Spielbericht: 17. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Hamburger
SV II
Einen Pflichtsieg gegen Hamburgs zweite
Garde
konnte Rot-Weiss Essen heute feiern. Nach
dem siebten Heimsieg in Folge musste sich die Mannschaft
einem gellenden Pfeifkonzert stellen. Gerade Michael
Bemben konnte man ansehen, dass er mit den Reaktionen
auf den Rängen nicht einverstanden war, doch
sind die am Schluss tobenden Ränge mit der turbulenten
Schlussphase zu erklären.
Die Bundesliga hat am Wochenende Länderspielpause
und daher haben die Zweitvertretungen die Möglichkeit
auf Spieler aus dem Profikader zurückzugreifen
und davon hat natürlich auch der HSV II gebrauch
gemacht. So traten hier, der aus der Aufstiegssaison
noch wohlbekannte, Sascha Kirschstein sowie Rene Klingbeil
und Mustafa Kocukovic, die beide in dieser Saison
schon Einsatzzeiten in der Bundesliga erhielten, für
die Hamburger an. Besonders positiv zu vermelden war
dagegen das Fanaufkommen des Nordvereins. Die Amateurteams
aus Köln und Leverkusen konnten bekanntlich nicht
einen Zuschauer aus den eigenen Reihen im Gästeblock
platzieren, der HSV aber brachte eine Hand voll Schlachtenbummler
mit ins Georg Melches Stadion und ließ den Block
nicht ganz so trostlos wirken, wie zuletzt.
Es deutete sich schon in der regionalen Presse an,
dass es eine Überraschung in der Mannschaftsaufstellung
geben würde und so kam es auch. Beinahe wie von
den Fans gefordert, präsentierte Uwe Neuhaus
eine sehr offensiv ausgerichtete Mannschaft. Vor Torwart
Langerbein spielte eine Dreier-Abwehrkette, die aus
Thorwart, Lorenzon und Stefan Lorenz bestand. Im Mittelfeld
musste Wehlage weichen und Bemben legte seine rechte
Position nun deutlich offensiver aus und Kiskanc fiel
verletzungsbedingt aus, was Ronny Nikol zu einem Einsatz
im linken Mittelfeld verhalf. Die Mittelfeldzentrale
wurde gleich dreifach besetzt, mit Michael Lorenz
defensiv, Haeldermans zentral und Younga-Mouhani als
hängende Spitze. Boskovic und Löbe liefen
erstmals von Anfang an nebeneinander im Sturm auf.
Schlechter als beim Auswärtsspiel in St. Pauli
konnte das Team nicht mehr auftreten und das tat es
auch nicht. Man hatte gerade in den ersten Minuten
das Gefühl, dass die Spieler den Fans zeigen
wollten, dass an der Hafenstrasse auch Spitzenfußball
gespielt werden kann. Da wurde Pressing gespielt,
der ballführende Gegner gedoppelt und ein sicheres
Kurzpassspiel gezeigt. Doch dieses Tempo konnte die
Mannschaft nicht lange gehen, sich aber trotzdem große
Chancen herausspielen. So hatten die Fans schon nach
kurzer Zeit den Torschrei auf den Lippen, als der
zuletzt enttäuschende Nikol ein hohes Zuspiel
mustergültig Volley verwandeln wollte. Der Ball
flog knapp am Tor vorbei.
Weitere kleine Chancen wurden erarbeitet und nach
einer Viertelstunde war es dann soweit; Freistoss
am gegnerischen Strafraum und das Publikum forderte
Michael Bemben, welcher sich nicht lange bitten ließ.
Er visierte die lange Ecke an und spielte den Ball
halbhoch an der Mauer vorbei ins Tor. Er profitierte
sicherlich vom Stellungsfehler Kirschsteins, das war
ihm und den Anhängern aber egal.
Im folgenden Verlauf wurde weiterhin ansehnlich gespielt,
nur der zwingende Angriff blieb aus. Nach der Pause
kamen die Rot-Weissen deutlich schwächer aus
der Kabine, dominierten jedoch weiterhin das Spielgeschehen.
Das zweite Tor war dann auch ein echter Leckerbissen.
Haeldermans bewies nach einem Sololauf im Mittelfeld
eine gute Spielübersicht und zeigte seine brillante
Technik. Er verwirrte den vor ihm stehenden Verteidiger
mit einem Übersteiger und spielte ab auf Alexander
Löbe, der nun freie Bahn auf das Tor von Sascha
Kirschstein hatte. Nun zeigte er warum er einer der
Toptorschützen der Regionalliga ist und hämmerte
den Ball zum 2:0 in die Maschen.
Nun erfolgte Ergebnisverwaltung, da man selbst nicht
mehr aktiv wurde, den Gegner aber auch nicht mehr
zu Chancen kommen ließ, bis zur 81. Spielminute.
Aus der Spielsituation heraus wurde der Ball in Richtung
Strafraum von Torwart Langerbein gespielt und was
dann passierte sah vom Rang unglaublich aus. Kein
Mensch wird sich von Fehlern frei sprechen können
und deswegen hätte man es Torwart Langerbein
verzeihen können wenn er am Ball vorbeigetreten
hätte, gerade wenn man bedenkt das er durch viele
Paraden das Ergebnis festgehalten hatte. Es wird aber
wohl ewig sein Geheimnis bleiben, weswegen er an diesem
Abend am Ball vorbeilief. Mustafa Kocukovic schaltete
am schnellsten und schob den Ball in das verwaiste
Tor.
Diese unglückliche Aktion schien die Mannschaft
zu verunsichern, da nun die Hamburger eine starke
Schlussoffensive starteten. Die heimischen Fans taten
ihr übriges, als sie, von der Überraschung
erholt, ein gellendes Pfeifkonzert auf die Mannschaft
niederprasseln ließ. Auch die mittlerweile üblichen
Neuhaus raus Rufe erschallten, doch um
einiges heftiger als zuvor.
Man konnte förmlich die Zentnerlasten von den
Fanherzen fallen hören, als Schiedsrichter Weiner
abpfiff. Es bestand sogar Grund für gedämpfte
Freude, da man zwei Punkte auf die Kieler, die ihrerseits
unentschieden spielten, gutmachen konnte.
Insgesamt betrachtet war der Sieg verdient, doch wurde
wieder einmal gezeigt, warum sich die Essener gegen
die Großen der Liga bisher so schwer
taten. Die Abwehr wirkte oftmals in eigentlich ungefährlichen
Situationen sehr undiszipliniert und machte das Spiel
damit spannender als es nötig gewesen wäre.
Auch das Umschalten zwischen Abwehr und Angriff fiel
gerade zum Schluss viel zu behäbig aus. Das muss
dringend verbessert werden, denn nächste Woche
trifft RWE auf die befreundeten Bremer. Diese haben
gegen Wattenscheid nun schon das zweite Spiel in Folge
gewonnen (vorher 5:1 gegen Osnabrück) und werden
mit breiter Brust gegen die Essener auflaufen.
(hs)
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Tore
1:0 Bemben (16.) / 2:0 Löbe (64.) / 2:1 Kocukovic
(81.
Rot-Weiss Essen
Langerbein Thorwart, Lorenzon, Stefan Lorenz
Nikol, Michael Lorenz, Haeldermans, Younga-Mouhani
(89. Ristau), Bemben Löbe, Boskovic (86.
Oezbeck)
Hamburger SV II
Kirschstein, Lauser (72. Adewummi), V. Schmidt, Klingbeil,
Ziebig, Karl, Fillinger, Takyi, Laas, Kocukovic (81.
Proschwitz), MacDonald
Gelbe Karten
Klingbeil (HSV II) / Lorenzon, M. Lorenz (Essen)
Schiedsrichter
Michael Weiner
Zuschauer
9.023
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