Spielbericht: 8. Spieltag | Rot-Weiss Essen - SC Preußen Münster
Drauf gepfiffen
Nach dem gästezuschauertechnischen Ausrutscher
gegen Bayer 04 Leverkusen, die immerhin mit Null
Zuschauern anreisten (so unser neuer Stadionsprecher
Daniel Rott), kam es gestern wieder endlich zu einem
Duell, das viel Brisanz und einige Gäste aus
dem Münsterland versprach. Am Ende waren es 9.600
Zuschauer, davon min. 700 aus Münster. Das Publikum
sah von Anfang an, warum beide Vereine bzw. ihre Fans
von kleinen Krisen sprachen.
Als der Schiedsrichter Otte pünktlich anpfiff,
waren die meisten Fans im Stadion bereits nass geschwitzt.
Nicht ein üppiges Aufwärmprogramm
durch den Stadionsprecher oder eine besondere Choreographie
hatte sie zum Schwitzen gebracht, sondern schwülwarme
Luft. Diese war auch auf dem Platz dünner geworden.
Nach schwachen Spielen auf beiden Seiten, Münster
verlor zu Hause gegen unsere Vorarbeiter
aus Wattenscheid, wir verloren in Berlin, musste was
passieren. Neu im Team auf Essener Seite war Tim Gorschlüter.
Nach seiner fünften gelben Karte musste dagegen
der vierfache Torschütze Michael Bemben zuschauen.
In den ersten Minuten versuchten alle, Spieler und
Fans ihre schwachen Leistungen der Vorwochen vergessen
zu machen. Dabei konnte kein großer Unterschied
zwischen dem Aufstiegsfavoriten aus Essen und Münster
festgestellt werden, weder auf dem Platz, noch auf
den Rängen. Die Anfangsphase als ein Fehlpassfestival
zu bezeichnen wäre sicherlich übertrieben,
aber es fiel auf, dass auf beiden Seiten der kontrollierte
Aufbau versucht, allerdings durch technische Unfähigkeiten
immer wieder gestoppt wurde. Noch schlimmer. Ein unterirdisch
pfeifender Schiedsrichter unternahm alles, um jeglichen
Spielaufbau zu vernichten. So pfiff er mindestens
15 Mal allein in der ersten Halbzeit Kleinigkeiten
ab und interpretierte ein normales Zweikampfverhalten
des Öfteren als Foul.
Da diese Entscheidungen immer wieder beide Seiten
trafen, konnte man zumindest nicht von einer Benachteiligung
einer Mannschaft sprechen. Trotz dieser Spielunterbrechungen
hatten beide Mannschaften ihre Möglichkeiten.
Auf der Gäste-Seite waren vor allen Dingen die
Standardsituationen meist gefährlich, da aus
dem Spiel heraus eigentlich kaum vernünftige
Angriffe passierten und sie außerdem zu sehr
auf den Kopf des langen Stürmers Weerman bauten.
Auf Essener Seite versuchten Bilgin und Haeldermans,
zusammen mit Gorschlüter so etwas wie einstudierte
Spielzüge umzusetzen. Auffällig dabei, dass
auf die vielen langen Bälle der vergangenen Spiele
verzichtet wurde und Bilgin mehrmals die Bälle
von Maczkowiak persönlich mit einem kurzen Pass
zugespielt bekam.
Die größte Torchance in der ersten Halbzeit
hatten auch die Rot-Weissen, die insgesamt mehr fürs
Spiel taten. Der wieder auf seine Position
gestellte Kiskanc hatte sich über die linke Angriffseite
durchgesetzt und mit einer Musterflanke auch Mouhani
in Szene gesetzt. Diesem gelang es allerdings nicht
aus sechs Metern den Ball mit dem Kopf aufs Tor zu
köpfen, sondern eher die Eckfahne mit ins Spiel
zu bringen. Wenige Minuten später durfte Tim
Gorschlüter, der sehr ordentliche Ecken schlug,
diese mehrmals in Folge trainieren. Einer dieser Ecken
wurde von der Preußen-Abwehr zu kurz abgewehrt.
Nach einer erneuten Flanke von Haeldermans kam Kiskanc
aus 25 Metern frei zum Schuss und den Abpraller von
Gößling nutzte Younga-Mouhani aus abseitsverdächtigter
Position zum 1:0.
Pausenfazit: Verdiente Führung, allerdings nicht
wirklich überzeugend. In der zweiten Halbzeit
das gleiche Bild. Münsteraner, die überhaupt
nicht ins Spiel kamen - Essener, die nun vermehrt
die schnellen Pfiffe des Schiedsrichters ausnutzten,
sowie Zuschauer, die immer noch nicht in den tropischen
Temperaturen zu ihren Rhythmen fanden. Die gefährlichste
Szene hatten die Preußen direkt nach der Pause.
Doch irgendwie schienen sie zu harmlos, so dass nie
der Gedanke an einen Punktverlust verschwendet wurde.
Erst recht nicht, als Boskovic nach einem Freistoß
von Haeldermans das entscheidende 2:0 köpfte.
Hier sah die gesamte Abwehr, inklusive Torhüter,
nicht gut aus.
Die Erleichterung war bei allen Beteiligten spürbar.
Die bis dahin sehr lautstarken Preußen-Fans
verstummten und die Essener Fans genossen den Gedanken,
dass sie nun 16 Punkte auf dem Konto haben würden.
Da der Schiedsrichter wenigstens seiner schwachen
Linie treu blieb, kam es auch zu kaum einer weiteren
großen Torchance.
Um 15:47 Uhr war es dann amtlich. RWE gewinnt zum
fünften Mal in dieser Saison, findet aber weiterhin
nicht zu einer spielerischen Linie. Hoffentlich sucht
die Mannschaft sie in Chemnitz weiter und vielleicht
findet man sie dort auch. Allerdings wäre ihnen
keiner böse, wenn am Ende erneut drei Punkte
herausspringen würden.
(tp)
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Tore
1:0 Mac Younga-Mouhani (43.) / 2:0 Danko Boskovic (63.)
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Wehlage, Ristau, S. Lorenz, Nikol - Bilgin (81. Stoppelkamp), Gorschlüter (71. M. Lorenz), Haeldermans, Kiskanc - Younga-Mouhani (87. Calik), Boskovic
SC Preußen Münster
Gößling - Schupp (64. Milde), Beer, Schyrba, Kocholl - Noutsos, Probst, Heineke (80. Plate), Yilmaz (46. Bäumer) - Weerman, Gockel
Gelbe Karten
S. Lorenz, Kiskanc (Essen) / Heineke, Kocholl (Münster)
Schiedsrichter
Mike Otte (Damme)
Zuschauer
9.565
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