Highlights einer Regionalligasaison
Die Highlights eines Aufsteigers
Oh wie ist das schön wurde in
der Saisonschlussphase mehr als einmal angestimmt.
Nach anfänglicher Unzufriedenheit erfüllten
die Kicker von Rot-Weiss Essen schlussendlich doch
die Wünsche der Fans und stiegen auf. Nach dem
letzten Zweitbundesligaspiel gegen die SpVgg. Unterhaching
schien die gesamte Fußballwelt untergegangen.
Was damals am Wenigsten vorstellbar war, waren Dinge,
die im Nachhinein als Highlights einer Saison gewertet
werden.
Die erste positive Überraschung der Saison war
das Heimspiel gegen VfB Lübeck. Aufgrund des
unerwarteten Zuschauerandranges wurde die Partie mit
zehnminütiger Verspätung angepfiffen. Nach
einem Seuchenjahr mit vielen Heimdesastern ein Zeichen,
dass Essen lebt! Auch wenn das Spiel unglücklich
verloren ging, es war ein erster Schritt in Richtung
Vergessen vergessen, was Kioyo,
Sidney und Co. eine Saison vorher der Fanseele antaten.
Auch das folgende Spiel in Düsseldorf zählt
zu einem der Highlights. Über 18.000 Zuschauer
in einer leider viel zu leeren Fußballarena
sahen ein packendes Derby, in dem RWE das Spiel spektakulär
drehte. Verdreht war nach dem Auswärtshighlight
der Saison in St. Pauli auf Essener Seite höchstens
der Magen. Vor bundesligatauglicher Atmosphäre
unterlagen die Spieler, um den mittlerweile im Fokus
der Kritik geratenen Trainer Uwe Neuhaus, mit 0:3.
Die lange Heimfahrt im Zug nach Essen wurde nur aufgrund
der besonderen Komik eines mitreisenden Fans nicht
zum Reinfall.
Wochen zuvor hatte es in Essen ein Hafenstraßen-Novum
gegeben. Der VfL Osnabrück, laut Spielberichtsbogen
mit 10 Feldspielern plus Torhüter ins Spiel gestartet,
beendet ein Spiel aus seiner Sicht mit 1:2 an der
Hafenstraße. Nichts besonderes. Allerdings waren
es nur noch sechs Feldspieler, die den Schlusspfiff
auf dem Platz miterleben durften. Die anderen vier
waren zur gleichen Zeit schon damit beschäftigt,
den Schiedsrichter der Manipulation zu diffamieren.
Ohne Erfolg.
Dass Auswärtssiege schön sind
durfte man auch nach dem Fußmarsch nach Wattenscheid
nicht erfahren. Nach einem 2:2 in der Lohrheide war
die Stimmung mehr als angespannt. Neuhaus-Raus
Rufe waren in jener Zeit sogar noch das Sachlichste.
Dennoch gehört der Fußmarsch nach Wattenscheid
zu einem der Höhepunkte. Irgendwie schade nur,
dass es diesen wohl nie wieder geben wird (und wenn,
dann nur, weil die Wattenscheider den Sprung in die
Fußball-Bundesliga schaffen).
Schnee-Walzer wurde auch getanzt in einer
ereignisreichen Saison. Der Rekordwinter mit ununterbrochenem
Schneefall machte aus dem Spiel Essen gegen Erfurt
eine Rutschpartie. Technik zahlt sich aus
der Beweis: dieses Spiel! 5:0, eine Lehrstunde
im Ausnutzen weniger Torchancen und die Rückgewinnung
des Fanvertrauens. Ebenfalls ein Höhepunkt war
die dritte Halbzeit. In dieser wurden
Autos und Opa Luscheskowski sein Bus die
Essener Berge hinaufgeschoben RWE als eine
Art Winterwunder!
Selbst die Winterpause wurde in Essen nicht langweilig.
Erst war ein Emmanuel Krontiris per Fanquelle aus
München schon als Neuzugang bei den Fans gefeiert
worden, dann begann die unendliche Geschichte Arie
van Lents mit gutem Ausgang.
Ein Freitagabendspiel aus dem Lehrbuch durften die
Zuschauer nach der Winterpause genießen. Die
Fortuna aus Düsseldorf war zu Gast und vor 18.000
Zuschauern gelang den Essenern ein 2:0 Sieg. Auch
St. Pauli wurde mit demselbem Ergebnis nach Hause
geschickt. 14 Heimsiege in Folge nie da gewesen,
vielleicht sogar ein Rekord für die Vereinsewigkeit.
Ganz sicher ein Highlight der Saison.
Beinahe wäre dieser Rekord nicht geboren. Ausgerechnet
das Heimspiel gegen die Wuppertaler SV Borussia wäre
beinahe zum Stolperstein geworden. 2:0 führten
die Essener und spielten eine herausragende erste
Hälfte. Doch plötzlich kämpften die
Wuppertaler sich heran und erzielten sogar den Ausgleich.
Erst in der Nachspielzeit gelang per Glückstreffer
durch Michael Lorenz der Sieg! Eines der spannendsten
Spiele der Saison, welches nicht nur einmal an die
vorherige Zweitligasaison zurückerinnerte.
In der zweiten Liga kannte man diesen Begriff nur
vom Hörensagen. Auswärtssieg!
Ein besonders wichtiger und mit großer Klasse
heraus gespielter Auswärtssieg gelang an der
Bremer Brücke in Osnabrück. 4:1 an einem
Ort, den die Essener sonst schnell und enttäuscht
verließen. Dieses Mal waren es die Lila-Weißen,
die mit hängenden Köpfen den Heimweg antraten.
Auswärtssiege sind wirklich schön!
Vor allen Dingen diese, von denen man zur Halbzeit
mental schon Abstand genommen hat. 0:2 für
Hamburg, ich kotze dürfte der wohl meist
per SMS geschriebene Satz des Abends gewesen sein.
Was danach folgte war ein Stehplatzblock, der in wenigen
Minuten jegliche Hemmungen verlor. 4:3 für Essen
- das Ergebnis. Die wohl schnellste gelb-rote Karte
in der Vereinsgeschichte sah in diesem Spiel einer
der Torschützen, Alexander Löbe. Dieser
hatte sich merklich vom Jubel der Fans anstecken lassen.
Und da Emotionen weder auf den Rängen noch auf
dem Platz vom DFB gern gesehen sind (siehe Weltmeisterschaft
2006), musste dieser folgerichtig bestraft werden.
Nicht bestraft wurde dagegen der Verein. Nach einer
doch recht furiosen Saison war der Aufstieg nach dem
Heimspiel gegen Werder Bremens Zweitvertretung vor
über 20.000 Zuschauern geschafft. Das letzte
Spiel an sich war sicherlich kein Highlight der Saison,
allerdings durfte danach gefeiert werden.
So unterschiedlich können Saisonschlussphasen
sein. Im nächsten Jahr dürften weitere Highlights
folgen, wenn die Gegner Köln, Duisburg oder München
heißen. Und wenn erneut so viele positive Höhepunkte
dabei sein sollten, wäre der Mannschaft niemand
böse!
(tp)
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