Spielbericht: 28. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Chemnitzer
FC
In der Ruhe liegt die Kraft
Ungefährdeter 3:0 Sieg gegen Sparringspartner
Chemnitz
Spiele gegen Abstiegskandidaten können sehr
unangenehm sein. 90 Minuten lang Existenzkampf pur,
bei dem um jeden Meter Boden gekämpft wird und
viele angeschlagene Spieler auf dem Feld zurückbleiben.
Dabei ist häufig zu beobachten, dass das Kellerkind
den vermeintlichen Favoriten in einem Kampfspiel niederringt
und verdient die Punkte mit nach Hause nimmt. Dies
kann in jeder Liga und in jeder Spielzeit geschehen.
Doch solche Mannschaften stehen nicht ohne Grund in
den Niederrungen der Liga. So kann es genauso passieren,
dass der haushohe Favorit das Spiel gegen einen total
überforderten Gegner zu jeder Zeit dominiert.
Ein solches Spiel beobachteten am gestrigen Samstag
knapp über 10.000 Zuschauer an der Hafenstrasse.
Der sympathische Ostklub aus Chemnitz
bot eine Leistung, die nicht annähernd Regionalliganiveau
hatte. Rot-Weiss Essen nahm die Gelegenheit war und
feierte am Ende den 13. Heimsieg in Folge.
Schon in den ersten Minuten war die Überlegenheit
der Essener Mannschaft offensichtlich. Chemnitz verlor
fast jeden Zweikampf, die Pässe in die Spitze
landeten weit weg vom eigentlichen Ziel und in der
Defensive wirkte das Team aus Sachsen völlig
überfordert. So rannte Mac Younga Mouhani in
der 3. Minute nach einem schönen Zuspiel frei
auf das Chemnitzer Tor zu. Doch Mouhani, der etwas
überraschend für den zuletzt starken Gorschlüter
im Aufgebot zu finden war, scheiterte mit einem schwachen
Schuss an Torwart Süßner.
Was allerdings jetzt folgen sollte, war an der Hafenstrasse
bis dato selten zu sehen. Während sich Süßner
zum Abstoß bereit machte, versteckte sich Mouhani
direkt im Rücken des Torwarts. Auf der Osttribüne,
wo die Zuschauer diese Aktion genau beobachten konnten,
stellte man sich schon die ersten Fragen: Spürt
der Torwart nicht wenigstens Mouhanis Atem?
oder Was macht denn der Mouhani da, der Torwart
ist doch nicht blöd!. Anscheinend schon,
denn als Süßner den Ball zum Abschlag auf
den Boden legte, schnappte sich Mouhani den Ball und
schob diesen locker zum 1:0 ein. Genauso verdutzt
wie der Chemnitzer Torwart schauten sich auch die
Essener Zuschauer an, die in diesem Moment nicht recht
wussten, ob sie über diese Aktion lachen oder
den ersten Treffer des Spiels bejubeln sollten.
In den nächsten 15 Minuten passierte zunächst
sehr wenig. Chemnitz weiter schwach, die Essener ließen
es nach dem Führungstreffer ruhig angehen. Michael
Bemben hatte kurz nach dem Führungstreffer noch
zwei Möglichkeiten. Die erste durch eine verunglückte
Flanke, die zweite durch einen Freistoss aus 25 Metern.
Beide verfehlten aber knapp das Tor. Für das
Foul, welches zum Freistoss führte, sah Aduma
die gelbe Karte, welche noch Folgen haben sollte.
In der 22. Minute wurde RWE wieder torgefährlicher.
Ein wunderschöner Pass vom erneut überragenden
Haeldermans erreichte Boskovic, der aus spitzem Winkel
den Ball auf das Gehäuse schoss. Doch Süßner
wehrte den Ball ab, welcher direkt den Weg zu van
Lent fand. Aries Kopfball landete bei Younga-Mouhani,
der zum 2:0 abstaubte. Zu diesem Zeitpunkt war das
Spiel schon so gut wie entschieden, kaum einer auf
dem Platz und auf den Rängen glaubte noch an
die Rückkehr der desolaten Chemnitzer Mannschaft.
Der RWE-Fan ist aber ein gebranntes Kind und weiß
aus der Hinrunde, dass auch solche Spiele noch unnötig
spannend werden können.
Doch dass diese Sorgen an diesem Tag unbegründet
waren, zeigte die erste Chemnitzer Chance
im Spiel. Nach einer Flanke kommt ein Chemnitzer Spieler
frei zum Kopfball, der aber eher an eine Rückgabe
erinnerte. Weiter spielten nur die Essener, die durch
van Lent und Boskovic noch höher hätten
führen können. Es blieb beim 2:0, beruhigt
gingen Essener Spieler und Fans in die Pause.
Die Highlights der zweiten Halbzeit sind schnell erzählt,
denn auf dem Platz tat sich herzlich wenig. Einzig
der Chemnitzer Adamu sorgte für einen Aufreger,
als er nach einem Foul an Lorenzon den Platz verlassen
musste. Dies war übrigens die zweite gelbe Karte
in einem sehr fairen Spiel, und zwar für denselben
Spieler. Bis zum Ende des Spiels erhielt kein weiterer
Spieler eine Verwarnung, von einem Kampfspiel der
Chemnitzer kann also keine Rede sein.
Auch Trainer Neuhaus bemerkte die fehlende Spannung
im Spiel und wechselte daher kräftig aus, um
wichtige Spieler für die nächsten schweren
Aufgaben in Jena und gegen Kiel zu schonen. Van Lent,
Nikol und Bilgin verließen den Platz für
Calik, Neuzugang Stefulj und Kiskanc. Chancen blieben
jetzt Mangelware, nur Michael Bemben zog aus halbrechter
Position einfach mal ab, aber Süßner vereitelte
die bis dato beste Chance.
Wo war eigentlich Chemnitz? Auch wenn die Essener
mindestens drei Gänge zurückschalteten,
war ein Angriffsspiel des FC nicht zu sehen. Überquerte
der Ball doch mal die Essener Strafraumlinie, so wurde
er gleich von der sicheren Abwehr hinausbefördert.
Für die Zuschauer entwickelte sich ein langweiliges
Spiel, welches schon längst entschieden war und
nur noch durch den Abpfiff beendet werden musste.
Den Schlusspunkt setzte erneut Younga-Mouhani, der
heute seine Chancen im Gegensatz zu seinen Kollegen
eiskalt nutzte und in der 89. Minute herrlich von
Calik bedient wurde. Mouhani brauchte nur noch auf
das leere Tor zuzulaufen, den Torwart ausspielen und
den Ball zum 3:0 einschieben. Damit bewarb sich Mouhani
eindrucksvoll um einen Stammplatz im rot-weissen Team.
Wenn man allerdings ehrlich ist, wäre alles andere
als ein Sieg gegen ein schwaches Team aus Chemnitz
eine herbe Enttäuschung gewesen. Jetzt kann das
Team von der Hafenstrasse gestärkt in die Spitzenbegegnungen
gegen Jena und Kiel gehen, die beide ihre Aufgaben
erfolgreich bewältigen konnten (Jena 3:0 in Wattenscheid,
Kiel 3:2 in Osnabrück). Die Entscheidung um den
Aufstieg wird also in den nächsten Wochen entschieden,
die Entscheidung um den Abstieg von Chemnitz scheint
hingegen bereits gefallen.
(pd)
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Tore
1:0 Mac Younga-Mouhani (03.) / 2:0 Mac Younga-Mouhani
(20.) / 3:0 Mac Younga-Mouhani (87.)
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Nikol (69.
Stefulj) - Lorenzon - Bilgin (76. Kiskanc), Younga-Mouhani,
Haeldermans - van Lent (56. Calik), Boskovic
Chemnitzer FC
Süßner - Berger, Görke, Baumann, Becker
- Kunert, Göhlert, Adamu, Devoli (69. Schumann)
- Mayer (76. Lenk), Rolleder (80. Salonen)
Gelb-rote Karten
Adamu (Chemnitz)
Schiedsrichter
Peter Gagelmann
Zuschauer
10.075
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