer da.
auch König Otto und seine Gattin waren zu Gast! (04/05)
Auserwählter für diesen freigewordenen Job war Harry Pless und wie schon vor ein paar Jahren bei RWE lag es an ihm, eine neue Truppe zusammenzustellen. Immerhin hatte Oberhausen gute Spieler ziehen lassen müssen. Zum Beispiel Mike Rietpietsch. Oder Gerd Wimmer. Oder Stijn Haeldermans. Da lag es also an Harry, nun auch einige gute Spieler an die Landwehr zu locken. So wie bei Torhüter Daniel Masuch geschehen. Und bei ...äh, ja... die Erwartungen in Oberhausen sind halt nicht mehr allzu hoch gesteckt.
In Essen hatte Harry wohl ein paar Euros mehr zur Verfügung. Und einen Club, der noch mit ein bisschen Anziehungskraft ausgestattet war. Nachdem man sich in Essen damals über Spieler wie Andi Fischer oder Heiko Bonan freuen konnte, muss sich Oberhausen heuer mit einer Menge Oberligaspielern, einigen Ossis - die man in der Regionalliga Süd aufgetan hat - sowie Jörg Scherbe, Ronny Ernst und seit neuestem auch noch Cyril Bella (vorher LR Ahlen) zufrieden geben.
Wie bereits erwähnt, mit einem Etat von einer Million Euro + ein paar Talern unter der Hand von Mäzen Hermann Schulz kann man weder die Heiko Bonans dieser Tage, noch Spieler wie Löbe, Wehlage oder Bemben verpflichten. Was auf dem Papier eher mau aussieht, sah auch in der Vorbereitung auf dem Platz kaum besser aus. Einen großen Teil der RWO-Fans verließ daher schon vor Saisonbeginn Mut und Hoffnung.
Mit Saisonbeginn steigerte sich die Mannschaft aber wohl recht deutlich, doch erzielte trotzdem nur einen Punkt aus den Spielen gegen Kiel und Osnabrück, scheiterte im Spiel gegen Kiel denkbar unglücklich. Die Niederlage gegen Aufsteiger Wattenscheid am letzten Wochenende bestätigte dann jedoch wieder die Eindrücke aus der Vorbereitung: RWO wird selbst in der Regionalliga Probleme haben, die Klasse zu halten.
Vieles spricht vor dem Derby also nicht für RWO. Aber Derbys haben halt eigene Gesetze. Und während sich die Oberhausener an die Verpflichtung Cyril Bellas, einen in der 2. Liga eher als Chancentod verschrienen Stürmer, klammern müssen, , hat Rot-Weiss noch die potentiellen Saisondebüts von Ali Bilgin und Alex Löbe in der Hinterhand.
Nach den eher chancenarmen Spielen gegen Lübeck und Düsseldorf hat Neuhaus mit Bilgin - als spielstarkem Mittelfeldspieler - und Löbe - als Stürmer, der im Verdacht steht, auch mal aus keiner Chance ein Tor zu machen - sicherlich nicht die schlechtesten Alternativen in der Hinterhand, sollten sie denn nach ihren Verletzungen wieder einsatzfähig sein.
Sollten dennoch alle Stricke reißen und wir unerwartet am Rande der Niederlage stehen, soll der Schiri einfach einige Freistöße halblinks am Strafraum pfeifen. Wir haben da einen ganz guten Schützen...
Auf dass der Zaun hält!
(hh)
|
