Vorbericht: 15. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Spvgg.
Greuther Fürth
Zum Siegen verdammt
Wenn Rot-Weiss Essen am Freitagabend um 18 Uhr
im Georg-Melches-Stadion auf die SpVgg Greuther-Fürth
trifft, sind die Vorzeichen klar. RWE braucht nach
einer unfassbaren Niederlagenserie,
die auch der neue Trainer bislang nicht beenden konnte,
unbedingt einen Sieg, um das rettende Ufer nicht aus
den Augen zu verlieren. Der Gegner aus dem Frankenland
dagegen möchte nach vier sieglosen Spielen den
sich abzeichnenden Negativtrend stoppen und den Kontakt
zur oberen Tabellenhälfte nicht verlieren.
Beide
Teams sind also aus der Erfolgsspur geraten, wobei
die Zielsetzungen kaum unterschiedlicher sein können.
Während es für RWE nur um den Klassenerhalt
gehen kann, soll in Fürth nach einigen vergeblichen
Anläufen mit vier fünften Plätzen in
den vergangenen fünf Jahren endlich der Aufstieg
in das Fußball-Oberhaus gelingen und
das mit einem der kleinsten Etats der Liga, wenn man
den Angaben des Kicker-Sportmagazins Glauben schenken
darf. Nach einem holprigen Saisonstart konnte man
sich zwischenzeitlich bis auf drei Punkte an den Tabellendritten
heranarbeiten; drei Unentschieden in Folge und die
Niederlage am vergangenen Spieltag gegen Köln
lassen in Fürth jedoch die Hoffnungen auf ein
ernsthaftes Mitmischen um einen der ersten drei Plätze
auf ein Minimum zurückfallen.
Die SpVgg Greuther-Fürth, der im Jahre 1996 die
Fußballabteilung des Bayern-Pokalschrecks TSV
Vestenbergsgreuth beitrat, kann eine lange Tradition
aufweisen. In der Vorkriegszeit gehörten die
Kleeblätter zu den Aushängeschildern des
deutschen Fußballs; drei deutsche Meisterschaften
(1914, 1924, 1929) wurden in dieser Zeit im Stadion
Ronhof gefeiert, das inzwischen den weniger
traditionsbewussten Namen Playmobil-Stadion
trägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ
man 1950 noch einmal überregional mit einer süddeutschen
Meisterschaft aufhorchen, danach ging es für
den Verein jedoch stetig bergab. Durch finanzielle
Probleme rutschte der Verein nach und nach bis in
die Viertklassigkeit ab, wo man Ende der 80er Jahre
schon
kurz vor dem Exitus stand. 1991 gelang trotzdem die
Rückkehr in die damals drittklassige Bayernliga
und durch die Fusion mit Vesternbergsgreuth 1996 gelang
schließlich auch die sportliche Wiedergeburt
des Traditionsvereins. Mit den besten Spielern aus
Fürth und Vestenbergsgreuth wurde eine Mannschaft
zusammengestellt, die die Bayernliga dominierte, so
dass bereits im Jahr Eins nach der Fusion die Rückkehr
in die Zweite Bundesliga gelang. Dieser gehört
man mit Ausnahme eines einjährigen Intermezzos
in der Regionalliga bis heute an.
Mit Reisinger, Timm und Kukukovic hat Fürth talentierte
und bekannte Stürmer in ihren Reihen, die bislang
allerdings weitgehend hinter den in sie gesetzten
Erwartungen zurückblieben. Bester Schütze
ist demnach auch kein Stürmer, sondern Abwehrrecke
Thomas Kleine, der mit einer Körpergröße
von 191 cm nach Standardsituationen bereits fünf
Mal einnetzen konnte. Aber auch sein Innenverteidigerkollege
Andre Mijatovic kann bereits drei Tore vorweisen,
so dass unsere Abwehr insbesondere vor Fürther
Freistößen gewarnt sein sollte. Da Trainer
Benno Möhlmann trotz der unbefriedigenden Tabellensituation
einer festen Stammelf weitgehend das Vertrauen schenkt
und keine großen Verletzungssorgen zu beklagen
hat, wird sich wohl das Aussehen der Mannschaft im
Vergleich zum Köln-Spiel kaum ändern.
Anders sieht die Situation in Essen aus: gesperrte
(Younga-Mouhani), angeschlagene (Löbe), verletzte
(Grammozis, van Lent) oder leistungsschwache (unaufzählbar)
Spieler zwingen den Trainer immer wieder zu Umstellungen.
Gesetzt scheint nur die Hintermannschaft mit Zaza,
Bemben, Kläsener, Hysky und Bieler zu sein. Ob
Kiskanc und Calik nach einer abermals schwachen Vorstellung
in Rostock erneut in der Startformation stehen werden
bleibt abzuwarten. Im Sturm könnte Boskovic neben
oder anstelle von Löbe eine Chance von Beginn
an erhalten, auch wenn er im U23-Spiel gegen Düsseldorf
II kaum überzeugen konnte.
Wer auch immer auflaufen wird gegen Fürth
reichen nicht mehr Kampfgeist und warme Worte darüber
aus, wie lange man doch wacker mit dem Gegner mithalten
konnte, es zählt ausschließlich ein Sieg.
Der Neue-Trainer-Effekt ist schon verpufft,
ohne dass er überhaupt richtig eingetreten ist.
Eine weitere Niederlage würde wohl auch schon
die Hoffnung auf eine erfolgreiche Rückrunde
nehmen, denn eine Siegesserie für den Klassenerhalt
wird man von dieser Mannschaft kaum erwarten können.
Und im Hinblick auf torgefährliche Nachverpflichtungen
in der Winterpause würde man als Tabellenletzter
auch nicht die besten Argumente haben...
(mj)
Bilder: 2. Bundesliga 04/05 - Rot-Weiss Essen -
Spvgg Greuther Fürth 0:2 - 08.05.2005 (jwd)
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