Vorbericht: 18. Spieltag | Rot-Weiss Essen - 1. FC
Kaiserslautern
Wenn sonst nichts bleibt,
bleibt immerhin die Nostalgie: Dies scheint
zurzeit das Motto an der Hafenstraße zu sein.
Kurz vor den Feierlichkeiten zum hundertjährigen
Bestehen wagen fast alle Fans einen Blick zurück
auf die Vereinsgeschichte. Auch in dieser Hinsicht
wird am Freitagabend eine ganz besondere Partie an
der Hafenstraße angepfiffen. Rot-Weiss Essen
gegen den 1. FC Kaiserslautern, so lautete auch die
Paarung im Endspiel um die deutsche Meisterschaft
im Jahre 1955. Auf der einen Seite spielten Gottschalk,
Rahn und Islacker, auf der anderen Seite die Brüder
Walter und Eckel. Penny Islacker war es schließlich,
der RWE zum größten Vereinserfolg schoss.
Durch den 4:3 Sieg in Hannover war Essen im siebten
Fußballhimmel.
Heute sieht die Realität für beide Mannschaften
ganz anders aus. Die Akteure der damaligen Zeit könnten
das Grauen bekommen, wenn sie ihre Enkel
betrachten würden. Während
RWE mal wieder auf den Sprung in das Amateurlager
steht, muss sich der FCK im Aufstiegskampf gegen die
harte Konkurrenz aus Duisburg, Rostock und Karlsruhe
durchsetzen. Die Ansprüche sind hoch, wenn auch
auf unterschiedlichen Niveaus, allerdings ist der
Ertrag bisher niedrig. Es bleiben noch 17 Spiele,
um die erstrebenswerten Ziele zu erreichen.
Das Ziel Wiederaufstieg läuft bei Kaiserslautern
auf Hochtouren. Schließlich ist das Publikum
auf dem Betze anderen Fußball gewöhnt.
Für dieses Unternehmen wurden auf dem dünnen
Transfermarkt mit Benjamin Auer, Silvio Meißner,
Grégory Vignal, Emeka Opara und Christoph Werner
gleich fünf Neuzugänge. Für das ewige
Talent Benjamin Auer, der in den letzten Jahren
häufiger das Trikot wechselte, wird wahrscheinlich
die letzte Chance sein, sich im Profibereich zu beweisen.
Silvio Meißner, der wie Auer auf Leihbasis bis
zum Sommer in die Pfalz wechselte, erhält mit
seinen 33 Jahren auch noch mal die Möglichkeit,
mehr Spielanteile als beim VFB Stuttgart zu erhalten.
Der Aufstiegskampf wird für die Pfälzer
angesichts der Konkurrenz enorm hart, dennoch ist
mit bisher erzielten 30 Punkten noch alles drin.
Im Gegensatz zum Gegner aus der Pfalz lassen sich
die Meldungen von der Hafenstrasse kaum besser als
mit dem Titel des berühmten Romans von Erich
Maria Remarque umschreiben: Im Westen nichts Neues.
Bisher konnte nicht ein einziger Neuzugang präsentiert
werden. Die Personalien Langerbein und Ristau sind
immer noch auf der Gehaltsliste zu finden, nur mit
van Lent und Stefulj konnte man sich auf die Auflösung
des Vertrags verständigen. Letzterer kehrte bereits
zu seinem Heimatverein NK Medjimurje in die erste
kroatische Liga zurück. Nicht einmal eine eindeutige
Aussage über Erfolg oder Nichterfolg des Trainingslagers
konnte getroffen werden. Fragt man den sportlichen
Leiter Janssen, bot Zypern optimale Bedingungen zur
Vorbereitung. Trainer Köstner sprach allerdings
von schlechten Bedingungen auf der Mittelmeerinsel.
Keine Neuzugänge, ein scheinbar interner Machtkampf
zwischen sportlichen Leiter und Trainer, eher schlechte
Bedingungen im Trainingslager, keine aussagekräftigen
Testspielergebnisse: Würden die Flutlichter im
Georg-Melches-Stadion morgen nicht angehen, es wäre
wohl sehr duster an der Hafenstraße 97a.
Doch das Wort Aufgeben befindet sich nicht
im Essener Wortschatz. Alle Fans hoffen auf eine Leistungsexplosion
bei den noch vorhandenen Spielern. Es stellt sich
aber bei einigen von ihnen die Frage, ob eine Steigerung
überhaupt möglich ist. Über Haeldermans
und Wehlage weiß man nur, wie stark sie in der
Regionalliga waren, aber über das Leistungsvermögen
in Liga zwei kann man kaum Aussagen treffen. Beide
werden beim Rückrundenauftakt gegen Kaiserlautern
noch fehlen. Bei Paulo Sergio ist der Fall noch schwieriger,
durch seine Verletzungsanfälligkeit weiß
man so gut wie nichts über sein Können oder
Nichtkönnen. Es bleiben viele Unklarheiten, mit
13 erzielten Punkten steht die Mannschaft mit dem
Rücken zur Wand. Das Hoffen auf ein rot-weißes
Wunder hat begonnen. Ein Sieg gegen den FCK könnte
die Welt rund um die Hafenstraße wieder freundlicher
aussehen lassen.
(pd)
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