Spielbericht: 19. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Rot-Weiß
Erfurt
Neuhaus: Haben stürmisches Spiel gesehen
Stürmische Zeiten erlebt man zurzeit an der
Hafenstraße und dies im wahrsten Sinne
des Wortes. Wer hätte nach den Vorstellungen
der letzten Wochen gedacht, dass die Mannschaft uns
so ein Festival präsentieren würde? Die
Bilanz des heutigen Abends: Minustemperaturen, Schneefall,
Sturm, drei verschiedene Bälle, fünf Essener
Tore und eine ganze Menge guter Laune.
Bisher gab es zwei Pflichtspielduelle zwischen Rot-Weiss
Essen und Rot-Weiß Erfurt. Beide fanden in der
Vorsaison in der 2. Bundesliga statt und beide endeten
Remis (0:0 und 1:1). Diesmal zeigte die Essener Mannschaft
von Beginn an, dass diese Miniserie nicht fortgesetzt
werden soll und legte los wie die Feuerwehr.
Anstoß zur ersten Hälfte für Rot-Weiß
Erfurt, welcher direkt von einem unserer Rot-Weissen
abgefangen wird. Ronny Nikol bekam den Ball, legte
am 16er mustergültig auf Danko Boskovic ab und
schon stand es 1:0 für die Hausherren. Gespielt
waren da gerade einmal 54 Sekunden.
Doch zunächst zeigte sich Erfurt nicht geschockt
und versuchte postwendend den Ausgleich zu erzielen,
was auch beinahe gelang. Direkt nach der Essener Führung
brachte Pavel David die Essener Abwehr gehörig
ins Schwitzen, als er frei vor Maczkowiak auftauchte,
jedoch am Keeper scheiterte. Und auch bei der nachfolgenden
Ecke sah die Essener Hintermannschaft alles andere
als sattelfest aus, doch mit vereinten Kräften
gelang es, die Situation zu entschärfen. Diese
Chance sollte und ich nehme es mal vorweg
die einzige nennenswerte Chance der Thüringer
sein.
Anders Rot-Weiss. Bei diesen Platzverhältnissen
und dem dazugehörigen Sturm, der die Bälle
oft unkontrollierbar werden ließ, wollte sich
die Truppe von Uwe Neuhaus auf dem knappen 1:0 nicht
ausruhen und tat alles, um die Führung möglichst
rasch auszubauen. So hatten Danko Boskovic (frei aus
fünf Metern) und Stefan Lorenz (per Kopf) nach
acht Minuten die Möglichkeit, weitere Tore zu
erzielen.
Ein wenig mehr Farbe in diese ohnehin schon turbulente
Anfangsphase, wurde dann ab der 25. Minute ins Spiel
gebracht. Da der grüne Rasen durch den anhaltenden
Schneefall immer mehr zu einem hellgrün wurde,
wechselte man von einem weißen auf einen gelb/blauen
Ball.
Doch auch mit dem neuen Spielgerät kam unsere
Mannschaft gut zurecht. Als sich das Spiel anfing
zu beruhigen, schlug Essen das zweite Mal zu. Nach
einem kapitalen Bock in der Erfurter Hintermannschaft
schnappte sich Serkan Calik in der 31. Spielminute
das Leder und hatte keine Mühe, seinen ersten
Saisontreffer zu markieren.
Der Torjubel war kaum abgeebbt, da ging die Party
an der Hafenstraße direkt weiter. Danko Boskovic
schlug vier Minuten nach dem 2:0 eine lehrbuchhafte
Flanke auf Holger Wehlage, der gegen die Laufrichtung
des Keepers per Kopf einnetzte. Damit sollte auch
der größte Pessimist langsam vom ersten
Sieg über Rot-Weiß Erfurt überzeugt
gewesen sein.
Doch auch das sollte noch nicht alles sein. Essen
wollte mehr - viel mehr. In der 39. Spielminute versuchte
Erfurt auf Abseits zu spielen, was aber gründlich
in die Hose ging. Die Konsequenz: Boskovic und Haeldermans
waren durch. Boskovic stürmte in Ballbesitz auf
das gegnerische Tor zu. In Höhe des Elfmeterpunktes
rechnete Erfurts Keeper Orlishausen mit einem Querpass
auf Haeldermans, doch Boskovic blieb eigensinnig
und hatte somit keine Probleme, am überraschten
Erfurter Torhüter vorbeizulaufen und den Ball
ins leere Tor zu schieben.
Neben den bis dahin vier Treffern kam es dann erneut
zu einer Abwechslung im Spiel. Der Platz änderte
seine Farbe nun von hellgrün auf weiß und
der Ball von blau/gelb auf rot. Doch auch mit dieser
Farbkombination kam Essen bestens zurecht.
So war es dann erneut Danko Boskovic, der in der 79.
Spielminute den 5:0-Endstand herstellte, nachdem Essen
noch zahlreiche Möglichkeiten besaß, etwas
für das Torverhältnis zu tun.
Heute haben wir endlich den RWE gesehen, den wir schon
die ganze Zeit sehen wollten. Kämpferisch stark,
läuferisch stark, spielerisch stark und von einem
unbändigen Torhunger getrieben. Essen war den
Gästen über die komplette Distanz weit überlegen
und ließ - bis auf die Chance aus der dritten
Minute - keine Möglichkeit zu. Des weiteren fiel
sehr positiv auf, dass die Tore dieses Mal keine Zufallsprodukte
oder Standards, sondern spielerisch erarbeitete Treffer
waren. So kann es nicht nur weiter gehen, so muss
es einfach weitergehen.
Einzig die Verwertung der Möglichkeiten - auch
wenn wir fünf Tore gesehen haben - ließ
ein wenig zu wünschen übrig: Die Chancenauswertung
muss man heute kritisieren, auch wenn ich natürlich
nicht das Haar in der Suppe suchen will, analysierte
Essens Trainer Uwe Neuhaus, der morgen seinen 46.
Geburtstag feiern wird, nach der Partie.
Komplimente gab es auch vom Gäste-Trainer Pavel
Dotchev: Wir haben heute nur eine Mannschaft
auf dem Platz gesehen und das war Rot-Weiss Essen.
Der Sieg war, auch in der Höhe, absolut verdient.
Ich wünsche Rot-Weiss den Aufstieg in die zweite
Bundesliga, denn dieser Verein gehört einfach
in den bezahlten Fußball. Wie Recht er
doch hat...
(sp)
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Tore
1:0 Danko Boskovic (01.) / 2:0 Serkan Calik (31.)
/ 3:0 Holger Wehlage (34.) / 4:0 Danko Boskovic (39.)
/ 5:0 Danko Boskovic (79.)
Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Thorwart, S. Lorenz, Nikol - Lorenzon
- Bemben (70. Özbek), Wehlage, Haeldermans, Gorschlüter
(82. Stoppelkamp)- Boskovic, Calik (73. M. Lorenz)
Rot-Weiß Erfurt
Orlishausen - Nowak, Bertram, Holst, Six - Brunnemann
(18. Scherer), Schnetzler, Pätz, Kühne -
Hebestreit, David
Gelbe Karten
Gorschlüter (Essen) / Nowak, Holst (Erfurt)
Schiedsrichter
Thomas Frank
Zuschauer
9.229
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