12.09.2006 - Kommentar zu den Fangesängen im
Spiel gegen Energie Cottbus
Cottbus ist Kioyo, wir sind Runde 2
Am Samstag haben bekanntlich unsere Rot-Weissen
Helden den FC Energie Cottbus aus dem laufenden DFB-Pokal
gekickt. Das Spiel endete 1:0, keine Platzverweise,
keine besonderen Vorkommnisse. Eigentlich ...
Am Sonntag morgen fiel den ersten Essener Fans, die
sich nach Spielberichten im Internet umschauten, eine
Bemerkung auf der Seite des FC Energie Cottbus auf.
Dort gibt es, wie auf so ziemlich jeder Vereinsseite
einen Spielbericht zu Partien der eigenen Mannschaft.
Cottbus hat zusätzlich noch eine Bewertung "Top"
& "Flop". Top war für den FC Energie
die Leistung des eigenen Torhüters Tremmel, dem
kann man auch als Essener sicher nur zustimmen. Flop
war für die Lausitzer "die rassistischen
Gesänge der Essener Fans gegen Francis Kioyo".
Und damit sind wir beim Eigentlich.
Sicherlich erfreut sich Francis Kioyo in Essen, wie
wohl auch bei 1860 und anderen Vorgängervereinen,
aufgrund seiner grenzenlosen Aufopferung für
den jeweiligen Verein nicht gerade besonderer Beliebtheit.
Auch ist die dunkle Hautfarbe des Spielers bekannt.
Was jedoch kein RWE-Fan im Stadion gehört hat,
waren rassistische Gesänge gegen den Spieler.
Auch die z.B. in Rostock gegen Gerald Asamoah gemachten
Affenlaute waren Samstag in Essen nicht zu hören.
Wieso auch, denn mit Younga-Mouhani steht bei Essen
ebenfalls ein dunkelhäutiger Spieler unter Vertrag
(der sich von Kioyo unter anderem darin unterscheidet,
dass er sich den Ar*** aufreisst für seinen Verein,
aber das gehört hier nicht hin). Konkret soll
es um die Aussage "Hängt sie auf, die schwarze
Sau" gegangen sein. Hierbei handelt es sich traditionell
um einen Schmachgesang auf Schiedsrichter, selbst
extrem linke Fanguppen wie St. Pauli nutzen dies,
seis drum.
Einige RWE-Fans haben sich nun aufgemacht und Emails
an Energie Cottbus geschickt und sich beschwert, dass
dort zum einen alle RWE-Fans "über einen
Kamm geschert werden" und zum anderen der oben
angegebene Gesang als rassistisch ausgelegt und auf
Kioyo bezogen wird, eine Unverschämtheit.
Energie Cottbus reagierte mit einer Standard-Antwort
von Ronny Gersch, seines Zeichens Pressesprecher.
Der Text wurde entschärft, auch ein Verweis auf
die rassistischen Äußerungen einiger Rostocker
gegen Herne-Ost wurde flugs entfernt. Dennoch besteht
Cottbus weiterhin auf dem Text, dass rassistische
Gesänge gegen F. Kioyo zu hören waren. Dies
soll auch Trainer Sander sowie Betreuer wahrgenommen
haben.
Naja, auch im Osten unseres Landes ist ja nun mittlerweile
die Meinungsfreiheit angekommen, also kann man wohl
nichts dagegen machen.
Nur irgendwie knisterts beim Namen Energie Cottbus
so in meinem Langzeitgedächtsnix. Da war doch
was ...
Schnell mal durch Internetforen gesurft und beim Suchbegriff
"Rassismus" und "Energie Cottbus",
mhhm, da findet man ja so einiges:
Saison 2005/2006: SG Dynamo Dresden - Energie Cottbus:
Mitte der ersten Halbzeit präsentiert der Anhang
aus Cottbus eine Fahne mit dem Wort "JuDen",
wo das D das Dynamo-Logo darstellt. Links und rechts
sind "Judensterne", bekannt aus der NS-Zeit,
abgebildet mit "DD" (Autokennzeichen Dresden)
in der Mitte.
Saison 2005/2006: BSG Chemie Leipzig - Energie Cottbus
II: Fans aus Cottbus präsentieren sich im Stadion
komplett weiß gekleidet mit einem Transparent:
"Ihr seid Ade wir sind weiß".
Bezogen ist dies auf Adebowale Ogungbure, einem dunkelhäutigen
Spieler bei Sachsen Leipzig, der beim Spiel Halle
- Leipzig von Hallenser Fans so lange mit Affenlauten
provoziert wurde, bis er aus lauter Frust vor der
Tribüne den Hitlergruss präsentierte. Der
Cottbuser Anhang wird während des Spiels aus
dem Stadion verwiesen. Der FC Sachsen stellt Bilder
zur Verfügung, Cottbus will diese laut eigener
Aussage prüfen, die Sache verläuft im Sande.
Fanclub "Inferno Cottbus": die Zaunfahne
des Fanclubs enthält ein Keltenkreuz, Der Fanclub
soll laut Energie Cottbus verboten sein, in sämtlichen
Foren oder Zeitschriften steht aber das Gegenteil,
man hat sich sogar von anderen Ultra-Gruppen räumlich
abgespalten im Stadion, wäre also leicht zu erkennen.
Die Fahne hängt weiterhin, vor allem bei Auswärtsspielen.
Rassismus hat im Fussballstadion genauso wenig zu
suchen wie im Rest der Gesellschaft. Äußerungen
gegen Spieler anderer Nation und/oder Hautfarbe sind
aufs Schärfste zu verurteilen.
Nur sollte jeder Verein, bevor er andere an den Pranger
stellt, lieber vorher mal bei sich selbst schauen,
auch Sie, Herr Gersch!
Martin Noll
<<
zurück
|