Spielbericht: 18. Spieltag | SV Werder Bremen II - Rot-Weiss Essen



Ein großer Schritt in die richtige Richtung

Die Voraussetzungen hätten schlechter nicht sein können. Die Temperatur bewegte sich knapp über dem Nullpunkt und das Wetter wechselte fast minütlich zwischen Nieselregen und kaltfeuchter Luft. Daher fand sich am frühen Sonntagmorgen nur eine Handvoll Essener am Hauptbahnhof, um zu den Amateuren der befreundeten Bremer zu fahren. Auch die Gesamtzahl an RWE-Fans an der Weser belief sich lediglich auf etwa 350.

Das Spiel passte sich den äußeren Gegebenheiten an: Die erste Halbzeit hätte man gar nicht anpfeifen müssen. Die Bremer beschränkten sich auf Spielzerstörung und die Kreativabteilung von RWE fand keine Mittel, die dicht gestaffelte Abwehr zu überwinden. Die meisten Fans rechneten nach diesem müden Kick in Durchgang Eins wohl kaum noch mit einem Tor.

Im zweiten Spielabschnitt änderte sich das Bild jedoch schlagartig. Die Fans auf den Rängen bekräftigten die gegenseitige Freundschaft mit Treueschwüren auf großen Transparenten und auch die Mannschaft startete fulminant. Der zuletzt schwach agierende Ronny Nikol erkämpfte sich in der Nähe des Bremer Strafraums den Ball und schlug eine Flanke in den Sechzehn-Meterraum. Der Ball schien schon verloren, als Holger Wehlage ihn aus spitzem Winkel in das 20 Meter entfernte Tor hämmerte. Ausgerechnet Wehlage, der in den letzten Wochen zu den heftigst kritisierten Spielern gehörte.

Nach dem Treffer flachte die Partie doch kurzzeitig wieder ab und es blieb dabei, dass sich die Mannschaften im Mittelfeld neutralisierten. Die Schlussphase gehörte dann aber eindeutig den Rot-Weissen. Der überragende Holger Wehlage markierte den Zwischenstand von 2:0. Er grätschte in ein flaches Zuspiel von der linken Seite.

Jetzt schafften die Gäste es endlich, das Spiel weiter zu dominieren. Nur drei Minuten später konnte Stijn Haeldermans das Ergebnis noch ausbauen. Er sah, dass die Schussbahn zum Bremer Tor frei wurde und traf aus 18 Metern zum 3:0 Endstand.

Nach dem Spiel feierten die Fans die Mannschaft und der tat es sichtlich gut, dieses Lob zu erhalten, da sie seit langer Zeit nur mit Pfiffen bedacht worden war. Der Dank an die Mitreisenden fiel dadurch sehr herzlich aus, da das Team sich überreden ließ, mit den Fans zu feiern. Beim abschließenden Abklatschen hörte man von vielen Spielern einen Dank, dass man die weite Fahrt auf sich genommen hatte. Die Spieler hatten sogar sichtlich Spaß bei dem von den Fans geforderten Tanz ("Hüpft, Essen, hüpft!").

Uwe Neuhaus hat einen großen Schritt getan, um sein selbst aufgestelltes Ziel zu erreichen. Zwei von drei Spielen sind nun gewonnen und der Abstand auf die Aufstiegsplätze wurde auf zwei Punkte verringert. Man muss gestehen, dass es sicherlich keine spielerische Glanzleistung über 90 Minuten gegeben hat, was auch mit dem tiefen Grund auf dem Nebenplatz des Weserstadions zu erklären ist.

Die Mannschaft hat den Kampf jedoch zu jeder Zeit angenommen. Der Sieg fiel um ein Tor zu hoch aus, war im Endeffekt trotzdem verdient. Rot-Weiss Essen zeigte Charakter und es bleibt zu hoffen, dass auch an der Hafenstrasse solche Leistungen vom Publikum honoriert werden. Diese Mannschaft hat es verdient!

Leider überschattete diesen Sieg die Meldung vom Kreuzbandriss Alexander Löbes, der schon mit schmerzstillenden Mitteln in das Spiel gegangen war. Ärgerlich vor allem, da er sich zu letzt als regelrechte Säule des Teams etabliert hatte. Nachdem der Saisonbeginn für ihn - ebenfalls wegen einer Verletzung - unglücklich verlaufen war, trug er in Bremen sogar die Kapitänsbinde.

Laut Vereinsseite rechnet man mit einer Pause von sechs Monaten. Wir von jawattdenn.de wünschen unserem Stürmer alles Gute und vor allem eine schnelle Genesung, damit er bald wieder für RWE auf Punkte- und Torejagd gehen kann. Vielleicht zeigt die Mannschaft für Alex eine Trotzreaktion.



(hs)

Tore

0:1 Wehlage (49.) / 0:2 Wehlage (84.) / 0:3 Haeldermans (87.)

SV Werder Bremen II

Jensen – Polenz, Stallbaum, Mohr, Venekamp – Rockenbach da Silva (80. Brückner), Peitz, Banecki, Artmann (58. Pekrul), Schachten (58. Bischoff) – Stier

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak – Bemben, Thorwart, St. Lorenz, Nikol – Lorenzon, Wehlage (85. Özbeck), Haeldermans, Younga-Mouhani (66. Gorschlüter) – Boskovic (46. Calik), Löbe

Gelbe Karten

Peitz, Polenz, Banecki (Bremen II) / Younga-Mouhani (Essen)

Schiedsrichter

Tino Wenkel

Zuschauer

750