[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



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Spielbericht: 22. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Fortuna Düsseldorf


So wie einst Eisballerina Katharina Witt

Die lange Vorfreude auf dieses Spiel fand kurz vor Anpfiff seinen Höhepunkt. Die Tribünen, ob für Gast oder Gastgebenden, waren endlich gefüllt, die Atmosphäre im Stadion erwartungsfroh und trotz eisiger Temperaturen einladend.

Gerade diese Temperaturen sorgten noch bis kurz vor Anpfiff für riesige Spekulationen. Würde gespielt, ob Bundesliga-Referee Dr. Franz Xaver Wack nicht doch noch absagt? Obwohl die Platzkommission 24 Stunden vor dem Spiel "grünes Licht" gab, schien es beinahe so, als wenn dieses Thema mehr Menschen in seinen Bann ziehe, als im Endeffekt das Spiel selbst. Kurz vor Beginn des Spieles fielen bereits sechs Partien dem winterlichen Tiefwerten zum Opfer, zu allem Überfluss setzte in Essen abermals der Schnee ein, Erinnerungen an das Spiel gegen Erfurt wurden wach.

Doch es wurde tatsächlich gespielt. Der Blick auf die sich warm machenden Spieler beider Mannschaften verriet schon vor dem offiziellen Beginn der Derbyveranstaltung, dass die Entscheidung zu spielen, "grenzwertig" war. Jeder Ball versprang, ähnlich wie schon im Pokalfight gegen Bocholt. Sogar jeder Versuch der technisch begabten Spieler den Ball unter Kontrolle zu bringen, scheiterte meistens mit dem Verspringen des selbigen. Genau diese Unberechenbarkeit des Platzes machte die Sache noch spannender. Die ca. 16.000 Essener im Stadion waren größtenteils nicht sicher, ob es nicht doch ein Reinfall werden würde. Ein Glücksspiel lag in der Luft.

Pünktlich um 19.30 Uhr war es dann soweit. Nachdem die Düsseldorfer provokant mit "Wir würden nie zu den Toten Hosen gehen..." und "Viva Assindia" begrüßt wurden und diese ihre Pyroshow beendet hatten, pfiff Wack an. In den ersten Minuten merkte man den Spielern an, dass sie sich mit diesem Boden überhaupt nicht anfreunden würden. Selbst ein Spieler wie Younga-Mouhani stellte sich als höchste Priorität, Standfestigkeit zu erlangen, sekundär dann parallel den Ball zu beherrschen. Verließ er diese Regel, sprang dabei die erste Großchance heraus, die leider, wie auch anders, mit einem Ausrutscher endete. Doch es wurde deutlich, Rot-Weiss nahm den Kampf um dieses Spiel zuerst an.

Dabei auffällig, wie oft Neuzugang Arie van Lent, der beinahe peinlich euphorisch von den Essenern begrüßt, vielmehr bejubelt wurde, als erste Anspielstation gesucht wurde. Aufgrund seiner allseits bekannten Kopfballstärke, war es kaum verwunderlich, dass diese Anspiele meistens auf seinen Kopf funktionierten. Leider, recht verständlich nach der kurzen Eingewöhnungsphase, fanden seine Kopfballweiterleitungen nicht den richtigen Mann. Dennoch machte es Spaß zu sehen, wie ein so erfahrener Mann das Bild des Essener Angriffspiels direkt an sich riss.

Von Düsseldorfer Seite gab es aus der ersten Halbzeit kaum was zu berichten. Zwar bemühten sich die Spieler, ins Spiel zu finden, doch blieben fast alle Angriffe in der gut funktionierenden Hintermannschaft der Essener stecken. Einmal wurde es gefährlich, doch der Schuss aus der zweiten Reihe verpasste um einige Meter das Essener Tor. Für die größte Aufregung in der ersten Halbzeit, sorgten in der 37. Minute der Schiedsrichter in Co-Funktion mit Holger Wehlage sowie seinem Gegenspieler, Oliver Barth. Dieser schien Holger Wehlage aus vollem Lauf gefoult zu haben, doch der Unparteiische entschied anders und verwarnte Wehlage wegen einer angeblichen Schwalbe, wodurch Holger Wehlage das Spiel gegen Oberhausen von draußen beobachten muss, da es seine fünfte war. Eine sehr zweifelhafte Szene.

Danach beruhigten sich die Gemüter auf Platz und Tribüne, doch wenigstens waren die Essener Fans nach dieser Aktion etwas aufgetaut. Ein Rezept um etwas Wärme in diesem Kühlschrank zu transportieren, lieferte ein Pulk an Fans, der zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einer Wunderkerzenchoreographie etwas fürs Auge bot. Unverändert kamen beiden Teams nach dem Wechsel wieder.

Aggressiver und bissiger präsentierten sich die Rot-Weissen gleich in den ersten Minuten nach dem Wechsel. Die Düsseldorfer fanden scheinbar gar keine Mittel, um sich bei diesen Platzverhältnissen recht zur Wehr zu setzen. Je länger die Partie lief, desto weiter ließen sie sich in die Defensive drängen. Essens Führung lag in der Luft. In dieser Phase hatte Trainer Uwe Neuhaus das nötige Quäntchen Glück, der dem stupidem Eisschach die Wende bescherte. In der 57. Minute kam mit Calik ein kleiner, wuseliger Spieler aufs Feld. Dieser wirbelte gewohnt eifrig, verwirrte trotz rutschigem Geläuf die komplette Hintermannschaft der Düsseldorfer mehrmals.

13 Minuten nach seiner Einwechselung war es dann – der bis dahin blasse - Younga-Mouhani, der nach einer schönen Flanke von Kapitän Haeldermans zum 1:0 einköpfte. Viele Fans hätten ihn nach seiner enttäuschenden ersten Halbzeit sicherlich direkt in der Kabine gelassen. Dies war ein Befreiungsschlag oder auch der Genickbruch, je nach dem, aus welcher Sichtweise man es betrachtet. Sechs Minuten später jubelte der Großteil der rot-weiß gekleideten Fans erneut. Dieses Mal beendete der eingewechselte Calik einen Angriff, den man getrost in die Kategorie „Lehrbuchreif" einordnen kann. Erneut setzte Mac hierbei Akzente, als er sich auf der rechten Seite gegen zwei Gegenspieler durchgesetzt hatte und sicherlich auch selber hätte einschieben können. Doch mannschaftsdienlich, clever und spielerisch klüger spielte er im richtigen Moment ab. 2:0 für Essen, die Entscheidung.

Eine Fortuna, die überhaupt nicht in Essen angekommen war, gegen eine kompakte Essener Mannschaft, die vorne stark, in der Abwehr selbstsicher das Spiel zu Ende schaukeln kann - was sollte noch passieren? Nichts! Selten gab es ruhigere Derbys. Erinnert man sich an die letzte Saison zurück, so ist es schon ein wenig verwunderlich, wie weit diese Mannschaft trotz der Flut an Neuzugängen ist. Uwe Weidemann attestierte zu recht, dass "Essen verdient gewonnen hat" und Otto Rehagel war voller Lobeshymnen für den Einkauf des Jahres. Arie van Lent, sicherlich noch nicht der Torgarant, den alle in ihm sehen, war ganz sicher eine Bereicherung fürs Essener Spiel. Nicht nur seine Kopfballgefährlichkeit und die Garantie im Sturm, immer eine Anspielstation zu finden, macht ihn Gold wert, sondern die Tatsache, dass sich alle Abwehrspieler der Liga in Zukunft vor allen Dingen auf ihn konzentrieren werden.

Die Räume, die neuen Freiheiten, die ein Younga-Mouhani, Calik, Boskovic oder auch das sonstige Team haben werden, ist die Chance für Rot-Weiss. Dieser Spieltag könnte der Anfang einer guten Rückrunde gewesen sein - zumindest unterstützt dieses gewonnene Spiel die neue Euphorie an der Hafenstraße. Es gilt, ob in Oberhausen, gegen Wuppertal oder in Leverkusen diese Euphorie in positive Energie umzuwandeln. Sollte dieses gelingen und das Team sich noch weiter finden, wird es für jeden anderen Verein der Liga schwer, am Ende vor Essen zu stehen.


(tp)


Tore

1:0 Mac Younga-Mouhani (71.) / 2:0 Serkan Calik (77.)

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Bemben, Thorwart, S. Lorenz, Nikol - Lorenzon - Wehlage (84. Stoppelkamp), Younga-Mouhani, Haeldermans, Kiskanc (57. Calik) - van Lent (88. Boskovic)

Fortuna Düsseldorf

Deuß - Cakir, Eraslan (78. Pusic), Barth, Heeren - Böcker - Lambertz, Albertz, Cebe (78. Canale) - Podszus, Feinbier

Gelbe Karten

Bemben, Wehlage (Essen) / Cakir, Lambertz, Feinbier (Düsseldorf)

Schiedsrichter

Dr. Franz-Xaver Wack

Zuschauer

18.150