Vorbericht: 19. Spieltag | SC Freiburg - Rot-Weiss
Essen
Freiburg, Stadt der Sehnsucht
Wenn man in den letzten Wochen an Freiburg, Finke
und den scheinbar freien Fall dachte, hatte man als
RWE-Fan die leise Hoffnung, dass man am Sonntag auf
einen Gegner treffen könnte, der verwundbar -
weil angeschlagen ist. Eine Situation, die
man im ehemaligen Dreisamstadion während der
lang andauernden Finke-Ära bislang nicht gewohnt
war, machte sich breit: Abstiegskampf in der zweiten
Liga.
Und
das nach Aufstiegen, Partys und Erfolgen unter dem
ehemaligen Studienrat! Gestern Uefa-Cup, heute Keller
des Unterhauses. Logisch daher die Entscheidung des
Freiburger Präsidiums Mitte Dezember, im 16.
Finke-Jahr nach neuen Besen Ausschau zu halten. Wir
stehen am Tiefpunkt der letzten 20 Jahre. Aber wir
können jemanden, der mehr als 15 Jahre hervorragende
Arbeit geleistet hat, nicht so einfach vor die Türe
setzen. Und diesen Worten ließ man auch
Taten folgen. Finke, einst als unkündbar eingestuft,
wird das Heft nach Saisonende zwar weitergeben, aber
dennoch in Amt und Würden bleiben. Seine Mission
heute: der Klassenerhalt. Offensichtlich baut man
in dieser Phase nach all seinen Verdiensten auf den
einstigen Erfolgsgaranten und seine Erfahrungswerte,
obwohl die Fan-Kurve schon seit Monaten nicht mehr
hinter dem gebürtigen Niedersachsen steht. Es
bleibt fest zu halten: Selbst der vermeintlich sicherste
Job der Welt mutiert in Krisenzeiten zum Feuerstuhl.
Zum Vergleich: Seit 1991 versuchten bislang 15 Trainer
an der Hafenstraße ihr Glück. Finke ist
daher fast schon der SC Freiburg in Person!
Die Hoffnung an der Hafenstraße keimte dennoch
auf, im elften Jahr ohne Sieg in Liga Zwo den ersten
Auswärtsdreier einfahren zu können. Die
Unruhe in der Studentenhochburg wurde beinahe schon
als Vorteil für den RWE eingestuft. Jedoch, alle
rot-weiss Fans, die sich den Luxus erlaubten, am Montag
die Live-Übertragung im TV aus dem Ostseestadion
zu verfolgen, haben seither wohl eine etwas andere
Meinung. Nicht nur, weil Freiburg das Team war, welches
im Wohnzimmer der Hanseaten einen Sieg entführen
konnte, nein, viel schlimmer war das selbstbewusste
Auftreten der im Keller steckenden Breisgauer und
die Tatsache, dass man als erste
Mannschaft der Liga überhaupt den bislang souveränen
Rostockern eine Niederlage zufügte. Freiburg
agierte plötzlich anders als zuletzt! Dieses
blieb auch RWE-Coach Lorenz-Günther Köstner
nicht verborgen, wie er unumwunden einräumte,
der das Spiel laut eigenen Aussagen im Fernsehen verfolgt
hatte.
Freiburg hat vier offensive Kräfte, die
jeden Gegner durcheinander wirbeln, weil sie sehr
oft ihre Positionen wechseln. Sie ziehen ihr Spiel
von hinten auf und wollen ihren Kontrahenten herauslocken.
Irgendwann läuft der Abwehrspieler nicht mehr
mit, dann kommt der tödliche Pass in die Mitte,
wo sie zustechen. Bei Standards sind sie auch gefährlich,
schließlich haben sie aus einer solchen Situation
das Tor in Rostock erzielt. Der Ball kommt an den
zweiten Pfosten und urplötzlich steht einer vorne
frei. Wir müssen daher hellwach sein. Boubacar
Coulibaly mit seinem Hammer kann auch aus der zweiten
Reihe schießen. Allerdings räumte
der Trainer auch ein, dass ihn die Leistung seiner
Schützlinge gegen Kaiserslautern bis auf
den fehlenden, finalen Treffer, durchaus imponiert
hatte. Wäre uns das eine Tor gelungen-
und wir hatten durchaus mehrfach die Gelegenheit
dann wären wir womöglich als Sieger vom
Platz gegangen. Die Achse hinten um Zaza, Lorenz,
Hysky und Bieler stand, dennoch machen wir aus unseren
Chancen zu wenig. Wir treten eine eingeschulte Ecke
aus dem Training, dennoch fischt sich Macho den Ball
vor unseren Angreifern weg. So was ärgert mich!
Köstner fordert daher Courage ein. Wir
müssen gute Zweikampfwerte herstellen, selbst
unsere Chancen nutzen und vor allem eines die
Ruhe bewahren. Wir dürfen in der Abwehr nicht
in Verlegenheit geraten. Allerdings bereitet
dem Trainer auch die vermeintliche Verletzung von
Victor-Hugo Lorenzon Kopfzerbrechen. Die Vergangenheit
hat gezeigt, dass wir mit zwei Sechsern relativ gut
gefahren sind. Normalerweise ist es daher eigentlich
klar, dass da die logische Alternative nur Michael
Lorenz sein kann, sollte Victor ausfallen. Unsere
medizinische
Abteilung arbeitet fieberhaft daran, dass er auflaufen
kann. Vielleicht fällt mir aber auch in einer
ruhigen Minute noch ein anderer Schachzug ein. Dann
muss ich jedoch mit einem guten Gewissen dahinter
stehen können.
Freiburg, seit Saisonbeginn weit hinter der Erwartung
Wiederaufstieg zurück, habe sich
aber laut Köstner zu Beginn der Rückrunde
völlig neu sortiert. Im letzten
Jahr ist die Mannschaft knapp gescheitert, jetzt scheint
man dort begriffen zu haben, dass es nur um den Klassenerhalt
geht, die Mannschaft zeigte in Rostock ein ganz anderes
Gesicht! Ich habe mir neulich eine Videostudie von
unserem Heimsieg gegen Freiburg angesehen, da wurde
ihnen erst ein Treffer aberkannt, dann hatten sie
nach unseren Treffern noch ein paar hochkarätige
Torchancen. Wir müssen daher auf der Hut sein.
Ob Neuzugang Okoronkwo in der Startformation stehen
wird, ließ der Trainerfuchs ebenso offen, wie
die Frage nach der Alternative für Lorenzón.
Mir hat die Leistung der Mannschaft am Freitag
keineswegs missfallen, jetzt alles in Frage zu stellen
oder das Team umzukrempeln, wäre den Spielern
gegenüber ungerecht, die im Laufe der Vorbereitung
mit Leistung geglänzt haben. Solomon wird mit
dabei sein, weil er schnell integriert werden muss.
Ob er allerdings aufläuft, das kann ich noch
nicht sagen. Mir wäre jedenfalls wohler gewesen,
wenn er die Vorbereitung bei uns mitgemacht hätte.
Das gleiche gilt für Denis Epstein. Ich hätte
beide Spieler liebend gern schon Ende Dezember bei
uns im Kader gesehen. Allerdings muss man auch sagen,
dass beide topfit sind und man durchaus sehen kann,
dass sie die komplette Vorbereitung bei Proficlubs
absolviert haben. Nach langen und zähen Verhandlungen
haben aber beide eingesehen, dass es schwer wird,
sich in ihren Heimatvereinen zu behaupten. Okoronkwo
will spielen, ihm reichen keine zwanzig Minuten bei
einem Championsleague Anwärter. Er will kämpfen
und fighten. Und dass er das kann, das hat man schon
in den Testspielen gesehen.
Freiburg wird für RWE richtungweisend, so oder
so. Gelingt der ersehnte Dreier, wird das Feuer an
der Hafenstraße neu entfachen. Sollten aber
die Spieler um Neukapitän Kläsener eine
ähnliche Leistung wie über weite Strecken
der Hinrunde abliefern und am Ende mit leeren Händen
dastehen, dürften selbst die kühnsten Optimisten
allmählich ihren Strohhalm verlieren. Dann wird
die Frage nicht mehr sein, wann man als RWE-Fan jemals
seinen Fuß in ein neues Stadion setzt, sondern
eher, ob man es jemals tun wird.
Die Zeit rennt, sie rennt gegen den Verein. RWE muss
den Anschluss - gerade im Hinblick auf das Restprogramm
- schaffen. Es sind nur noch sieben Partien zu absolvieren,
die man an der Hafenstraße gewinnen kann. Dem
stehen neun Auswärtsspiele entgegen. Beim hundertjährigen
Jubiläum steht der Verein leider und abermals
am Scheideweg. Hoffen wir, dass die Party noch ein
wenig länger andauert, und RWE das Wunder noch
vollbringen kann. Ansonsten dürfte allen in der
Woche des Jubiläums langsam aber sicher das Lachen
vergehen. Hoffen wir, dass wir am Sonntag mal wieder
lachen werden.
Nur der RWE!
(fsl)
Bilder: Hinspiel 28.08.2006 - Rot-Weiss Essen -
SC Freiburg 2:0
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Informationen für RWE-Fans
Jawattdenn.de
2. Liga-Guide - SC Freiburg
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Bilanz gegen den SC Freiburg
DFB-Pokal
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
0
|
0
|
0
|
0
|
Auswärts |
0
|
0
|
1
|
1
|
Gesamt |
0
|
0
|
1
|
1
|
2.
Bundesliga
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
6
|
1
|
2
|
9
|
Auswärts |
1
|
1
|
6
|
8
|
Gesamt |
7
|
2
|
8
|
17
|
Gesamt
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
6
|
1
|
2
|
9
|
Auswärts |
1
|
1
|
7
|
9
|
Gesamt |
7
|
2
|
9
|
18
|
Quelle: Fussballdaten.de
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