Vorschau: 14. Spieltag | Rot-Weiss Essen - 1860 München

Hoffmann, Bilgin, Schwarz, Pätz, Venekamp, Ernst, Kreuels, Foldgast, Sidney, Koen. Zwei fehlen noch, dann haben wir eine komplette Elf zusammen... Wenn man sich die Liste der aktuellen Ausfälle anschaut, wird einem fast übel ob der immer weiter schrumpfenden Personaldecke vor dem morgigen Heimspiel gegen 1860 München. Die Mannschaft stellt sich praktisch von alleine auf. Wenigstens scheint Marcus Wedau keine Probleme mehr zu verspüren, nachdem er gegen Aachen erstmals nach einer wiederholten Muskelverletzung über die vollen 90 Minuten gehen konnte.

Unter der Woche wurde im Fanlager derweil nervös über einen weiteren, allerdings nicht durch Verletzung oder Sperre bedingten Ausfall spekuliert: Francis Kioyo. Der Mann, der in den letzten drei Spielen jeweils getroffen hat, bei dem insgesamt vier Treffer auf dem Konto stehen und der zwei Elfmeter für Rot-Weiss erzwungen hat. Auslöser für die Aufregung war ein (schon vor einiger Zeit anlässlich des Transfers geführtes) Interview des Münchener Merkurs mit Rudi Bommer, Trainer von 1860. In diesem stellte er die Behauptung auf, Kioyo dürfe gegen seinen Ex- und vielleicht bald wieder Club nicht auflaufen. Dies wäre vertraglich so geregelt. Nach den negativen Vertragsüberraschungen in Sachen Fach, Kirschstein, Köhler und Weigelt schlugen die Wellen bei den in dieser Beziehung sensibilisierten Anhängern verständlicherweise hoch, bis Mitte der Woche endlich das Dementi von Seiten der Essener Offiziellen folgte. Kioyo kann und wird spielen! Dem Wunschdenken der Münchener folgt Erleichterung in Essen.

So kommt es also doch zum Showdown an der Hafenstraße, der Reduktion auf ein einziges Thema: Kioyo gegen Bommer, welcher den Angreifer nicht mehr in seinem Kader haben wollte und ihm damit den Weg zur Hafenstraße ebnete, wo der sympathische Kerl schnell zum Publikumsliebling wurde. In München nahm man es dem hünenhaften Stürmer anscheinend immer noch übel, dass er gegen Berlin den sogenannten entscheidenden Elfmeter verschoss und damit angeblich den Abstieg der Löwen besiegelte. Als ob es in der ganzen Saison einzig gegen die Hertha um Punkte gegangen wäre! Immerhin war und ist Kioyo einer, der in wichtigen Momenten zeigt, dass er "Eier hat", wie der Bundespannentorwart so schön sagte. Daran hätten sich seine damaligen Kollegen ein Beispiel nehmen sollen.

Freilich wird es morgen nicht zu einem Spiel eins gegen eins kommen, es stehen sich vielmehr zwei Mannschaften gegenüber, die die drei zu vergebenden Punkte dringend benötigen. RWE will seine, für eine um den Klassenerhalt spielende Mannschaft ordentliche, Mini-Serie mit fünf Punkten aus drei Spielen (zwei davon auswärts) mit einem Sieg ausbauen und damit die Abstiegsränge, wenn auch nur zeitweise, verlassen. Besonders nach der starken 2. Halbzeit in Aachen macht man sich hier große Hoffnungen. Für 1860 geht es darum den mittlerweile schon auf acht Punkte angeschwollenen Rückstand auf die Aufstiegsplätze zu verringern. Dem jüngsten 5:1 Erfolg gegen den wie einen Absteiger auftretenden und von den Fans (wie eigentlich immer) boykottierten Trümmerhaufen aus Oberhausen will man auch an der Hafenstraße weitere Taten folgen lassen.

Bleibt zu hoffen, dass der Wettergott dem Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine keinen Strich durch die Rechnung macht. Die anhaltenden Regenschauer und der vorhergesagte Kälteeinbruch bereiten wohl besonders den vor einer langen Anfahrt stehenden Fans der 60er Kopfzerbrechen. Mit Blick auf die Liste der Ausfälle könnte man dagegen im Essener Lager mit einer Spielverlegung wahrscheinlich noch ganz gut leben.

Eine Prognose über den Ausgang des Spiels scheint unmöglich, Spannung dürfte angesichts der geschilderten Umstände aber auf jeden Fall in der Luft liegen.

Die Auswahlmannschaft von Jürgen Klinsmann hat gestern Abend vorgemacht, wie man Löwen bändigt. Jürgen Gelsdorf & Co. werden alles daran setzen die bajuwarischen Löwen ähnlich eindrucksvoll zu zähmen.

(ff)