[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      
 



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Verl
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09.08.08 - 1:3 (1:1)


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15.08.08 - 18:30 Uhr
PGW Arena Lotte


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Spielbericht: 13. Spieltag | SG Wattenscheid 09 - Rot-Weiss Essen


Ich pfeif’ auf den Punkt...

Mit 5.000 Zuschauern rechneten die Vereinsverantwortlichen in Wattenscheid, es sollten 10.000 werden. Einen sehr großen Anteil davon hatten die Essener Anhänger. Diese waren bis auf die aktiven Fans auf der Haupttribüne meist leise (was durch das fehlende Dach über den Stehplätzen wohl noch verschlimmert wurde), wurden nur zur Halbzeit und nach dem Schlusspfiff lauter.

Dass die deutsche Mentalität mittlerweile weggeht, von einer bedingungslosen Unterstützung einer Sache hin zur Unzufriedenheit und Nörglerei, konnte man schon nach dem zugegeben schwachen Spiel der Nationalelf gegen China erkennen. Gnadenlos wurden dort die ohnehin schon verunsicherten Kicker ausgepfiffen. Nicht anders, vielleicht eine Stufe gravierender gestern in Wattenscheid.

Dabei spielten die Rot-Weissen nicht einmal schlecht, fanden aber gegen die Abwehrreihen des Gastgebers kein wirkliches Mittel. Die Angriffsbemühungen der Mannschaft endeten meistens am gegnerischen Sechzehner. Kalt dagegen die Wattenscheider. Nach einer ersten Großchance, Langerbein rettete in letzter Sekunde, war es einer der wenigen offensiven Leistungen der Wattenscheider in Halbzeit eins, die zum 1:0 der Heimmannschaft führte. Mike Terranova nutzte einen Stellungsfehler in der Rot-Weissen Hintermannschaft aus.

Dieses 1:0 passte dem 09er-Trainer gut ins Konzept. Die Defensive wurde fortan gestärkt und die Angriffsbemühungen aufs Minimalste reduziert. Dennoch kämpften die elf Spieler aus Essen weiter. Als Younga-Mouhani plötzlich das 1:1 schoss, war bei den Zuschauern eine deutliche Erleichterung zu spüren. In der Leichtathletik-Arena an der Lohrheidestraße muss selbst der Fußballfachmann mehrere Sekunden suchen, um den Schiedsrichter-Assistent mit gehobener Fahne zu entdecken. Dieses bedeutet Abseits und somit ging es mit einem 0:1 in die Kabine. Für viele Zuschauer war der Pausenrückstand so unerträglich, dass sie ihrem Unmut freien Lauf ließen. Ein Akt, der in Essen wohl leider langsam zum Alltagsbild gehört.

Hinterfragt sich der Einzelne, wenn er pfeift? Kaum zu verstehen, was diese Art der Äußerung bezwecken soll. Erhofft man sich dadurch Verbesserung? Hilft es einer Mannschaft, die noch Tage zuvor für mehr Unterstützung appellierte? Jeder hat ein Recht auf Meinungsäußerung. Wenn es sein muss, dann soll man auch pfeifen! Allerdings gehört dies wohl kaum zur Definition eines Fans.

Gespielt wurde nach 15-Minütiger Unterbrechung auch wieder. Ganze 8 Minuten brauchten die Rot-Weissen, in denen sie merklich dominierten und mit einem Löbe-Schuss aus 7 Metern auch die beste Chance besaßen, bis nach einem Sololauf des vielerorts kritisierten Holger Wehlage, der Wattenscheider Matlik unglücklich zum 1:1 ins eigene Tor einschob. „Der Torschütze will aus verständlichen Gründen nicht genannt werden“, war die humorvolle Reaktion des Stadionsprechers, der uns mit zig Hymnen über das kleine Wattenscheid erst verwöhnte, später aber mehr quälte. Wenigstens für ein paar Minuten herrschte so was wie Stimmung im weiten Rund und einige versteinerte Mienen der so unzufriedenen Fanschar veränderten sich ein wenig zum freudigen Gesichtsausdruck. Musste man ja auch mehrere Minuten für die Bratwurst anstehen und sich dann auch noch an dem freien Sonntag solch ein Spiel antun.

Der Druck der Essener auf dem Platz überdauerte jedenfalls die „tolle“ Phase der Zuschauer auf den Tribünen. 20 Minuten später wurde dann ein neues „hätte-wenn-und-aber“ geboren. Michael Bemben versuchte gleichzeitig den Ball anzustoppen, weiterzuspielen und wegzudreschen. Das Resümee aus dieser Aktion war ein freistehender Terranova, der diese Gelegenheit nutzte und zum 2:1 für die SG traf. Hätte Bemben den Ball getroffen und über die Haupttribüne geschossen, vielleicht wäre es zu einem Rot-Weissen Sieg gekommen. Vielleicht!

Für viele „Fans“ war dies zu viel des Guten. Klar, die Essener hatten das Spiel gemacht und waren auch die bessere Mannschaft, doch was erlauben sich die ach so gut verdienenden Spieler nach zweiwöchiger Pause? Folgerichtig musste auf Platz 3 stehend der Trainer stuhlzersägende Sprechchöre hinnehmen. „Die Schnauze voll“ und „schon wieder so ein Jahr wie das Letzte!“, da muss mit pfeifenden Zuschauern gerechnet werden. Warum diese nicht einfach das nächste Mal auf ihrem Sofa zu Hause liegen bleiben, ist deren Geheimnis, doch bringen diese Zuschauer bei einem Auswärtsspiel weder Geld in die Essener Vereinskasse, noch die nötige Unterstützung. Schon beinahe hämisch gegen die eigenen Zuschauer sangen ein paar Fans in der Kurve nach dem 2:2 durch Boskovic, leider zu spät in der Nachspielzeit, „Uwe Neuhaus, du bist der beste Mann“.

Sicherlich ist dies an Sarkasmus nicht mehr zu toppen, hat aber was wahres in sich. Heute pfeifen, morgen hinter der Haupttribüne an der Hafenstraße feiern und am Besten noch in Euphorie äußern: „Ich habe es immer gewusst!“. Schöne neue deutsche Mentalität - schöne neue Rot-Weisse Mentalität!

(tp)


Tore

1:0 Mike Terranova (14.) / 1:1 Artur Matik (54. / Eigentor) / 2:1 Mike Terranova (71.) / 2:2 Danko Boskovic (90.)

SG Wattenscheid 09

Joswig - Baumann - Matlik, Caspers - Ohnesorge, Terranova (83. Kushev), Matarazzo, Özkaya, Koitka - Iyodo (60. Pereira), Toborg (90. Katriniok)

Rot-Weiss Essen

Langerbein - Bemben (78. Calik), Ristau, S. Lorenz, Nikol (69.Özbek) - Wehlage, M. Lorenz, Horz (46. Boskovic), Haeldermans - Younga-Mouhani, Löbe

Gelbe Karten

Koitka (Wattenscheid) / M. Lorenz, Bemben (Essen)

Schiedsrichter

Knut Kircher

Zuschauer

8.423