[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



Tabelle

1
Essen
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2
Oggersheim
-
3
Elversberg
-
4
Verl
-
5
Lotte
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6
Trier
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7
Worms
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8
Kleve
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9
Cloppenburg
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10
Dortmund II
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11
Münster
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12
Köln II
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13
Gladbach II
-
14

Leverk. II

-
15
Mainz II
-
16
Lautern II
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17
Bochum II
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18
Schalke II
-


Letztes Spiel


09.08.08 - 1:3 (1:1)


Nächstes Spiel


15.08.08 - 18:30 Uhr
PGW Arena Lotte


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Spielbericht: 35. Spieltag | Rot-Weiss Essen - FC St. Pauli


Ist der Drops nun gelutscht,

der Fisch gegessen, die Messe gelesen oder der Apfel gar schon geschält? Ist RWE nun wieder aufgestiegen? Theoretisch natürlich noch nicht, denn weder Kiel noch Lübeck verloren ihre Spiele, die Voraussetzung für den 100%-igen ganz sicheren Aufstieg wurden also von der Konkurrenz nicht erfüllt. Dennoch kann man sagen, RWE gelang mit dem 2:0 (2:0) Erfolg über den FC St. Pauli ein Meilenstein auf dem direkten Weg zurück ins Fußball-Unterhaus.

So sahen es wohl auch die meisten der gut 18.000 Fans, sofern sie rot-weissen Glaubens waren. Symbolisch dafür eine Szene aus der 87. Minute. Essens Kapitän Ali Bilgin verlässt unter Ovationen den Rasen und macht, von der Nord dazu aufgefordert, von der Seitenlinie aus die Welle mit den Anhängern. Überheblichkeit? Nein, eher die Freude und Erleichterung darüber, dass den Rot-Weissen nur noch theoretisch Stolpersteine im Weg liegen. Bei der Konstellation der nächsten Woche könnte es ein verhältnismäßig "stiller und leiser" Aufstieg werden.

Denn RWE kann sich dann zurücklehnen, da sie bereits am Mittwoch das vorgezogene Herzkasper-Match in Hamburg bei den Amateuren des HSV mit 4:3 für sich entschieden haben. Die Konkurrenz hingegen könnte erneut patzen und Essen so den Aufstieg bescheren. Im Raum steht auch nach wie vor ein Lizenzent- oder Punktabzug für den VFB Lübeck, der in der kommenden Woche verhandelt werden soll. Im Moment sind die Marzipanstädter überraschend wieder der härteste Verfolger auf die Aufstiegsplätze.

Doch heraus aus der grauen Theorie, hinein in den bunten Fußballtempel Hafenstraße, der ein prächtiges Bild bot. Einem Aufruf der Ultras Essen folgend, hatten Anhänger ihre Keller durchsucht und jeder, der noch ein rot-weisses Fähnchen sein Eigen nennen konnte, präsentierte dieses. Nord und Ost erstrahlten in rot-weisser Farbenpracht und sorgten, untermalt von erwartungsfreudigen Gesängen schon vor dem Anpfiff, für Gänsehautatmosphäre, die beim Einlauf der Mannschaften noch gesteigert wurde. Nach Arie van Lents Bandscheibengeschichte und Alex Löbes Zaunköniginterpretation war die bange Frage, wer denn nun die Buden machen solle? Aber wohl dem, der solche Mittelfeldspieler hat.

In eben diesem Mittelfeld liefen Ali Bilgin und Stijn Haeldermans wieder gemeinsam auf, nachdem sie in Köln zusammen mit Tim Gorschlüter wenig überzeugten und in Hamburg der Belgier den Vorzug vor dem Deutsch-Türken erhielt. Dieses Mal sollte es aber passen. Unterstützt wurden die Beiden von Anfang an von Rechtsaußen Holger Wehlage, der in Hamburg den Umschwung gebracht hatte.

Zunächst gab es nach dem Anpfiff noch eine recht turbulente Anfangsphase und beide Teams hatten eine Reihe von Standards, die aber weder hüben noch drüben für echte Gefahr sorgen konnten. Dann die 17. Minute. Michael Lorenz, der den grippegeschwächten Defensivstrategen Victor-Hugo Lorenzon vertrat, eroberte sich die Lederkugel, welche Ali Bilgin an sich nahm und Richtung Strafraum stürmte, von wo aus er den genau richtigen Moment abpasste, um Holger Wehlage, Symbol der wiedergefundenen Form des Tabellenführers, zu finden. Dieser knallte den Ball flach und scharf ins vom Schützen aus gesehene linke Toreck.
1:0 für RWE und Party Teil 1. Endlich mal wieder eine 1:0-Führung, auf die in der laufenden Saison stets ein Sieg folgte

Derartig angestachelt sah das enervierende Publikum nun die stärkste Phase des gesamten Spiels.
Pauli, das stark ersatzgeschwächt antrat und u.a. auf Thomas Meggle und Jens Scharping verzichten musste, wehrte sich nach Kräften, mehr als ein Schuss von Ansorge, der am Kasten von Andre Maczkowiak vorbeistrich, gab es aber nicht zu bestaunen. Auch ein Verdienst der diesmal wieder sattelfesten Abwehr, aus der Stefan Lorenz herausragte und keinen einzigen Zweikampf verlor. Auch Florian Thorwart riss sich am Riemen und der blonde Engel der Kiez-Kicker, Pokalheld Felix Luz, konnte am heutigen Samstag keine weiteren Bewerbungsschreiben Richtung höherklassige Vereine verfassen.

Wohl aber konnte der Gastgeber seine Aufstiegsambitionen weiter untermauern, und zwar eindrucksvoll. Stijn Haeldermans narrte zwei Paulianer und passte in die Gasse zu Michael Bemben. Der Ex-Bochumer, der seit der Rückkehr von Holger Wehlage auf seine Seite wie aufgeblüht wirkt und wieder an seine Galaform vom Saisonbeginn erinnert, schlug eine Traumflanke, welche Ali Bilgin mit den Kapitänslocken in den Kasten beförderte. 2:0, Party Teil 2. Bis zur Pause powerten die Essener weiter, verpassten aber die Vorentscheidung. Tosender Applaus geleitete die Neuhauslinge zum Pausentee.

Die Geschichte von Halbzeit 2 ist schnell erzählt, das Wort Sommerfußball trifft es wohl am ehesten. RWE, wohlwissend dass ein Sieg Aufstiegsgold wert sein könnte und ist, verlegte sich auf Ergebnisverwaltung, St. Pauli bot eine Allegorie der Harmlosigkeit, wobei lediglich der kleine Mittelfeldrenner Shubitidze hier und da Klasse erkennen ließ. Essen hatte noch Chancen durch Bilgin und Boskovic, der zwar für zwei rackerte, aber blass blieb. Auf den Rängen vertrieb man sich die Zeit mit ein wenig bierseligem Schunkeln oder der Humba.

So blies dann der von zwei fairen Teams wenig geforderte Schiri Michael Weiner ziemlich pünktlich in seine Pfeife und gönnte Essens Mannschaft und ihren Anhängern die Party Teil 3. In Zeiten modernster Kommunikationstechnologien war aber bereits rum, dass Lübeck 4:1 in Chemnitz siegte und Jena durch das 2:0 über Emden wohl ebenfalls den Aufstiegsexpress besteigen wird. Während Fans und Mannschaft gemeinsam die Welle machten und Erstere das dann mit dem nun plötzlich heiß geliebtem Übungsleiter nochmals zelebrierten, sah man aber Nico Schäfer noch mit geballten Fäusten über den Platz stürmen. Schluss also in Kiel, die Störche und Erfurt trennten sich 0:0 und die Sprottenesser spielen nun kaum noch eine ernst zu nehmende Rolle.

Fazit, der Aufstieg ist zunächst vertagt, aber ganz bestimmt nicht aufgehoben. Fraglich erscheint nur noch, ob das Georg-Melches-Stadion, das ganz sicher wieder fahnengeschmückt erscheint, im letzten Heimspiel gegen die Amateure des SV Werder Bremen nur noch Schauplatz eines feierseligen Schaulaufens werden wird, weil die Konkurrenten die Rot-Weissen schon zuvor in Liga zwei gehievt haben, oder ob noch relevante Siegesmeriten eingefahren werden müssen. Letzteres wäre vielleicht sogar schöner, vorausgesetzt, die Essener verwandeln dann den Aufstiegs-Elfer ohne Torwart, sprich nutzen die Riesenchance. Und dann ist es an den Fans, den "Allez"-Rekord des letzten Males zu brechen. Einen Spielverderber weniger gibt es dafür schon. Herr Uhlenbroich weilt ja nicht mehr bei RWE.

Glück auf, wir steigen wieder auf!



(sm)




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Tore

1:0 Holger Wehlage (18.) / 2:0 Ali Bilgin (29.)

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Stefulj - Bilgin (86. Gorschlüter), Haeldermans, M. Lorenz - Wehlage (80. Özbek), Boskovic, Kiskanc (72. Calik)

FC St. Pauli

Pliquett - Lechner, Morena, Palikuca, Adrion - Tornieporth, Boll, Ansorge (68. Wojcik), Mazingu-Dinzey - Luz (68. Oduro-Oponi), Shubitidze

Schiedsrichter

Michael Weiner

Zuschauer

18.089