[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



Tabelle

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Essen
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Oggersheim
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Elversberg
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4
Verl
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5
Lotte
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Dortmund II
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Köln II
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Leverk. II

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Lautern II
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Letztes Spiel


09.08.08 - 1:3 (1:1)


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15.08.08 - 18:30 Uhr
PGW Arena Lotte


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Spielbericht: 16. Spieltag | FC St. Pauli - Rot-Weiss Essen


Ein Zug nach Nirgendwo

Wie viel Geduld muss ein Fan haben, so darf man nach einem der schlechtesten Spiele unserer Rot-Weissen seit langem fragen. Eine Antwort darauf gibt es nicht, nicht hier und auch sonst nirgendwo.

Mit 0:3 verliert RWE bei dem Gipfeltreffen in Hamburg. Zum Spiel kann und will eigentlich nicht viel berichtet werden, aus mehreren Gründen. Einmal sah der Gästefan in diesem maroden Stadion kaum etwas, wenngleich die Gegentore allesamt auf seiner Tribünenseite fielen, zum Anderen die Tatsache, dass der Frust enorm groß ist, lässt den Spielbericht eher mühsam und kurz ausfallen, denn alles andere verbietet die versprochene Objektivität bei Berichten vom Spielgeschehen.

Doch etwas frührer angefangen. Um ca. 4.30 Uhr trafen sich bereits die ersten Fans am Essener Hauptbahnhof, um die Reise nach St. Pauli anzutreten. Eigentlich waren es nicht die ersten, befanden sich schon einige am Freitag auf dem Weg nach Hamburg um das „Tor zur Welt“ zu erkunden. In Gesprächen im Zug und an den Bahnhöfen, die wohl demnächst die Öffnungszeiten amerikanischer Fast-Food-Läden um den frühen Samstagmorgen reduzieren werden, gab es nur ein Thema: Wie würde die Mannschaft in St. Pauli auftreten?

Eines war allen klar. St. Pauli wird versuchen zu gewinnen. Mit einem Spiel weniger, hatten sie bis dato einen Punkt weniger als RWE erwirtschaften können. Somit war den Fans der Essener klar, dass sie nicht auf eine Abwehrmauer treffen würden, wie noch in den Spielen in Wattenscheid oder gegen Köln, sondern dass wohl ein offensiv eingestellter Gegner zu erwarten ist. Scheinbar einzig unbekannt war die Spielstärke der Hansestädter, die gegen Jena zu Hause verloren, dann aber Bochum mit einem 4:0 im Pokal nach Hause schickten.

Nach mehr als einem Jahr hieß es dann wieder „Stadionsuchen“ inmitten von St. Pauli. Das Stadion, von vielen als eines der „britischsten“ in Deutschland angesehen, kann man als solches nur bedingt bezeichnen. Der Auswärtsblock ist hinter dem Tor, was eine gute Probe für die Fans, die das Experiment Ost-Tribüne an der Hafenstraße unterstützen werden, sein konnte. Die Sicht, wie schon angeschnitten ist miserabel und Holzbänke auf der Haupttribüne gibt es eben nicht nur, wie so oft behauptet, in Essen. Doch immerhin hat dieses Stadion mit 20.000 Plätzen, etwas traditionelles, etwas was zu diesem „Kult-Club“ passt, anders als z.B. in unserer Landeshauptstadt. Zu kritisieren bleibt dennoch, dass für die gut 2.000 Ticketbesitzer aus dem Vorverkauf, nur ein Ordner zur Verfügung stand, der dann alle Besucher gründlichst untersuchte.

Genial, äußerst spektakulär und vielleicht einmalig in Deutschland, die Geste kurz vor Spielbeginn, als der Stadionsprecher nicht nur die Gästehymne anpries und den Lebenslauf von Ihrer Sängerin Siw Malmkvist preisgab, sondern diese auch abspielte. Wenn schon kein „Nur der RWE“ nach dem „Schreck vom Niederrhein“ durchs Stadion schallt, erreicht der Zuschauer spätestens durch diese eine Gänsehaut. Auch ansonsten wurden die „Helden“ vom Köln-Spiel freundlich begrüßt und großzügig durch weitere Fangesänge motiviert.

Pünktlich um 14 Uhr pfiff Dr. Wack das Spiel vor ca. 19.000 Zuschauer an. Nach einer fünfminütigen Vorstellung aller Geburtstagskinder und unzähliger Rocksongs war es endlich soweit. Das Resümee nach 45 Minuten: Eigentlich hätte er die erste Halbzeit gar nicht anpfeifen brauchen, so schwach, so unsicher agierten beide Aufstiegskandidaten. Die 40 Zuschauer aus Dänemark, die auf St. Pauli-Seite begrüßt wurden, hatten sicherlich mehr als nur jeweils eine Torchance auf beiden Seiten erwartet. Erwähnenswert ist nur die gelbe Karte gegen Alexander Löbe, als er nach einem guten Angriff der Essener den Torhüter anstelle des Balles mit gestrecktem Fuß traf. Im Anschluss dieser Szene versuchten die Spieler von FC St. Pauli alles, um Löbe noch vor der Pause zur roten Karte zu provozieren. Doch der gute Schiedsrichter machte alles richtig, so dass es mit elf Spielern in die Pause ging.

Kurios allerdings ist nicht nur die Tatsache, dass die Spieler von St. Pauli mehrere Minuten auf das Schiedsrichtergespann und die Mannschaft von RWE warten mussten, sondern auch der Auftakt der Heimmannschaft. Gerade mal eine Minute war gespielt, als Mazingu-Dinzey einen guten Angriff mit dem 1:0 beendete. Mehrere Fehler waren der Grund für diesen Rückschlag. Erst schlief Außenverteidiger Nikol, der abermals nicht richtig in den Zweikampf ging und somit die Flanke nicht verhindern konnte - dann die Innenverteidigung, die Mazingu-Dinzey allein zum Schuss aus fünf Metern kommen ließ.

Im Nachhinein kann der durch eine weitere Niederlage schlauer gewordene Fan von RWE nicht mehr von einem Rückschlag, sondern vielmehr von einem Genickbruch reden. Nicht nur dass die Essener im Anschluss daran die Verunsicherung nicht mehr ablegen konnten, der Gastgeber spielte nun auch noch befreit und selbstsicher auf. Technisch sicherlich nicht überlegen nutzten sie nun aber das Übergewicht im Zweikampfverhalten und die Schwächen bei RWE vor allen Dingen auf der linken Verteidigerseite.

10 Minuten nach dem Führungstreffer gelang ihnen schließlich auch die Entscheidung in diesem Spiel. Fabian Boll gelang per Flugkopfball dieser Treffer, der einfach alles aufdeckte, was nicht stimmte. Erst passt Haeldermans äußerst leichtsinnig den vorher gewonnen Ball in die Füße eines gegnerischen Spielers, dann entscheiden sich die Stürmer von St. Pauli richtigerweise für einen Angriff über die Nikol-Seite und nachdem dieser mit einer Leichtigkeit überspielt wurde, die seine gestrige Leistung krönte und bestätigte, schafften es die Innenverteidiger mit freundlicher Unterstützung von Dirk Langerbein nicht, den Ball aus dem Fünfmeterraum zu entfernen, bevor Boll an diesem gelangte.

Die bis dahin mit Schlachtrufen unterstützenden RWE-Fans stellten augenblicklich das Supporten der Mannschaft ein. Nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens und des Schockes, schallte es „Neuhaus raus!“ durchs Stadion. Gerade die Tatsache, dass diese Rufe nicht direkt im Anschluss des Treffers fielen, sondern in einer Situation, als Bemben einen unnötigen Rückpass auf Langerbein spielte, welcher den Ball dann ins Aus schoss, zeigt, dass es nicht nur eine Trotzreaktion auf die beiden Treffer war. Vielmehr war es der gesamte Frust, über Spieltage, an denen RWE einfach nicht überzeugen konnte, die gesamte Enttäuschung darüber, dass der Einsatz der Fans trotz einer schwierigen Situation mit den Faktoren „Abstieg und Blocktrennung“ mit einem derartigen Auftreten nicht honoriert wurde und das immer mehr zur Gewissheit werdende Gefühl, dass auf dem Platz keine Mannschaft, sondern viele Einzelspieler stehen.

Denn wer nach 56 Minuten in einem Spitzenspiel mit 0:2 zurückliegt, der sollte mit einer Spitzenmannschaft noch ins Spiel zurückfinden. Leider so nicht an diesem Tag. Wie schon gegen Kiel und Lübeck waren die Essener in vielen Situationen überfordert. Außerdem kamen auch keine Impulse von Außen. Uwe Neuhaus wechselte einen schwachen Holger Wehlage aus, der allerdings um einiges besser spielte, als manch ein anderer auf dem Platz. Außerdem wurde er durch Stoppelkamp ersetzt, welcher nicht ein Appell an die Mannschaft darstellt, alles versuchen zu wollen. Bleibt zu Fragen, warum nicht Calik oder Boskovic eingewechselt wurden, die gegen Wattenscheid einen großen Anteil am Punktgewinn hatten und auch der Offensive vielleicht mehr Impulse hätten geben können. Dies ist nun rein spekulativ. Tatsache ist, dass in der 90. Minute das 0:3 nach einem sehr schnell vorgetragenem Konter fiel. Drei Minuten zuvor brachte Uwe Neuhaus mit Boskovic einen Stürmer und setzte somit viel zu Spät alles auf eine Karte.

Zum Glück war nach diesem 0:3 Schluss. Viele der 2.600 mitgereisten Essener Zuschauer hatten bereits das Stadion verlassen. Andere standen versteinert dar und fraßen den Frust in sich hinein. Die meisten allerdings verabschiedeten die Mannschaft, die nahezu geschlossen an die Tribüne kam und einen flüchtenden Trainer Neuhaus mit Gesängen wie „Neuhaus raus!“ oder „Wir haben die Schnauze voll!“. Lobenswert, dass sich einige Spieler nach diesem Grottenspiel der Fanmasse stellten. Allerdings hätte man einen solchen Einsatz für die Fans besser vorher auf dem Platz gesehen.


(tp)


Tore

1:0 Michel Mazingu (46.) / 2:0 Fabian Boll (57.) / 3:0 Felix Luz (89.)

FC St. Pauli

Hollerieth - Lechner, Morena, Gunesch, Joy - Boll (83. Palikuca), Schultz, H. Brückner - Arifi (89. Sulentic), Mazingu-Dinzey (72. Shubitidse) - Luz

Rot-Weiss Essen

Langerbein - Bemben, Ristau (84. Boskovic), S. Lorenz, Nikol - Wehlage (58. Stoppelkamp), M. Lorenz, Haeldermans, Kiskanc - Löbe, Younga-Mouhani

Gelbe Karten

Joy, Morena (FC St. Pauli) / Löbe, Langerbein (Essen)

Schiedsrichter

Franz-Xaver Wack

Zuschauer

18.773