[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



Tabelle

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Essen
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Oggersheim
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Elversberg
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4
Verl
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5
Lotte
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Trier
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Worms
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Cloppenburg
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Dortmund II
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Köln II
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Leverk. II

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Spielbericht: 7. Spieltag | Hertha BSC Berlin II - Rot-Weiss Essen

Bundeshauptstadt vs. potentielle Kulturhauptstadt 2010

Die Überschrift verrät eigentlich schon alles: Das Treffen der Giganten in der Regionalliga Nord stand an diesem Wochenende auf dem Programm. Ruhrhauptstadt Essen gegen Bundeshauptstadt Berlin … doch lassen wir das Scherzen! Mit Hertha´s U23 wartete gestern zweifelsohne der stärkste Amateurvertreter in Liga Drei auf unsere Helden. Aber stopp, Amateurvereine gibt´s ja eigentlich nicht mehr; man nennt sie ja jetzt zweite Mannschaft bzw. in Berlin eben U23. Eine zweite Mannschaft existiert in Essen ebenfalls, krebst aber in der Landesliga herum. Dass Hertha trotz spielfreiem Wochenende keinen ihrer Profis einsetzte, sollte man daher hoch anrechnen.

Eigentlich dachte man als gemeiner Fan sogar, die Mannschaft würde nach den Samstagsresultaten auch Kapital daraus schlagen, doch allen mitgereisten Fans bot sich abermals eine enttäuschende Vorstellung! Nach den zwei Gurkenspielen gegen Wuppertal und Leverkusen die dritte Wahnsinnsvorstellung in Folge. Nimmt man noch die zweite Halbzeit gegen Schlusslicht Oberhausen hinzu, dann wäre man inzwischen bei dreieinhalb Spielen. Guten Tag, Herr Neuhaus, wir wollen wieder Fußball sehen!

Wer nach Berlin fährt und neben Fußball auch noch den einen oder anderen Euro übrig hat, sollte den Besuch in Deutschlands Hauptstadt mit einer Städtetour verbinden, denn Berlin ist immerhin die Hauptstadt unseres Landes, auch wenn viele immer noch der Ansicht sind, dies sei Bonn. Dass am vergangenen Wochenende zufällig die IFA, die internationale Funkausstellung, in Berlin stattfand, interessiert in Zeiten von Globalität und neuen Medien eigentlich auch den einen oder anderen Fußballfan.

Nur macht die IFA aus einem guten Drei-Sterne-Hotel mal schnell ein Hyatt mit unglaublich bescheidenen Übernachtungspreisen! 85 € werden pro Nacht berappt. Rechnet man noch drei Tankfüllungen für 1,44 dazu, so hätte man für das Geld wohl eine ganze Woche im Sheraton am Saalbau wohnen können - aber was tut man nicht alles für Rot-Weiss.

Nach einem Sightseeing-Samstag, als ganz normaler Mensch geht es dann am Sonntagmorgen zum munteren Durchfragen zum "Jahnstadion". Dass Berlin größer ist als Essen merkt man jetzt sehr schnell. Nicht einmal die omnipräsente Polizei kennt diese Location. Jedoch findet man irgendwann einen Beamten, der tatsächlich weiß, wie man sein Funkgerät benutzt und über die Zentrale erfährt, dass das Stadion nicht "Jahnstadion" sondern "Jahn-Sportpark" heißt.

Es liegt unmittelbar hinter der Max-Schmeling-Halle im bekannten Stadtteil Prenzlauer Berg. Der Jahn-Sportpark ist ein Stadion der Mittelklasse in noch halbwegs gutem Zustand. Sicherlich stellen wir uns nach der letzten Saison Stadien anders vor, aber besser als die Sportanlage in Wattenscheid ist es allemal.

Der Jahn-Sportpark wurde in den achtziger Jahren für die Bundesjugendspiele der DDR erbaut. Unmittelbar hinter der Gegentribüne verlief damals übrigens die Mauer mit Todesstreifen. Die Logen für Mielke und Honecker existieren heute noch. Ebenso verfügt das Stadion über die wohl größte Amateur-Verein-Anzeigentafel! Hier sieht man: dass muss die Hauptstadt sein.

Ansonsten auch hier das übliche Bild: Ordner, Polizisten, Würstchenbuden: Rot-Weiss eben, Regionalliga eben. Dass in Berlin scheinbar mehr Zivilbeamte und Fanbetreuer unterwegs sind als uniformierte Kollegen ist doch verwunderlich, warum sich jedoch die Hertha-Fanbetreuung mehr um die Essener Fans kümmert als unsere Fanbeauftragten, lassen wir mal unkommentiert so stehen.

Mit gut 300 Essenern finden sich pünktlich zum Anstoß dann auch die üblichen Personen im Gästeblock hinter dem Tor ein, die man als Allesfahrer eigentlich auch immer überall sieht. Man weiß nicht, wie sie heißen, was sie machen, aber sie sind eben auch immer überall wo RWE spielt. Die etwa 20 mitgereisten Ultras präsentieren ein Transparent mit der Aufschrift "Kulturhauptstadt" und eine große Blockfahne, für ein Spiel dieser Entfernung alle Achtung!

Dass die Choreografie vom Heimverein problemlos akzeptiert wird und dass sich auch wir Fotographen problemlos überall bewegen können, verdient in Zeiten von Polizeirepressalien und Chaoten-Ordnern aber genauso viel Hochachtung. Auch hier merkt man, dass man nicht in "Kleinkackenfenne" ist.

Doch nun zum Spiel: heute Morgen wagte man einen Blick auf den Spielbericht der Offiziellen. Nicht schlecht geschrieben! Nur hab ich entweder einen Sonnenstich bekommen oder einfach ein ganz anderes Spiel gesehen. Bis zur 15. Minute waren Essen eigentlich nicht nur überlegen, sondern auch relativ gefährlich im Abschluss, leider gab es jedoch unmittelbar nach der besten Essener Chance das Hertha-Tor durch Covic.

Danach war Hertha nicht einmal mehr ernsthaft gefährlich vor dem Essener Tor. RWE bestimmte das Mittelfeld, jedoch kamen die ständigen Bälle unter dem Motto "hoch - weit - irgendwo nach vorne" nicht an. Die Hertha-Abwehrspieler haben jeden Ball noch weit vor unseren Stürmern abgefangen. Irgendwie erinnerte das alles an das traurige Bild eines Francis Kioyo auf weiter Flur im vergangenen Jahr. Kick and Rush im Jahr 2005.

Das änderte sich auch nach der Halbzeit durch die Einwechslungen von Löbe und Kiskanc nicht. Alexander Löbe, der im Moment aus verschiedenen Gründen wohl den schwersten Stand bei den Fans hat, zeigte jedoch auch in diesem Spiel wieder eine noch deutlich schwächere Leistung als der Rest der Mannschaft. Er erinnerte gerade in den letzten 20 Minuten eher an Achim Weber im Schlafwagon als an den torgefährlichsten Regionalligastürmer der letzten drei Jahre. Da muss noch einiges kommen.

Dass es dann eine von unserem Block kaum erkennbare rote Karte in der 88. Minute gab, brauchte noch mal kurz Schwung ins Team. Jedoch kann man in 5 Minuten nicht mehr die verpennten 88 vorherigen Minuten aufholen. Ein Unentschieden wäre sicherlich möglich gewesen, aber die Hertha-Abwehr stand einfach zu sicher für unsere harmlosen Offensivkräfte. Von versprochener Besserung also keine Spur.

Im ganzen Spiel gab es eigentlich nicht einmal einen wirklich richtigen Schub nach vorne und so entlädt sich die aufgestaute Wut, begünstigt durch die permanente Sonneneinstrahlung, bei vielen RWE-Fans in wütenden Protesten. Dass der Ordnungsdienst hier nicht eingegriffen hat, ist hoch anzurechnen. Doch im Gegensatz zur letzten Saison, man denke an Peinlichkeiten wie z.B.: das Spiel in Burghausen, als die Mannschaft einfach verschwand, stellen sich alle Spieler am Zaun.

Maczkowiak und Bemben wollten sich nicht unbedingt mit Bier eindecken lassen und hielten jedoch eine gewisse Distanz. Alex Löbe - auf dem Rasen wirkte er eher müde und desinteressiert – sowie die Lorenz-Brüdern und ein paar andere Spieler stellen sich ausführlich der Diskussion mit den aufgebrachten Fans. Anscheinend sind hier wirklich, wie Trainer Neuhaus gerne mal im Interview erklärt, große Charaktere in der Mannschaft.

Sicherlich ist man immer enttäuscht, gerade wenn man zu einem Amateurverein in einem mittelklassigen Stadion ohne Heimfans fährt! Sicherlich hat die Mannschaft nach Wuppertal und den Amateuren von Bayer Leverkusen den dritten Offenbarungseid nach einander abgeliefert, aber noch immer steht man auf Platz 5 der Tabelle. So sind einige Äußerungen wie "Sonnenbank-Löbe", "Neuhaus raus" oder das spöttische "So ein Tag, so wunderschön wie heute" für jawattdenn.de einfach nicht nachvollziehbar.

Ebenso das Werfen von Bierbechern! Auch so was sollte eigentlich jeder halbwegs intelligente Mensch unterlassen oder zumindest wissen, dass es dem Verein eher schadet, die 20.000 € Geldstrafe lassen grüßen. Jetzt bleibt nur, nach vorne zu schauen und zu hoffen, dass dies schon das Tief der Saison ist, welches jedes Team einmal durchläuft. Hoffen wir, dass gegen das Bauernvolk aus Münster die Zeiten der Aufstiegssaison 2003/2004 wieder anbrechen! Auf geht’s!

Eine Randnotiz: die befürchtet erwarteten Hooligans von Dynamo Berlin, welcher immerhin im Jahnpark früher seine Spiele austrug, sowie Problemfans von Hertha BSC wurden weder vor noch nach dem Spiel in irgendeiner Weise gesichtet. Vielleicht lag es am gut organisierten Einsatz der Polizei, vielleicht auch einfach am Desinteresse an unserem Anhang … Hauptstadt eben … Regionalliga eben ...

(mn)

 

Tore

1:0 Ante Covic (15.)

Hertha BSC Berlin

Pellatz - Krecidlo, Samba, Wallschläger (46. R. Müller), Bieler - A. Schmidt, Chahed - Ede (58. Thomas), Hoeneß, Ebert - Covic (81. Hube)

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Bemben, Lorenzon, S. Lorenz, Nikol - Wehlage, M. Lorenz, Bilgin (72. Stoppelkamp), Haeldermans (46. Kiskanc) - Younga-Mouhani, Boskovic (46. Löbe)

Gelbe Karten

Samba (Berlin) / Bemben, Kiskanc, Wehlage (Essen)

Rote Karten

Chahed (Berlin / 88.) wegen einer Tätlichkeit

Schiedsrichter

Schempershauwe (Hildesheim)

Zuschauer

933