Spielbericht: 20. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Kickers
Emden
Hier regiert der R W E
Im ostfriesischen Emden galt es unter der Woche
nur eine Frage zu klären: Wird gespielt oder
nicht? Nachdem das Auswärtsspiel in Wattenscheid
schon Tief Thorsten zum Opfer fiel, waren die Kickers-Fans
heiß auf dieses Spiel.
Knapp 400 Emder machten sich auf den Weg ins Georg-Melches
Stadion, vorzugsweise mit Hilfe eines Sonderzuges,
und füllten den Gästeblock recht ordentlich.
Auch in Essen hoffte man auf die Ansetzung dieses
Spiels. Es galt, eine Serie weiter auszubauen.
Dank der guten Leistungen gegen Bremen und Erfurt
wurde erstmals seit dem Heimspiel gegen VfL Osnabrück
die 10.000er Zuschauermarke durchbrochen. Unverändert,
weil gegen Erfurt einfach überragend, die Startformation
der Rot-Weissen. Begleitet durch ein sehenswertes
Intro der Fans - 50 Jahre Deutscher Meister
- liefen die Mannschaften und das Schiedsrichtergespann
auf das Spielfeld und wurden von den 11.000 Zuschauern
euphorisch begrüßt.
Nach gerade mal 23 Minuten wurde die Erfolgself vom
Erfurt-Spiel auseinander gerissen. Ronny Nikol musste
verletzt das Spielfeld verlassen und wurde durch Baris
Özbek ersetzt. Bis dahin war nahezu nichts auf
dem Rasen passiert. Die Emder Abwehrspieler hatten
das Stürmerduo Boskovic und Calik sehr gut im
Griff. Die Gästemannschaft konzentrierte sich
allerdings vornehmlich aufs Verteidigen. Einzig Gefahr
drohte durch die guten Konter der Gäste. So musste
André Maczkowiak eine erstligareife Parade
hinlegen, um einen Ball zu klären. Ansonsten
blieben die wenigen Emder Angriffe eher harmlos. Die
Essener Vorstöße wurden vornehmlich über
die rechte Seite eingeleitet. Die beste Möglichkeit
besaß Holger Wehlage, der sich gegen zwei Gegenspieler
gut durchsetzte, dann aber am Emder Schlussmann Hoffmeister
scheiterte. Allerdings waren Torszenen auch auf Essener
Seite in der ersten Halbzeit kaum vorhanden.
In der Pause wechselte Uwe Neuhaus Younga-Mouhani
für Gorschlüter ein, welcher nicht an seine
Leistung vom Spiel gegen Erfurt anknüpfen konnte.
Diese Auswechselung bedeutete eine noch offensivere
Ausrichtung. In der 55. Minute zahlte sich dieses
Risiko aus: Lorenzon flankte auf Boskovic und dieser
legte in Jan-Koller-Manier ab auf Wehlage, der abgeklärt
mit dem Außenrist abschloss. Kaum war der Jubel
über diesen wichtigen Treffer verflogen, durften
die Essener Fans erneut feiern. Der überragende
Stijn Haeldermans passte auf Younga-Mouhani und dieser
bekam gleich zweimal die Gelegenheit abzuschließen.
Den ersten Ball parierte Hoffmeister klasse, doch
der Nachschuss von der Grundlinie erreichte sein Ziel.
Diesmal musste sich Daniel Rott mit der Vorstellung
des Torschützen beeilen, denn die Essener spielten
sich in einen wahren Spiel- und Torrausch. Erst scheiterte
Serkan Calik am Emder Torwart, dann nutzte Boskovic
den Abpraller zum 3:0. Nicht nur die Fans waren völlig
aus dem Häuschen. Auch die Mannschaft feierte
die am Tor beteiligten Spieler ausgiebig. Die Entscheidung
dieses Spiels bedeutete auch das Ende der Essener
Angriffsserie. In der Folgezeit bestach vor allen
Dingen die Gästemannschaft durch ihre robuste
Zweikampfgestaltung. In dieser Phase interpretierte
Referee Günter Perl, immerhin Bundesligaschiedsrichter,
einige Fouls zweifelhaft. Diese Saison waren schon
wesentlich bessere Unparteiische an der Hafenstraße
zu Gast.
Ebenfalls zweifelhaft das unfaire Verhalten der Emder,
nachdem Younga-Mouhani den Ball ins Aus spielte, um
die Behandlung eines verletzten Spielers zu ermöglichen.
Anstatt den Ball zurückzuspielen, versuchten
sie aus dieser Situation Kapital zu schlagen. Die
Essener verpassten es, trotz der 3:0 Führung
im Rücken, für Ruhe zu sorgen. Einige Abspielfehler
im Essener Aufbauspiel verschafften den Emdern nun
wieder Torchancen. In der 78. Minute ließ Florian
Thorwart seinen Gegenspieler Cannizzaro ziehen und
dieser schaffte es, aus spitzem Winkel den Ball ins
Tor zu dreschen. Allerdings wurde dieser Treffer schon
zwölf Minuten später unter lautem Beifall
von den Rängen zu einem Ehrentreffer
degradiert, denn die Essener spielten die letzten
Minuten souverän zu Ende. Somit konnte die Siegesserie
ausgebaut werden - mit neun Siegen in zehn Spielen
ist RWE die stärkste Heimelf der Liga. Nur der
VfB Lübeck konnte an der Hafenstraße glücklich
gewinnen.
Ein Unentschieden Lübecks in Wattenscheid sowie
die Jenaer Heimniederlage runden diesen Spieltag ab.
Mit breiter Brust und in vorweihnachtlicher, mittlerweile
doch sehr stark versöhnlicher Stimmung geht es
nun in den hohen Norden. Vielleicht holen unsere Rot-Weissen
in Lübeck nun den ersten Titel - die Herbstmeisterschaft.
(tp)
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Tore
1:0 Holger Wehlage (55.) / 2:0 Younga-Mouhani (59.)
/ 60. Danko Boskovic (60.) / 3:1 Massimo Cannizzaro
(78.)
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Thorwart, S. Lorenz, Nikol (22. Özbek)
- Lorenzon - Bemben, Wehlage, Gorschlüter (46.
Younga-Mouhani), Haeldermans - Boskovic, Calik (69.
Stoppelkamp)
Kickers Emden
Hoffmeister - Gundelach, Neunaber, Spahic, Siedschlag
- Wilking, Nägelein, Glöden, Cannizzaro
- Grgic, van Buskirk (64. Unger)
Gelbe Karten
Boskovic (Essen) / Grgic (Emden)
Schiedsrichter
Günther Perl
Zuschauer
11.000
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