Spielbericht: 29. Spieltag | FC Carl-Zeiss Jena -
Rot-Weiss Essen
Eine Serie musste reißen...
...doch musste es unbedingt die rot-weisse Serie
sein? Was war passiert?
Vor dem ersten Spitzenspiel für unsere Rot-Weissen
in diesem Jahr wurde kräftig gerechnet, diskutiert
und darüber philosophiert, wie oder wo man den
Aufstieg nun feiern könnte. Nach klaren Siegen
in Münster und gegen Chemnitz sollte nun auch
der erste große Gegner dieses Jahres
geschlagen werden. Die Vorzeichen standen auch nicht
schlecht. Trotz der kleinen Auswärtsschwäche
hätte das Selbstbewusstsein reichen sollen, um
auch bei den Thüringern gewinnen zu können.
Dazu spielte die scheinbar vorhandene Jenenser Heimschwäche
den Essenern in die Karten.
So war es nur selbstverständlich, dass die Essener
in der Anfangsphase dieses Spieles den Ball sicher
und durchdacht durch ihre Reihen spielten. Von einer
Anfangsphase des Abtastens war nichts
zu vernehmen. Vielmehr bemühten sich beide Teams
schnell den Führungstreffer zu erzielen, da dieser
die andere Mannschaft aufgrund der aktuellen Tabellensituation
zum offensiven Reagieren animieren und Räume
zum Kontern eröffnen würde. Die größte
Möglichkeit dazu hatte der TV-Total-gefeierte
Younga-Mouhani, als er alleine auf Torhüter Person
zulief, doch leider einmal mehr seinen Killerinstinkt
vergebens suchte. Schade, es wäre sicherlich
der wichtigste Treffer der bisherigen Saison gewesen.
Younga-Mouhani, ein Rätsel im Rot-Weissen Trikot.
So ausgefuchst, so überraschend er vergangenes
Wochenende noch drei Treffer erzielte und mit seinem
Auftritt bei Stefan Raab etwas fürs Vereinsimage
tat, so unverständlich seine Leistung an diesem
Spieltag. Nach seiner vergebenen Chance verlor er
im Mittelkreis die Contenance. Bei einem Spielstand
von 0:0 in der Fremde und nach 20 gespielten Minuten
gibt es eigentlich keinen Grund, einen Ball für
einen Freistoß, den er nicht einmal selber ausführen
würde, aus der Hand des Gegenspielers zu entreißen.
Dabei war es vom schwachen Schiedsrichter Schmidt
richtig, die Art und Weise Mouhanis zu bestrafen.
Sekunden später hätte Younga-Mouhani sogar
die gelb-rote Karte verdient gehabt, als er einen
stürmenden Jenenser erneut an der Mittellinie
foulte. Eine der wenigen guten Szenen des Schiedsrichters:
Er zückte nicht die Karte, sondern "bat"
bei Essens Trainer Neuhaus um die Auswechslung Younga-Mouhanis.
Doch kurz vor der Auswechselung die totale Ernüchterung:
Inmitten der Unordnung in der Essener Mannschaft reagierten
die Jenenser mit einem Traumangriff und erzielten
das 1:0 durch Schlitte. Erst mit dem Wiederanstoß
kam Torjäger Boskovic für Younga-Mouhani
aufs Feld. Doch auch in der Folgezeit war nichts mehr
von Selbstsicherheit im Essener Spiel zu spüren.
Die anfängliche Euphorie auf Feld und Rang war
wie weggeblasen. Nach einem zweifelhaften Pfiff des
Schiedsrichters wegen eines angeblichen Fouls von
Stefan Lorenz bekam Jena die Chance auf die vorzeitige
Entscheidung. Und wie vorhergesagt passte der Freistoß
an der Strafraumgrenze von Ziegner. 2:0, unglaublich.
Vor allem, weil die Mannschaft es nicht verstand,
sich zu finden. Natürlich musste die Hintermannschaft
nach der Verletzung von Nikol neu formiert werden,
doch darf dies kein Alibi für diese schwachen
Minuten sein. Wenigstens überstanden die Essener
die letzten Minuten bis zur Halbzeit, ohne ein 0:3
zu kassieren. Auffällig, so dürfte das Halbzeitresümee
lauten, waren Kiskanc und Bemben, die mit ihren Abwehraufgaben
total überfordert waren. Bei Kiskanc sicherlich
zu verstehen, da er ein Offensivspieler ist. Vom bundesligaerfahrenen
Bemben, der schon Qualitäten in der Abwehr bewiesen
hat, muss man mehr erwarten können.
Irgendwie schafften es die Essener Fans die 15 Minuten
Spielpause zu nutzen, um sich Mut und Hoffnung einzureden.
Doch diese Hoffnung war nur acht Minuten nach Wiederanpfiff
gänzlich verflogen. Den Abpraller von Maczkowiak,
der einen Weitschuss nicht festhalten konnte, nutzte
Sykora zum 3:0 aus spitzem Winkel. Leider verhinderte
die Werbebande die genaue Sicht auf Torwart Mazckowiak,
der allerdings schon beim Weitschuss auf die Mitarbeit
der Abwehrspieler verzichten musste. Die beiden Außenverteidiger
machten indes dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört
hatten. Sie schwammen und ließen
zahlreiche gefährliche Chancen zu. Mit solchen
Leistungen dürfte es ganz schwer werden, egal
gegen welchen Gegner es gehen wird.
Jena verstand es im weiteren Spielverlauf, das Spiel
zu kontrollieren. Sie setzten ein paar Konter und
versuchten, die Essener Spieler laufen zu lassen,
ohne selbst viel dabei tun zu müssen. Die Essener
Mannschaft dagegen wirkte gefrustet und verkrampft.
Erst kurz vor Schluss kam sie zum Ehrentreffer, als
Calik freistehend Younga-Mouhani lehrte, wie es funktioniert.
Kurios, kaum einer im Stadion überhaupt verstand,
dass es ein Tor war. Kaum ein Spieler jubelte, die
Fans im Stadion blieben ruhig und nur die Bewegungen
des Schiedsrichters verrieten: Tor.
Dann war (endlich) Schluss. Die Enttäuschung
auf der Essener Tribüne war groß, dennoch
wurde die Mannschaft freundlich verabschiedet. Nach
einer stolzen Serie ohne Niederlage und guten Leistungen
in der jüngeren Vergangenheit hatte sie diese
Reaktion verdient.
Dass sie sich mit dieser Niederlage keinen Gefallen
getan hat, dürfte klar sein. Nun folgen mit Kiel
und Osnabrück zwei weitere Hausnummern.
Der Druck wird nach einem solchen Auftritt nicht geringer.
Hoffentlich wird das Resümee in zwei Wochen nach
dem Spiel in Osnabrück nicht erneut heißen:
Osnabrück das Ende eines Aufstiegstraumes.
Doch bis dahin sind es noch einige Spiele. Schon am
Dienstag treffen Kiel und Jena aufeinander. Aus Essener
Sicht ein sehr wichtiges Spiel. Auch die Ergebnisse
auf den anderen Spielplätzen der Regionalliga
Nord an diesem Wochenende waren mildernd für
die auswärtsstrapazierte Fanseele. So konnten
Lübeck und Kiel nicht gewinnen. Bei all den Blicken
auf die Anderen muss das Motto nun lauten, aus den
Fehlern zu lernen und bloß gegen Kiel zu gewinnen.
Man wirds sehen!
(tp)
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Tore
1:0 Kevin Schlitte (25.) / 2:0 Torsten Zieger (36.)
/ 3:0 Fiete Sykora (52.) / 3:1 Serkan Calik (87.)
FC Carl-Zeiss Jena
Person - Maul, Hasse, R. Schmidt - Schlitte (72. Erfen),
Thielemann (41. Zimmermann), Kühne, Werner -
Ziegner (68. Kunze), Sykora - Hähnge
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Thorwart, S. Lorenz - Bemben, M. Lorenz,
Lorenzon, Kiskanc (65. Stefulj) - Bilgin (56. Calik),
Younga-Mouhani (27. Boskovic), Haeldermans - van Lent
Gelbe Karten
Thielemann, Schmidt (Jena) / Younga-Mouhani, Lorenzon
, Bemben, Thorwart (Essen)
Schiedsrichter
Markus Schmidt
Zuschauer
6.810
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