Vorschau: 9. Spieltag | Rot-Weiss Essen - 1.FC Köln

Der große FC kommt!!

Wahnsinnsspiel! Krimi! Werbung für den Fußball! Die Gazetten überschütteten ihre Leser nach dem letzten Heimspiel der Essener gegen Eintracht Frankfurt mit Superlativen. Grottenkick! Hühnerhaufen! Eklatante Abwehrschwächen! Das war das Echo in den Medien nach dem Spiel beim KSC! RWE sorgt Woche für Woche für aufgeheiterte Gesichter, bei gegnerischen Fans ebenso wie bei den gegnerischen Trainern und auch für neutrale Beobachter dürften die Spiele der Bergeborbecker hohen Unterhaltungswert haben, wie auch Jürgen Gelsdorf nach der 1:4 Pleite bei den Badenern fast schon resignierend und mit einer gehörigen Portion an britischem Humor feststellen konnte. Am kommenden Freitag nun trifft die Mannschaft auf den nächsten ambitionierten im Kreise der Aufstiegsanwärter und dieser ist kein geringerer als der große Traditionsclub aus der Karnevalshochburg Köln: Der FC. Wer schon einmal im neuen Kölner Rhein-Energie-Stadion ein wenig von der Atmosphäre schnuppern konnte und auch das komplette Umfeld mit realistischer Einschätzung betrachtet, der kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der FC den "kleinen" rot-weissen aus der Kohlenpottmetropole Essen um Längen voraus ist. Dennoch bestreiten beide am 9. Spieltag ein ganz normales Zweitligamatch, aber die Stimmung und die Zuschauerresonanz dürften durchaus Bundesligaqualitäten haben. Es werden knapp 20.000 Zuschauer erwartet, viel mehr lässt der Verein allerdings aus Sicherheitsgründen gar nicht erst ins Stadion, vielleicht eine spät gezogene Lehre aus dem Osnabrückspiel der Saison 2002/03, wo sich 23.500 Menschen in das Stadion quetschen durften, vielleicht aber auch vorbeugende Konsequenz, denn nach dem letzten Heimspiel gab einige unschöne Szenen, auf die wir aber nicht näher eingehen wollen, da sie in letzter Zeit ohnehin schon mehr als genug Beachtung gefunden haben.

Ex-Eurofighter Trainer Huub Stevens, einst schon fast ein Inventarstück bei unseren geliebten blauen Nachbarn, verfügt in Köln über einen Kader, der einen schon ein wenig vor Neid erblassen lässt. Der Niederländer ist aber keinesfalls sonderlich beliebt bei den kritischen Kölner Fans und alles andere als der Aufstieg wäre das Ende seines Engagements in der Domstadt. Die Geißböcke sind der Topfavorit der zweiten Bundesliga. Der FC ist mit einem Etat von Sage und Schreibe 24 Mio €, welcher dreimal so hoch wie der der Essener und sogar höher als der manch anderer Bundesligisten ist, gleichfalls der Krösus der Liga. Man erlaubt sich sogar den Luxus, ein Jungtalent und deutschen Nationalspieler in seinem Kader zu beheimaten, die Rede ist von Lukas "Poldi" Podolski, einer der größten deutschen Hoffnungen im Hinblick auf die bevorstehende Weltmeisterschaft im eigenen Lande, Vergleiche mit Wayne Rooney sind aber ein wenig zu hoch gegriffen. Nach mäßigem Start sind die Kölner inzwischen bis auf Platz 2 vorgedrungen, obwohl beim 3:2 Heimerfolg gegen Oberhausen immer noch nicht alles Gold war, was glänzte.

Die letzten beiden Essener Heimspiele gegen die Großen Cottbus und Frankfurt haben durchaus gezeigt, zu was man in Essen mit Einsatzwillen und Kampfkraft in der Lage ist. Auch wenn im Vip-Zelt eher Sauerkraut gereicht werden dürfte anstatt Gourmetkost, so ist gemäß dem Werbemotto eines Autoherstellers allerdings nichts unmöglich. Schwer einzuschätzen dürfte jedoch der Endstand sein, denn gerade die beiden angesprochenen Spiele (das 4:2 gegen Energie Cottbus oder aber das 4:4 gegen die Eintracht aus Mainhatten) haben ebenso gezeigt, wie sich das Team von Jürgen Gelsdorf vor eigenem Publikum in einen Rausch spielen kann. Die Kehrseite der Medallie ist, dass die immer wieder von Verletzungen und Ausfällen geplagte Viererkette um Nascimento und Sydney momentan eher ein lodernder Brandherd ist, so dass einem fast schon Angst und Bange werden kann.

20 Gegentreffer nach 8 Spieltagen, zweimal in Folge 4 Gegentreffer, Gelsdorf ist nun als Psychologe gefragt. Durch diverse Medien geistert bereits, wie eingangs erwähnt, das Wort "Hühnerhaufen" und dementsprechend verunsichert präsentierte sich zuletzt die Hintermannschaft, nimmt man Torwart Renno ein mal aus, denn hätte er in den letzten Spielen nicht auch mal unhaltbare gehalten, die Misere wäre noch fataler als ohnehin. Nach dem Spiel gegen den FC Köln ist ein Viertel der Saison vorbei und noch immer scheint die Mannschaft nicht vollends in Liga 2 angekommen zu sein, gegen den großen FC ist aber ein Dreier fast schon zwingend notwendig, um die Nichtabstiegsränge nicht gleich zu Saisonbeginn aus den Augen zu verlieren, momentan ist der Abstand mit 2 Punkten eher gering. Das Köln nicht unbesiegbar ist, hat am vorletzten Wochenende Mitaufsteiger Saarbrücken eindrucksvoll bewiesen. Vielleicht wächst die Gelsdorf-Truppe ja endlich einmal über sich hinaus, weiterhin bleibt sie aber erstmal vom Pech verfolgt. So ist Marcus Wedau, eigentlich einer der Spieler, die man getrost in die Kategorie "unersetzbar" einordnen kann, erneut verletzt. Ein Muskelfaserriss in der linken Wade legt "Wedel" erneut aufs Eis. (fsl)


Bilanz

17 Spiele 2 Siege, 5 Unentschieden, 10 Niederlagen (21:41 Tore)